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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten
Autoren: Elizabeth Woods
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zeigte.
    Caras Lungen sendeten Notsignale an ihren Körper. Sie spürte, wie ihre Brust immer enger wurde und ihre Augen hervortraten. Verzweifelt wedelte sie mit den Händen. Ersticke, ich ersticke , versuchte sie zu telegrafieren. Sie würgte, aber die Karotte setzte sich nur noch hartnäckiger in ihrem Hals fest. Die Geräusche um sie herum verschwammen zu einem chaotischen Rauschen.
    Ich sterbe, und niemand bemerkt etwas.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie Sarits Stimme. »Cara? Alles in Ordnung?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf, die Hände fest um ihren Hals geklammert.
    Julies Stimme wurde laut. »Oh Gott, Cara, was ist los?«
    »Mann, sie wird ja ganz blau!«
    »Wo? Was ist los?«
    Ein Meer von Gesichtern tanzte vor Caras Augen. Plötzlich spürte sie ein Paar starker Arme, die sich wie Eisenbänder um ihre Körpermitte legten. Zwei geballte Fäuste schlugen hart gegen ihr Zwerchfell, einmal, zweimal. Das Karottenstück schoss über ihre Zunge aus ihrem Mund. Sie beobachtete, wie es unter den Tablettwagen kullerte, als wäre es ein kleiner orangefarbener Flipperball.
    Cara hustete heftig – ein kräftiges, kehliges, würgendes Husten. Ein Spuckefaden baumelte von ihrer Lippe. Sie wischte ihn hastig weg und wirbelte mit knallrotem Gesicht und feuchten Augen herum.
    Ethan stand direkt hinter ihr, die Stirn sorgenvoll gerunzelt. »Geht’s dir gut?«, fragte er.
    Ihr Nicken brachte sie ins Wanken, sodass sie fast das Gleichgewicht verlor. Ethan packte ihren Arm, und ein feines Kribbeln durchzuckte ihren Körper. Sie hustete erneut. Ihr Hals fühlte sich an, als hätte sie Batteriesäure getrunken. »Ja«, keuchte sie. Dann wischte sie sich über den Mund, der sich peinlich feucht anfühlte. »Mir geht’s gut.« Ihre Stimme klang ein wenig rau. Sie bemerkte Alexis und Sydney, die sie über Ethans Schulter hinweg anstarrten. Alexis hatte die Augen leicht zusammengekniffen.
    »Zum Glück! Das war echt unheimlich.« Ethan ließ ihren Arm wieder los. Cara nickte stumm und sah sich um. Nachdem die anderen eine Weile mit großen Augen gegafft hatten, machten sie sich nach und nach aus dem Staub. Cara spürte, wie ihr die Nase lief. Hastig suchte sie nach einem Taschentuch. Sie konnte schließlich nicht wie eine Fünfjährige mit triefender Nase vor Ethan Gray stehen, nachdem er ihr gerade das Leben gerettet hatte. Auf einem der Tische erspähte sie eine Papierserviette und griff danach. Während sie sich die Serviette unter die Nase hielt, tätschelte Ethan ihre Schulter. »Cool. Bin froh, dass es dir gut geht.« Er schob sich an ihr vorbei.
    »Hey, ähm, dan…«, begann Cara.
    Aber Ethan war bereits unterwegs zum Ausgang. Irgendjemand, dessen Deo penetrant nach Wassermelone roch, drängte sich unangenehm dicht an ihr vorbei.
    »Unfassbar, was manche Leute für ein bisschen Aufmerksamkeit so alles tun, oder?«, sagte Alexis laut und deutlich zu Sydney.
    »Echt wahr!« Sydney warf Cara einen vielsagenden Blick zu, dann blieb sie stehen. Ein winziges Lächeln umspielte ihre Lippen. »Gar nicht so übel, Würger.«
    Dann schwebten die beiden davon und ließen Cara mit ihrer feuchten Serviette und dem umgekippten Stuhl allein.

Kapitel 2
    I m Englischunterricht von Mr Crawford bemerkte Cara erneut aus dem Augenwinkel eine flüchtige Bewegung. Sie hatte es schon den ganzen Tag immer wieder wahrgenommen – ein flüchtiges Aufblitzen am Rande ihres Sichtfelds. Diesmal hatte sich das geheimnisvolle Etwas bei den Ahornbäumen gezeigt. Cara spähte durch das halb offene Fenster, während sie sich eine Strähne ihres feinen braunen Haars aus dem Gesicht strich.
    Nichts. Nur ramponierter Rasen und strahlend blauer Himmel. Das Klappern eines Fahnenmastes. Eine sanfte Herbstbrise, die ihr den Geruch von Laub ums Gesicht wehte. Cedric, der Hausmeister, rollte mehrere Müllcontainer durch die Gegend. Die blaue Arbeitskleidung flatterte um seinen dürren Körper. Vielleicht sollte sie mal ihre Augen überprüfen lassen.
    Cara widerstand dem Drang, ihren Kopf auf die zerkratzte Furnierholzplatte sinken zu lassen. Trotz der Hustenpastillen und des heißen Tees mit Honig gestern Abend fühlte sich ihr Hals immer noch an wie ein Reibeisen. Als sie heute Morgen das Foyer betreten hatte, rief ihr irgendein Idiot hinterher: »Guten Morgen, Würger!« Ein gedämpftes Kichern ging durch die umstehenden Schülergruppen. Auf dem Weg zum Klassenraum hörte sie es erneut. »Da ist ja unser Würger«, murmelte jemand, als sie sich durch den
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