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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten
Autoren: Elizabeth Woods
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Bett herum. Dabei schüttelte sie das Röhrchen über ihrem Kopf.
    »Zommmbies!«, rief Cara ebenfalls und hüpfte neben ihrer Freundin aufs Bett. Die beiden ließen sich der Länge nach in die Laken fallen und brachen in hysterisches Gelächter aus. Cara rollte sich auf den Rücken und sah ihre Freundin an. Zoes Augen waren fest auf sie gerichtet.
    »Was ist?«, fragte Cara.
    Ein winziges Lächeln zuckte über Zoes Gesicht. Sie setzte sich auf, und mit einer flinken Bewegung hatte sie den weißen Deckel abgeschraubt und die Tabletten vor sich auf dem Bett ausgekippt.
    Cara setzte sich ebenfalls auf. Beide starrten den kleinen Haufen leuchtend blauer Kapseln an, als warteten sie darauf, dass die Pillen lebendig würden. Zoe streckte ihre Hand aus und rührte mit dem Finger darin herum. »Probier mal eine«, sagte sie plötzlich.
    »Was?«
    Zoe nahm eine der Kapseln in die Hand und hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger. »Probier mal eine. Nur um zu sehen, wie es ist.« Sie lächelte, doch ihre Stimme klang leise und beschwörend. Sie hielt Cara die blaue Kapsel hin.
    Cara schüttelte den Kopf. »Ne, danke. Ich habe gerade keine Lust, mich in einen Zombie zu verwandeln.« Sie verdrehte wild die Augen, in der Absicht, ihre Freundin zum Lachen zu bringen.
    Aber Zoe hielt ihr nur weiter die Kapsel hin. »Na, komm schon. Stell dich nicht so an.« Sie rutschte näher an Cara heran. Ihre Gesichter berührten sich fast.
    »Ich stell mich nicht an«, sagte Cara matt.
    »Dann nimm eine.«
    Zoes violette Augen schienen Cara an das Kopfende des Bettes zu nageln. Die Luft im Raum war drückend und schwül. Cara spürte, wie ihr eine Schweißperle das Gesicht herunterlief.
    Plötzlich lehnte Zoe sich zurück. »Kein Problem, Car.« Sie lächelte liebenswürdig. »Ich hab keine Angst. Ich nehm einfach die erste. Dann siehst du, dass es halb so wild ist.« Langsam hob sie die Finger zum Mund.
    »Cara!« Die Stimme drang von draußen zu ihnen herein.
    Die Mädchen zuckten zusammen. Zoe ließ die Tablette erschrocken fallen. Sie rollte vom Bett und kullerte in einen staubigen Winkel des Raums. Cara kletterte aus dem Bett und rannte zum Fenster. Ihre Mutter stand unten auf dem Bürgersteig, den Trenchcoat locker über ihr T-Shirt geworfen, und sah sich besorgt um. »Cara!«, rief sie erneut.
    Cara wirbelte herum. Zoe hockte auf der Bettkante, die Hände in den Schoß gelegt. Sie hatte die Tabletten zurück ins Röhrchen gefüllt, das nun unschuldig auf dem Nachttisch stand.
    »Ich glaub, ich muss los«, sagte Cara.
    »Musst du wohl.« Zoe stand auf und ging mit ihr aus dem Zimmer. Zusammen stiegen sie die schmale Treppe hinunter.
    Im Flur angekommen stieß Cara die Fliegengittertür auf. »Sehen wir uns morgen?«
    Zoe zuckte mit den Schultern. »Weiß noch nicht. Ich hab vielleicht was anderes vor.« Ihr Gesicht war ausdruckslos.
    »Und was ist mit unserem Froschnest?«, stammelte Cara.
    Zoe musterte sie für einen Moment. Dann lächelte sie. »Stimmt. Hab ich ganz vergessen. Willst du morgen früh rüberkommen?«
    Cara nickte. Zoe streckte die Arme aus und drückte Cara fest an sich.
    »Bis morgen«, rief Cara, während sie polternd die Eingangstreppe hinunterrannte.
    »Morgen«, hörte sie Zoes vages Echo.

Kapitel 1
    C ara Lange stand mit ihrer Pausenbrottasche am Eingang der Cafeteria. Der Lärm plappernder Schüler wogte über das Meer weißer Resopaltische hinweg, und ein dunstiger Geruch von Kartoffeln und Zwiebeln drang aus der Küche. Cara zögerte. Sie war sich nicht sicher, ob sie eine weitere Mittagspause als stummes Anhängsel der Leichtathletikmädels überstehen würde. Sie kam sich vor wie ein verkümmertes Organ – überflüssig und nutzlos. Einen Moment lang erwog sie die Möglichkeit, sich auf den Parkplatz zu flüchten und in ihrem gelben 99 er Volvo zu essen. Aber nein. Ganz so erbärmlich war sie nun auch wieder nicht.
    Noch nicht.
    Cara zwang ihre Beine, sie quer durch den braun gefliesten Raum zu tragen. Die Sherman Highschool hatte nicht viele Neuerungen erfahren, seit sie 1975 erbaut worden war – in jener berüchtigten Phase, die als Brutalismus in die Architekturgeschichte eingehen sollte. Auswärtige, die an dem Gebäude vorbeifuhren, hielten die ausgedehnte Anlage am Stadtrand von Des Moines häufig für ein Gefängnis. Cara hätte ihnen ohne Weiteres bestätigen können, dass sie damit gar nicht so falsch lagen.
    Sie schob sich vorbei an den Emo-Typen in ihrer angestammten Ecke, den Hipsters in
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