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Castillo der Versuchung

Castillo der Versuchung

Titel: Castillo der Versuchung
Autoren: Lynne Graham
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Immerhin war ihm sehr wohl bewusst, wie erpicht seine Großmutter darauf war, dass er endlich in den Ehestand trat. „Mit Verlaub, Großmutter … aber ich glaube nicht, dass ein derart großes Opfer notwendig sein wird.“
    „Ein Baby braucht eine Mutter. Ich bin zu alt für diese Rolle, und vom Personal kann man nicht verlangen, dass es diese Lücke füllt. Du bist häufig auf Reisen“, erinnerte ihn Doña Ernesta. „Nur eine Ehefrau würde gewährleisten, dass das Kind immer ausreichend umsorgt wird.“
    Je länger Antonio ihr zuhörte, desto ernster wurde sein Gesichtsausdruck. „Ich brauche keine Ehefrau.“
    Scheinbar ungerührt sah Doña Ernesta auf und schenkte ihrem Enkel ein verständnisvolles Lächeln. „Dann kann ich dir nur meine Bewunderung aussprechen. Offensichtlich hast du die Angelegenheit schon wohl durchdacht …“
    „Ja, das habe ich, und zwar gründlich“, erklärte Antonio bestimmt. Die Unschuldsmiene seiner Großmutter konnte ihn nicht täuschen.
    „Und du bist bereit, deine gesamte Freizeit deiner Nichte zu opfern? Schließlich wird sie vor allem deine Aufmerksamkeit beanspruchen, da du ihre wichtigste Bezugsperson bist.“
    Diesen Aspekt hatte Antonio nicht bedacht. Er war überhaupt nicht geneigt, einen derartigen Einsatz auch nur in Betracht zu ziehen. Nur schwerlich konnte er sich in der Rolle eines ständig verfügbaren Vaters vorstellen. Allein der Gedanke daran war lächerlich. Er war der Marqués de Salazar, das Oberhaupt einer alten Adelsfamilie, und noch dazu ein mächtiger und einflussreicher Geschäftsmann, dem mehrere Tausend Angestellte unterstanden. Seine Zeit war viel zu wertvoll, und seine wichtigen Geschäfte konnten unmöglich ohne ihn laufen. Was wusste er schon von Kindern, geschweige denn von Babys?
    Andererseits erschienen ihm eheliche Verpflichtungen auch nicht viel verlockender als eine lebenslange Gefangenschaft.
    Als sie Lydias Hemdchen wechselte, konnte Sophie einfach nicht widerstehen und drückte ihrer Nichte einen geräuschvollen Kuss auf das Bäuchlein. Vor Vergnügen glucksend und strampelnd streckte ihr die Kleine die Arme entgegen. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    „Manchmal frage ich mich, wer von euch beiden eigentlich das Kind ist!“, bemerkte Norah Moore, eine dünne Frau mit grauen Haaren. Ihr nicht besonders großer, aber dafür umso besser gebauter Sohn Matt stellte unterdessen den alten Hochstuhl neben den Küchentisch.
    Die kleine und zierliche Sophie strich sich mit einer wehmütigen Geste die Locken aus der Stirn. Sie war versucht, Norah zu gestehen, dass die Trauer um ihre Schwester Belinda, der Stress und die viele Arbeit ihr allmählich das Gefühl gaben, mehr als hundert Jahre alt zu sein. Um sich über Wasser halten zu können, hatte sie schon immer kämpfen müssen, aber seit Lydias Geburt brauchte sie sogar zwei Jobs. Ihr Haupteinkommen verdiente sie als Putzfrau bei den Moores. Mutter und Sohn waren die Inhaber des Campingplatzes, auf dem Sophie nun schon fast vier Jahre lebte. Zurzeit reinigte sie die Wohnwagen, die während der Ferien vermietet wurden. Aber viele Leute, die sich wie sie keine Wohnung leisten konnten, lebten hier das ganze Jahr über. Indem sie Kleider für ein exklusives Versandunternehmen bestickte, verdiente sie sich noch etwas dazu. Trotz der zahlreichen Arbeitsstunden und des vergleichsweise niedrigen Lohns war Sophie dankbar für jede Beschäftigung, die es ihr erlaubte, sich gleichzeitig um Lydia zu kümmern.
    „Aber ich weiß, wer von euch beiden die Hübschere ist“, erklärte nun Matt.
    Während Sophie Lydia in ihrem Hochstuhl anschnallte, versuchte sie, seinem verzückten Blick auszuweichen. Dabei fragte sie sich, warum sich immer die falschen Männer in sie verliebten. Sie mochte Matt und hatte sich wirklich bemüht, ihn attraktiv zu finden. Er arbeitete hart, war ehrlich und bescheiden – verfügte also über Eigenschaften, die ihrem verantwortungslosen Vater völlig gefehlt hatten. Jede vernünftige Frau hätte Matt wohl als wahren Glücksgriff betrachtet. Wie so oft wünschte sich Sophie, auch eine von diesen vernünftigen und klugen Frauen zu sein.
    „Im Augenblick interessiert Sophie wahrscheinlich mehr, weshalb dieser Notar sie heute zu sich bestellt hat“, fuhr Norah ihren Sohn an. „Ich verstehe nicht, warum Belinda überhaupt ein Testament gemacht hat, obwohl sie nichts zu vererben hatte.“
    „Wegen Lydia“, antwortete Sophie. „Belinda hat das Testament aufsetzen lassen,
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