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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten
Autoren: Elizabeth Woods
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die Stimme am anderen Ende der Leitung zu verstehen, doch es gelang ihr nicht. »Verstanden«, sagte Fitzgerald. Er steckte sich das Funkgerät an den Gürtel. »Sie haben den Namen überprüft«, sagte er zu Stanton. »Wir haben keine Zoe Davis im System. In der Scheune befand sich nur ein einziger Satz von Fingerabdrücken. Sie stimmen mit Cara Langes überein. Und die Perle in Caras Hosentasche passt ebenfalls. Sie gehört zu Alexis Hennings Kette.«
    Stanton nickte. Sie schob ihren Stuhl mit einem kreischenden Geräusch zurück und stand auf. »Mr Lange, Mrs Lange, wir müssen Sie zudem in Kenntnis setzen, dass die Fingerabdrücke an Alexis Hennings Hals mit den Würgemalen an Sydney Powers Leiche übereinstimmen«, erklärte sie. »Bislang hatten wir keine stichhaltigen Beweise, lediglich einen Verdacht. In solchen Fällen ziehen wir es vor, die Öffentlichkeit nicht zu informieren. Doch aufgrund der neuen Beweislage lautet Ms Powers offizielle Todesursache nun nicht mehr Unfalltod durch Ertrinken, sondern Verdacht auf Mord.«
    Caras Eltern schnappten nach Luft. Mom schlug sich die Hand vor den Mund. Cara sprang abrupt auf und warf ihren Stuhl um. Stanton und Fitzgerald fassten sich alarmiert an den Gürtel.
    »Ihr habt Zoe doch schon immer gehasst!«, schrie Cara. Ihre Stimme klang in dem winzigen Raum wie erstickt. »Ihr wart der Meinung, ihre Familie wäre nicht gut genug für mich. Aber nur weil ihr sie hasst, könnt ihr nicht einfach so tun, als würde es sie nicht geben. Ich habe einen Beweis! Ich habe dieses Foto hier.« Sie zog das zerknitterte Foto von sich und Zoe aus der Hosentasche und hielt es ihnen unter die Nase.
    Doch niemand rührte sich. Die Polizeibeamten wechselten einen Blick. Stanton zog die Augenbrauen hoch. Mom und Dad saßen reglos da, die Köpfe geneigt. Cara ließ die Arme sinken. Das Foto entglitt ihren schlaffen Händen und flatterte auf den dreckigen Linoleumboden. Das einsame Mädchen auf dem Fahrrad grinste sie alle aus dem Foto heraus an.

Epilog
    O prah interviewte einen Koch. Er erklärte ihr gerade, warum er Schalotten über alles liebte. Cara seufzte und rutschte auf dem rauen, knubbligen Sofakissen hin und her. Von der Couch im Gemeinschaftsraum bekam sie Ausschlag an den Beinen. »Oprah, das A und O bei Schalotten ist, sie absolut frisch zu verwenden«, verkündete der Koch. Cara fletschte die Zähne und beugte sich vor, um die Familienpackung Vaseline vom Couchtisch zu nehmen. Sie hob nacheinander die Beine und schmierte sich die fettige Paste systematisch auf die wunden, roten Striemen an der Rückseite ihrer Beine.
    Außer dem verblichenen braunen Sofa, auf dem sie selbst saß, befanden sich in dem Raum nur ein durchgesessenes orangefarbenes Zweiersofa und mehrere wackelige Klappstühle, die allesamt dem uralten Fernseher zugekehrt waren. Cara befand sich allein im Raum. Die anderen waren gerade bei ihrer täglichen »Fitness«, von der Cara befreit war, da sie jeden Morgen auf dem Laufband trainierte. Regelmäßige Abläufe seien angeblich gut für sie.
    Nebenan hörte sie Wanda laut aufheulen. Anscheinend versuchte man mal wieder, sie anzuziehen. Sie rannte ständig in ihrem Schlafanzugoberteil über den Flur und behauptete steif und fest, zu einem Termin mit Jesus zu spät zu kommen.
    »Nach einer kurzen Pause geht es weiter.« Oprahs Gesicht verschwand und wurde von einer bierernsten Sprecherin vor einer Wetterkarte ersetzt.
    »Es wird heute überaus ungemütlich da draußen«, säuselte sie. »Schneeregenschauer verteilen sich über den ganzen Tag, also denken Sie an Ihre Handschuhe!«
    Caras Blick wanderte zu dem einzelnen Fenster. Die doppelt verglasten Scheiben waren grün getönt und mit einem Drahtgeflecht verstärkt. Sie würde heute garantiert nicht durch den Schneeregen spazieren.
    Oprah stellte dem Publikum gerade eine Visagistin vor, als Phyllis durch die offene Tür hereingerauscht kam. »Medizin!«, trällerte die Schwester. Heute trug sie einen Kittel, der über und über mit Teddybären bedruckt war. Cara schaltete Oprah aus.
    »Wie geht’s uns denn heute, Cara?«, fragte Phyllis. Sie zog die Vorhänge weiter zurück, um das spärliche Tageslicht hereinzulassen. »Ist Ihnen inzwischen ein bisschen fröhlicher zumute?«
    Cara zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, schon«, erwiderte sie. Sie streckte die Hand aus, und Phyllis schüttete ihr drei Tabletten in die Handfläche. Blau, weiß und rosa. Cara legte sie sich auf die Zunge. Dann drückte ihr
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