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Casting fuer die Liebe

Titel: Casting fuer die Liebe
Autoren: Anna Ludwig
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sagt Paula und meint damit nicht nur den Heimweg. Sie gibt Isabel einen Kuss aufdie Stirn, drückt mich kurz – und fährt dann hupend und mit quietschenden Reifen davon, wie es ihre Art ist.

    Aufgeregt machen Isabel und ich uns auf den Weg in das große Fabrikgebäude.
    Auf dem Gelände davor stehen vereinzelt Mädchen herum und unterhalten sich.
    Wir gehen durch den Eingang und folgen den handgeschriebenen Zetteln, die uns den Weg in den ersten Stock weisen. Dort müssen wir uns erst mal in eine Liste eintragen, die am Empfang ausliegt, und die schriftliche Einverständniserklärung unserer Eltern abgeben. Erst dann bekommen wir eine Wartenummer zugeteilt.
    Vor uns stehen eine ganze Reihe Mädels und es dauert eine Weile, bis wie drankommen.
    Miri und Manu sind nirgendwo zu sehen. Aber das Gebäude ist so weitläufig und hier sind so viele Mädels, dass das auch kein Wunder ist.

    »Wir haben die Nummer 123«, sagt Isabel, nachdem wir endlich unseren Namen, das Alter und die Anschrift in die Liste geschrieben haben.
    »Na, wenn das keine Glückszahl ist!«, grinse ich.

    Dann heißt es wieder warten.
    »Hast du eine Ahnung, wie lange das dauert?«, frage ich ein Mädel, das angespannt auf seinen Nägeln herumkaut.
    »Die haben gesagt, so zwei bis drei Stunden!«, erklärt sie.
    »Na super«, stöhne ich.
    »Dann holen wir uns am besten irgendwo was zu lesen«, schlägt Isabel vor. »Draußen hab ich einen Kiosk gesehen.«

    Wir besorgen uns ein paar Zeitschriften und setzen uns damit auf eines der Sofas, die überall herumstehen.
    Immer wieder fällt unser Blick auf die große Tür, über der blinkend die Nummer angezeigt wird, die als Nächstes dran ist.
    Die Mädels, die zum Casting durch diese Tür gehen, sehen eigentlich ganz normal aus. So wie wir. Aber in der Anzeige stand ja auch, dass keine Modeltypen gesucht werden.
    Manche haben sogar ihre Eltern mitgebracht. Man kann ihnen förmlich ansehen, wie peinlich ihnen das ist.

    Je höher die Nummer ist, die aufgerufen wird, umso feuchter werden meine Hände.
    Hoffentlich muss ich da drin keine Hände schütteln. Das wäre mir ganz schön unangenehm mit meinen klebrig nassen Pfoten.

    Leider scheint der Ausgang aus dem Castingraum auf der anderen Seite zu sein. Es kommt niemand wieder heraus, den wir ein bisschen ausquetschen könnten, was da drinnen so vor sich geht.
    »Vielleicht werden die alle aufgefressen!«, witzelt Isabel und lacht nervös.

    Als die Nummer 93 aufgerufen wird, rutschen Isabel und ich beinahe vom Sofa.
    Es sind Miri und Manu – in Röcken, die so kurz sind, dass man eigentlich eher von Gürteln sprechen müsste. Miri ist grell geschminkt und Manu hat Stöckelschuhe an, die fast bis zum Mond reichen.
    »Die sehen aus, als würden sie zu einem Maskenball gehen«, kichert Isabel.
    »Jetzt würde ich mich zu gern als Mäuschen verkleiden und gucken, was Philipp dazu sagt«, gluckse ich.

    Aber selbst als Maus getarnt würde ich nicht herausfinden, wie Philipp Miris und Manus Aufzug findet.
    Isabel und ich sind ziemlich erstaunt, als uns 30 Nummern später im Castingraum nur ein Kameramann und eine junge, Kaugummi kauende Frau empfangen.
    Jetzt erfahren wir, dass alle Mädchen lediglich auf Video aufgenommen und den Jungs erst ein paar Tage später vorgespielt werden.
    Ein Glück, dass ich nicht mehr in Philipp verliebt bin.
    Die Enttäuschung wäre sonst grenzenlos!

    »So. Dann stellt euch bitte in Position.« Die Frau mit dem streng zurückgebundenen Pferdeschwanz guckt uns auffordernd aus schmalen, dunkeln Augen an.
    Aufgeregt treten Isabel und ich vor die Kamera.
    Ich weiß auf einmal gar nicht mehr, wohin mit meinen schweißnassen Händen. Sie hängen wie zwei Fremdkörper an mir. Wozu braucht man in solchen Situationen überhauptHände? Neben dem Teleskoparm sollte ich dringend auch die einfahrbare Hand erfinden.

    »Nicht nach da!« Die Leiterin des Castings schüttelt lächelnd den Kopf. Sogar in der Aufregung erkennen wir, dass es ein künstliches Lächeln ist.
    »Stellt euch bitte dorthin, wo die Kreuze sind!«
    Erschrocken gucken Isabel und ich auf den Boden. Tatsächlich, da sind mit Klebeband zwei Kreuze markiert.
    »Na also!« Die junge Frau atmet hörbar aus, als Isabel und ich endlich an der richtigen Stelle stehen. »Und jetzt bitte: Kreischt, was das Zeug hält!«
    »Wie? Kreischen?«, will Isabel wissen.
    »Na, kreischen eben«, meint die Frau ungeduldig, »Ihr sollt Fans spielen, die total durchdrehen, wenn sie
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