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Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)

Titel: Carre, John le -Ein Mord erster Klasse (Smiley Bd 2)
Autoren: Unbekannt
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Herumtreiber und
hatte, seitdem er die Schule verlassen hatte, nicht viel anderes getan, als
Mädchen nachzulaufen und in Schwierigkeiten zu geraten. Stella kannte ihn,
woher, weiß ich nicht, und winkte ihm, sowie wir uns gesetzt hatten. Johnnie
kam herüber, und Stella forderte ihn auf, noch einen Stuhl zu bringen und sich
zu uns zu setzen. Der Geschäftsführer warf Dolchblicke, wagte aber nichts zu
tun, weil sie Samuel Glastons Tochter war. Johnnie blieb während des ganzen
Essens da, und Stella sprach mit ihm über die Schule, und wie ich denn so
gewesen wäre. Johnnie gefiel das großartig, er wurde frech und sagte, ich sei
ein Streber, ein braver Junge und so weiter gewesen und wie er mich herumgeboxt
habe - fast lauter Lügen, und Stella stachelte ihn auf. Ich stellte sie
hinterher zur Rede und sagte, ich bezahlte nicht gutes Geld im >Delphin<
dafür, um mir von Johnnie eine Menge Aufschneidereien anzuhören, und sie fuhr
so rasch wie eine Katze auf mich los. Es sei ihr Geld, sagte sie, und Johnnie
sei immer noch so gut wie ich. Dann tat es ihr leid, sie küßte mich, und ich
tat so, als verzeihe ich ihr.«
    Schweiß
trat ihm ins Gesicht; er sprach rasch, die Worte überschlugen sich. Es war, als
erinnere sich jemand eines Alpdrucks, als sei die Erinnerung noch da, die
Furcht erst halb verschwunden. Er machte eine Pause und sah Smiley scharf an,
als erwarte er von ihm eine Äußerung, doch Smiley schien an ihm vorbeizusehen,
das Gesicht teilnahmslos; die weichen Umrisse seiner Züge waren hart geworden.
    »Dann
gingen wir nach Carne. Ich war gerade Abonnent der >Times< geworden und
sah die Anzeige. Sie suchten einen Lehrer für Naturwissenschaft, und ich
bewarb mich. Mr. D'Arcy interviewte mich, und ich bekam die Stelle. Erst als
wir nach Carne kamen, erkannte ich, daß das, was ihr Vater gesagt hatte, wahr
war. Sie war vorher nicht besonders auf ihre Sekte erpicht gewesen, aber
sobald sie hier angekommen war, engagierte sie sich in großem Stil dafür. Sie
wußte, es würde falsch aussehen, würde mich verletzen. Branxome hat eine schöne
große Kirche; es war nichts Sonderbares daran, zum Branxome-Bethaus zu gehen.
Aber in Carne war das anders; Carnes Bethaus ist ein kleines abgelegenes
Gebäude mit einem Blechdach. Sie wollte anders sein als die anderen, wollte die
Schule und mich kränken, indem sie die Demütige spielte. Es hätte mir nichts
ausgemacht, wenn es ihr ernst gewesen wäre, aber das war es nicht; Mr. Cardew
wußte es. Er lernte Stella kennen. Ich glaube, ihr Vater sagte es ihm;
jedenfalls war Mr. Cardew schon vorher im Norden gewesen und kannte die Familie
gut. Nach allem, was ich weiß, schrieb er an Mr. Glaston oder ging wohl hin und
besuchte ihn.
    Sie fing
hier ganz gut an. Die Leute aus der Stadt waren alle entzückt, sie zu sehen -
eine Frau aus dem College, die zum Bethaus kam, das hatte es nie zuvor gegeben.
Dann machte sie sich daran, den Aufruf für die Flüchtlinge zu organisieren -
Kleider zu sammeln und so weiter. Miss D'Arcy machte das für die Schule, Mr. D'Arcys
Schwester, und Stella wollte sie in ihrem eigenen Spiel schlagen - mehr von den
Bethaus-Leuten bekommen, als Miss D'Arcy von der Schule bekam. Aber ich wußte,
was sie tat, Mr. Cardew wußte es auch, und am Ende wußten es auch die
Stadtleute. Sie lauschte. Jeden Tropfen Klatsch und Schmutz sammelte sie.
Manchmal kam sie abends nach Hause - Mittwoch und Freitag machte sie ihre
Arbeit für die Gemeinde -, warf ihren Mantel ab und lachte, bis ich meinte, sie
sei verrückt geworden.
    >Ich
hab' sie! Ich habe sie alle!< sagte sie dann. >Ich kenne alle ihre
kleinen Geheimnisse, und ich habe sie in der Hand, Stan.< Das sagte sie
immer wieder. Und die, die es herausbekamen, kriegten allmählich Angst vor ihr.
Sie klatschten alle, weiß der Himmel, aber nicht, um davon zu profitieren wie
Stella. Stella war verschlagen; alles Anständige, alles Gute zog sie in den
Schmutz. Es gab ein Dutzend Leute, die sie genau durchschaut hatte. Da war
Mulligan, der Spediteur; er hatte eine Tochter mit einem Kind bei Leamington.
Irgendwie fand sie heraus, daß sie nicht verheiratet war, daß man sie zu einer
Tante geschickt hatte, um ihr Baby zur Welt zu bringen und da oben neu anzufangen.
Sie rief Mulligan einmal an, es hatte etwas mit einer Rechnung für den Transport
von Simon Snows Möbeln zu tun, und sagte: >Grüße aus Bad Leamington, Mr.
Mulligan. Wir brauchen etwas Mitarbeit.< Sie erzählte es mir - sie kam nach
Hause, schüttelte sich
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