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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten
Autoren: Elizabeth Woods
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der Herbstlandschaft ab. Vor der Schaukel blieben sie stehen. »Ethan Gray?«, fragte Fitzgerald.
    Ethan nickte zögerlich.
    »Wir haben Sie gesucht.« Stanton trat einen Schritt vor. »Wir müssen Sie bitten, uns zu folgen, Mr Gray. Nur um uns auf der Wache ein paar Fragen zu beantworten.«
    Ethan blickte von einem Polizisten zum anderen. »Darf ich fragen, worum es geht?«
    Die Gesichter der Beamten blieben ausdruckslos. »Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass die Leiche von Alexis Henning gefunden wurde«, erklärte Stanton. »Mehr können wir Ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.«
    Cara hörte, wie Ethan der Atem stockte. Seine Hände verkrampften sich.
    Alexis war also tot. Das war’s. Sie war tot.
    Cara verspürte einen hysterischen Drang zu lachen. Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange, und zwar heftig. Alexis war tot . Die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht, und ihre Hände rutschten kalt und schlaff von den Ketten ab. Sie spürte, wie sie nach vorn kippte, in Richtung Boden.
    Jemand packte sie an den Schultern. Sie blickte in Fitzgeralds teilnahmsloses Gesicht. »Alles in Ordnung, Ms Lange?«
    Cara nickte. Sie wusste, dass ihr Gesicht leichenblass war. Ethan stand plötzlich zwischen den beiden Polizisten. Neben ihnen wirkte er irgendwie klein, geschrumpft. So als würde er ihr bereits entgleiten. »Ethan«, flüsterte sie.
    Er reagierte nicht. Einer der Polizisten packte ihn am Oberarm und führte ihn zum Streifenwagen.
    Cara blieb wie erstarrt sitzen. Der kalte Gummigurt der Schaukel grub sich in ihren Körper, während sie beobachtete, wie Ethan auf die Rückbank des Streifenwagens kletterte und verschwand.

Kapitel 26
    C ara lief wankend durch die stillen Straßen. Ethan ist weg, Alexis ist tot , ging es ihr immer wieder durch den Kopf. Ihr Brustkorb zog sich krampfartig zusammen. Tränen und Rotz tropften von ihrer Nase.
    Sie stürmte durch die Eingangstür ihres Hauses. »Zoe!«, schrie sie ins Halbdunkel. Ihr Atem kam schluchzend aus ihren Lungen. Sie ballte die Fäuste. »Zoe!«, rief sie erneut. Ihre Stimme brach.
    Zoe erschien am oberen Ende der Treppe. Sie hatte Moms schwarzen Morgenmantel wieder ausgezogen und Samson wer weiß wo hingelegt. Stattdessen trug sie nun Jeans und einen schwarzen Rollkragenpulli. Langsam schwebte sie die Treppe hinunter auf Cara zu. Als sie sich näherte, konnte Cara erkennen, dass sie sich die Schminke ebenfalls aus dem Gesicht gewischt hatte. Ihre Haut war völlig rein und strahlte vor Sauberkeit. Ihr Haar wirkte frisch gewaschen und fiel ihr wie ein seidiger Vorhang rechts und links am Gesicht herab. Cara schnappte unwillkürlich nach Luft. Zoe war wieder so schön wie an dem Tag, als sie unerwartet auf ihrer Bettkante gesessen hatte. Der ekelhafte Gestank war ebenfalls verschwunden, wie Cara überrascht feststellte. Als hätte er nie existiert. Stattdessen wehte ihr ein sanfter Duft von Lavendelseife entgegen.
    »Ja?« Zoe lächelte sie freundlich an, so als würde sie einen unerwarteten Gast begrüßen.
    Für einen Moment fühlte sich Cara überrumpelt. Sie blieb unschlüssig stehen, und Zoe sah mit einem wohlwollenden Lächeln auf sie herab. »Die Polizei ist gekommen und hat Ethan mitgenommen«, sagte Cara schließlich. Ihre Worte klangen leer.
    »Oh?« Zoe nickte und zog die Augenbrauen hoch, als hätte Cara ihr gerade erklärt, dass sie Honigmelonen hasst. »So ein Pech.«
    Cara blinzelte. »Was?« Dann sammelte sie sich wieder. »Ja, das ist wirklich Pech.« Sie trat näher an ihre Freundin heran, und die Wut kochte erneut in ihr hoch. »Alexis ist tot, Zoe! Sie ist tot, und Ethan steht unter Verdacht.« Sie beugte sich vor. »Ich weiß, dass du ihr etwas angetan hast. Ich weiß es!« Ihre Stimme steigerte sich zu einem hysterischen Kreischen.
    »Ja.« Zoe nickte, ohne ihr nettes, höfliches Lächeln abzulegen.
    Cara erstarrte. »Hast du da gerade Ja gesagt?«
    »Ja.« Zoe nickte. »Ich hab die Schlampe umgebracht. Und ihre Leiche hab ich im Dachgebälk der alten Scheune versteckt, die du so sehr liebst.« Sie lächelte freundlich und setzte sich auf einen Stuhl im Flur, die Beine anmutig übereinandergeschlagen. Ihre Fingerspitzen strichen über die gepolsterten Armlehnen. »Hat ziemlich lange gedauert. Sie umzubringen, meine ich. Ich hatte ganz vergessen, wie viel Mühe es kostet, jemanden zu erdrosseln«, sagte sie beinahe träumerisch.
    Cara stockte der Atem. Zoe hatte Alexis umgebracht. Und es war nicht das erste Mal, dass sie jemanden
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