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Castillo der Versuchung

Castillo der Versuchung

Titel: Castillo der Versuchung
Autoren: Lynne Graham
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war ihr Lebensstil wohl kaum mit der Pflege und Erziehung eines kleinen Kindes vereinbar. Deshalb hielt Antonio es für unerlässlich, sofort einzuschreiten.
    Er hatte Sophie auf der Hochzeit von Pablo und Belinda kennengelernt. Die deutlichen Unterschiede zwischen den beiden Schwestern verwunderten nicht nur ihn, sondern auch seine konservative Familie. Während Belinda über das gefällige Auftreten und die geschliffene Sprache der englischen Oberschicht verfügte, hätte man meinen können, dass Sophie aus einem vollkommen anderen Umfeld stammte. Obwohl seine Muttersprache Spanisch war, beherrschte sogar Antonio die englische Grammatik besser als sie. Doch während er nun über diese unerklärlichen Unterschiede zwischen den beiden nachdachte, verklärte sich sein kritischer Blick. Unwillkürlich erinnerte er sich auch an Sophies lange blonde Lockenmähne und ihre funkelnden grünen Augen. Sie war keine Schönheit im klassischen Sinn wie ihre Schwester. Trotzdem hatte die jüngste und kleinste der Brautjungfern am Tag der Hochzeit Antonios Aufmerksamkeit immer wieder auf sich gezogen. Schon bald war er sich allerdings der Tatsache bewusst geworden, dass sich offenbar keiner der anwesenden Männer ihren Reizen entziehen konnte.
    Aber er rief sich ins Gedächtnis zurück, dass ihre magische Wirkung auf ihn nur von kurzer Dauer gewesen war. Verächtlich verzog er seinen Mund. Sophie war sexy und unglaublich weiblich, aber eben auch leicht zu haben. Dies war ihm schlagartig klar geworden, als er zufällig beobachtete, wie sie im Morgengrauen mit einem jungen Mann und völlig zerknitterter Kleidung von einer heißen Liebesnacht am Strand ins Hotel zurückgekehrt war. Sie schien nicht besser zu sein als all die Touristen, die nach Spanien kamen, um sich übermäßigem Alkoholkonsum und Abenteuern mit Gelegenheitsbekanntschaften hinzugeben.
    „Ein kleines Mädchen, mein erstes Enkelkind“, frohlockte jetzt Doña Ernesta. Ein Lächeln erhellte ihre ernsten Züge, und ihr war deutlich anzumerken, wie aufgeregt und gerührt sie war. „Lydia ist ein hübscher Name, und ein Baby wird wieder Leben in das Castello bringen.“
    Antonio hätte am liebsten laut aufgestöhnt, musste aber zugeben, dass er selbst es bisher nicht eilig gehabt hatte, Vater zu werden. Mit seinen knapp dreißig Jahren hegte er nicht den leisesten Wunsch, schon jetzt für Nachkommen zu sorgen. Auch sonst interessierte er sich nicht sonderlich für Babys und machte bei Familienfeiern üblicherweise einen großen Bogen um die schreienden Bündel. Seiner Meinung nach waren heulende Kinder nur in den Augen ihrer stolzen Eltern reizvoll. Wie durch ein Wunder übersahen sie, dass Babys schrecklich laut waren und wahnsinnig viel Arbeit machten.
    „Zweifelsohne wird ein Baby das Castello verändern“, murmelte Antonio trocken. Insgeheim beschloss er, das Kinderzimmer und die angrenzenden Bedienstetenräume im wenig genutzten Ostflügel so schnell wie möglich renovieren zu lassen. Er würde außerdem das notwendige Personal einstellen, damit das Kind rund um die Uhr betreut werden konnte, ohne dass man ihn behelligen musste.
    Er gab unumwunden zu, dass er sein Leben genauso mochte, wie es war. Schließlich hatte er lange Zeit unglaublich hart gearbeitet, um den Schaden wiedergutzumachen, der dem Familienbesitz der Rochas durch Pablos Veruntreuungen entstanden war. Während sein jüngerer Bruder über die Stränge schlug, hatte Antonio bis zu achtzehn Stunden am Tag gearbeitet. Persönliche Interessen und Freizeit waren für ihn ein Luxus gewesen, den er sich nicht leisten konnte. Inzwischen hatte er allerdings so viele Reichtümer geschaffen, dass er sich unübertrieben als Milliardär bezeichnen konnte. Seitdem genoss er einen äußerst gehobenen Lebensstandard, ein wunderbares gesellschaftliches Leben und die Freiheit, tun und lassen zu können, was er wollte.
    Aber er spürte auch, dass Veränderungen in der Luft lagen. Er war nun persönlich für Pablos Tochter verantwortlich und betrachtete es als seine Pflicht, sich um das verwaiste Kind zu kümmern und es mit nach Spanien zu nehmen. Schließlich war das Mädchen mit ihm blutsverwandt und Teil seiner Familie.
    „Natürlich wirst du heiraten müssen“, flötete plötzlich seine Großmutter. Antonio drehte sich erschrocken zu der alten Dame um, die ihre Aufmerksamkeit geflissentlich auf ihre Stickerei gerichtet hielt. In seinen dunkelbraunen Augen spiegelte sich teils Verärgerung, teils Belustigung.
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