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Castillo der Versuchung

Castillo der Versuchung

Titel: Castillo der Versuchung
Autoren: Lynne Graham
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trug ihn nur, weil sie dachte, ein Rock sähe formeller aus als die Jeanshosen, die sonst ihre sehr überschaubare Garderobe bestimmten. All ihre Sachen stammten aus Kleiderspenden, und waren alles andere als Designerstücke. Jetzt wartete Sophie geduldig, bis die Empfangsdame geruhte, von ihrer Anwesenheit Notiz zu nehmen, nachdem sie ausgiebig mit einer Kollegin getratscht und einen Telefonanruf beantworten hatte.
    Im Wartezimmer setzte sich Sophie ans Fenster und beobachtete, wie eine große Limousine sich auf der vergleichsweise schmalen Straße ihren Weg bahnte und dadurch ein Verkehrschaos auslöste. Wenig später blieb das lange silberfarbene Fahrzeug stehen, und ein uniformierter Chauffeur stieg aus. Ungerührt von dem Gehupe, mit dem die anderen Verkehrsteilnehmer gegen das Hindernis protestierten, öffnete er eine der hinteren Türen.
    Als der Fahrgast heraussprang und sich zu beträchtlicher Größe aufrichtete, stockte Sophie der Atem. Ihre grünen Augen weiteten sich ungläubig. Das konnte doch nicht Pablos herrischer großer Bruder Antonio Rocha sein! Erschrocken wich sie zurück und stellte sich seitlich neben das Fenster, blickte aber weiterhin wie gebannt hinaus. Es war Antonio. Sophie bekam weiche Knie.
    Da war er, der Mann, der jedes ihrer Vorurteile Lügen gestraft und aus ihr im Handumdrehen ein hilfloses, wimpernklimperndes Mädchen gemacht hatte. Bei diesem Gedanken wäre sie vor Scham am liebsten im Boden versunken. Seit jenem Tag waren nun fast drei Jahre vergangen. Sophie hatte sich immer wieder gesagt, dass Antonio nicht halb so umwerfend ausgesehen haben konnte, wie er ihr damals vorgekommen war. Aber nun war er plötzlich aus Fleisch und Blut hier aufgetaucht, und Sophie spürte deutlich, dass sie sich nichts mehr vormachen konnte. Bereits über diese Entfernung war seine Anziehungskraft auf sie so beunruhigend stark, dass sie unwillkürlich die Zähne zusammenbiss.
    Sein glänzendes schwarzes Haar trug er modisch kurz. Aus seinen klassischen Zügen sprach stolze Männlichkeit, die überall, wo er auftrat, Bewunderung bei der Damenwelt hervorrief. Nicht nur sein Gesicht glich dem eines griechischen Gottes, sondern sein gesamter Körperbau: Er hatte breite Schultern, schmale Hüften und lange, muskulöse Beine. In seinem modischen Designeranzug sah er einfach umwerfend aus. Erst als er mit langen Schritten auf das Notariat zuging, löste sich Sophie aus ihrer Erstarrung. Sie begann zu hinterfragen, was sie gesehen hatte. Warum hielt sich Antonio in England auf? Und was hatte er auf der Sheppeyinsel verloren, wo reiche Adelige eine ebenso große Seltenheit waren wie Pinguine in der Wüste? Mit Sicherheit hielt er sich nur in Sheerness auf, um denselben Termin wahrzunehmen, für den auch sie hergebeten worden war. Anders ließ sich dieses scheinbar zufällige Zusammentreffen nicht erklären.
    Sie eilte zur Tür, die zum Eingangsbereich des Notariats führte, in dem inzwischen Hektik ausgebrochen war. Die Empfangsdame, die Sophie bei ihrem Eintreffen wortkarg abgefertigt hatte, stand nun mit einem strahlenden Lächeln stramm. Ein gut gekleideter älterer Mann begrüßte Antonio unter ständigen Verbeugungen und murmelte dabei unterwürfig: „Ihre Exzellenz.“
    Als hätte Antonio Sophies Anwesenheit gespürt, wandte er jetzt stolz seinen dunkelhaarigen Kopf. Seine Augen erschienen im Sonnenlicht beinahe goldfarben, und sein Blick traf den ihren. Sophie verspürte ein Kribbeln im Bauch, ihr Mund wurde ganz trocken, und ihr Herz begann zu rasen. Sie fühlte sich dermaßen überwältigt von diesen Gefühlen, dass sie panisch reagierte. „Was zum Teufel, machst du denn hier?“, fragte sie Antonio herausfordernd.
    Obwohl Antonio von ihrem unerwarteten Erscheinen ebenfalls überrascht war, ließ er sich nichts anmerken. Mit einem Blick sog er jede Einzelheit Sophies in sich auf, die an der Tür stand, als wäre sie auf dem Sprung. Sie hatte die Figur und die Anmut einer Tänzerin. Beinahe wirkte sie wie ein Schmetterling, der stets darauf gefasst war, bei der geringsten falschen Bewegung davonzufliegen. Wilde blonde Locken umrahmten ihr zartes Gesicht mit den großen grünen Augen, der sommersprossigen Stupsnase und dem schönen vollen Kussmund. Antonio musste sich zusammenreißen, um sie nicht fasziniert anzustarren und die in ihm aufkeimenden Gefühle der Leidenschaft zu unterdrücken.
    „Ich habe dich etwas gefragt, Antonio …“ Um zu verbergen, dass ihre Hände zitterten, verschränkte
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