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Carolin - GesamtWerk

Carolin - GesamtWerk

Titel: Carolin - GesamtWerk
Autoren: Juergen Bruno Greulich
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geschrieben. Sie las, dass er sie morgen Abend bei sich zu Hause erwarte, sie solle sein Geschenk tragen und die Kugeln in sich haben. Er könne ihr eine Überraschung versprechen. Angefügt war seine Adresse, er wohnte in einem östlichen Außenbezirk der Stadt, wenige Autominuten von ihr entfernt.
    Nervös legte sie am folgenden Abend nach der Dusche den Strapsgürtel um, streifte die seidigen Strümpfe über die Beine, befestigte sie umständlich an den metallenen Klemmen, fühlte sich hurenhaft, es war befremdlich und nicht ohne Reiz. Hurenhaft, ja, dazu passten die Regeln, die ihr Höschen und BH verboten, zum Glück waren die Brüste fest genug, brauchten keine Stütze. Sie zog ein schwarzes knielanges Kleid über, im seitlichen Schlitz blitzte der Spitzensaum der Strümpfe hervor, es würde Simon vermutlich gefallen. Und die Kugeln? Jetzt gleich? Sie waren ebenso Drohung wie Verlockung, die verbotenen Äpfel im Paradies, einige Male war sie nahe daran gewesen sie auszuprobieren, hatte sie einmal schon in der Hand gehalten und doch wieder weggelegt, sie sollten Lust für Simon wecken, nicht für sie selbst. Sie verstaute sie in der schwarzen Umhängetasche, zog eine kurze Jacke über, war bereit zu fahren.
    Simons Wohnung zu finden war dank der Wegbeschreibung sehr einfach, nur Parkplätze waren rar, sie musste das Auto ein ganzes Stück entfernt abstellen. In der Nähe gab es ein Restaurant, einen Griechen, die Straßen wurden gesäumt von Reihenhäusern und Bungalows mit gepflegten Vorgärten, Simon wohnte in einer besseren Gegend als gedacht. Es war noch hell, aber zum Glück gab es kaum Passanten, niemand sah, wie sie die Kugeln aus der Tasche nahm, ihre Hand unter den Rock glitt und sie in den empfänglichen Schoß drängte. Aufwühlend füllten sie die Höhle aus und bei der geringsten Bewegung kullerten die kleinen Kugeln in ihrem Innern gegen die metallene Außenhaut, brachten sie zum Schwingen, schufen sinnliche Wellen, die sie im ganzen Körper spürte. Vorsichtig stieg sie aus dem Auto aus, blieb einen Moment reglos stehen, konnte ein hervorquellendes Seufzen nicht unterdrücken und ging mit behutsamen kleinen Schritten zum zweigeschossigen Reihenhaus mit der Nummer sechzehn. Ein jüngerer Mann kam ihr entgegen, noch ehe sie den Eingang erreichte. Er streifte sie mit einem verwunderten Blick. Ob er etwas bemerkte, die Sinnlichkeit in ihrer Miene las? Wortlos ging er vorüber und tief atmend drückte sie auf den Klingelknopf neben Simons Namen. Das Summen des Öffners erklang im fast gleichen Moment und sie betrat ein helles Treppenhaus. Simon wohnte im oberen Stock, sie musste einige Stufen erklimmen, fand die Wohnungstür oben einen Spalt weit geöffnet. Aufgewühlt betrat sie eine blau getünchte Diele, sah zwei Türen, die eine geschlossen, die andere halb offen.
    »Simon?«
    »Komm hier herein, nur zu.« Auffordernd klang seine Stimme durch den Türspalt heraus.
    Es war ein seltsamer Empfang. Simon saß in einem großen Wohnzimmer auf einem Sofa. Er trug eine schwarze Jeans und ein rotes Shirt, drehte sich eine Zigarette. Das Zimmer war sparsam eingerichtet mit einem dunklen Schrank, einem Fernseher, einem Computer, einer kleinen Stereoanlage, dem Sofa, zwei Sesseln, einem niedrigen Tisch; einsam stand ein altmodischer Stuhl mit hoher Rückenlehne und rötlich braunem Sitzpolster mitten im Raum. Simon blieb auf dem Sofa sitzen, benahm sich wie ein Pascha, begrüßte sie mit einem kleinen Lächeln und sagte, dass sie doch so nett sein solle, den Wein und die Gläser aus der Küche zu holen, das Wort »bitte« kam dabei nicht von seinen Lippen. Hatte sie es nötig, sich wie eine Dienerin behandeln zu lassen? Anscheinend ja, da sie nicht wusste, wie sie sich gegen seinen Wunsch wehren sollte, und es zudem für ihren Gehorsam eine Belohnung gab, nämlich ein abgrundtief finsteres Kribbeln. Auf der Anrichte stand ein Tablett mit einer Flasche Rotwein, zwei Gläsern, einem Korkenzieher; sie trug es hinaus, stellte es auf den Tisch, entkorkte die Flasche und schenkte ein. Simon beobachtete jede ihrer Bewegungen, las die Zeichen der Erregung in ihrer Miene wie in einem aufgeschlagenen Buch. Platz bekam sie nicht angeboten, sie prostete ihm im Stehen zu und sie nahmen ein Schlückchen. Sein Blick löste sich nicht von ihr und leise belegt klang seine Stimme. »Haben dir meine Geschenke gefallen?« — Gefallen? Sie waren seltsam, aber nicht ohne Reiz, wie sie sich eingestehen musste. Doch waren ihr diese
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