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Caras Schatten

Caras Schatten

Titel: Caras Schatten
Autoren: Elizabeth Woods
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ihren Retro-T-Shirts und schließlich den Hippies, die ihren Bio-Joghurt löffelten. Ein paar Schüler aus dem Kunstkurs hatten mehrere Stühle zu einem Turm übereinandergestapelt – offenbar eine Art neuartiges Kunstwerk. Die Leichtathletikmädels hatten sich dicht um ihren gewohnten Tisch zusammengeschart. Sarit Kohli, deren langer geflochtener Pferdeschwanz fast bis zu ihrer Taille reichte, stürzte sich auf einen Teller Putenfleisch, während sie Rachael Meade vom gestrigen Training berichtete. Julie Cohen mampfte geräuschvoll einen Apfel und lachte über eine SMS , die Madeline Brazelton gerade verschickte. Cara blieb einen Moment lang unschlüssig stehen, ein vages Lächeln auf dem Gesicht, doch niemand blickte zu ihr auf oder unterbrach sein Gespräch. Schließlich zog sie sich einen Stuhl vom Nachbartisch heran und quetschte sich zwischen Sarit und Madeline.
    »Oh, hallo Cara«, sagte Sarit und blickte zu ihr auf. Sie rückte ihren Stuhl ein wenig zur Seite.
    »Danke.« Cara setzte sich.
    »Kein Problem.« Sarit zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder Rachael zu.
    Cara ließ sich von den Geräuschen umfangen wie von einer Rauchwolke und zog einen Beutel Babykarotten aus ihrer Nylontasche, um gelangweilt daran zu knabbern. Ihr Blick schweifte durch den Raum zum Eingang der Cafeteria. Prom-Prinzessin Alexis Henning kam gerade zur Tür hereingeschwebt. Ihr honigblondes Haarwogte in perfekt gestylten Wellen über ihre Schultern. Dicht dahinter folgte Ethan Gray, Kapitän des Leichtathletikteams und Gelegenheitsfreund von Alexis, mit dem sie mal zusammen war und mal nicht. Ihre fettgesichtige beste Freundin – Caras Nachbarin, Sydney Powers – trippelte an Alexis’ Seite in den Raum. Caras Schultern verkrampften sich unwillkürlich.
    Die kleine Gruppe setzte sich lässig auf ihren gewohnten Platz ein paar Tische weiter. Zum millionsten Mal betrachtete Cara Ethans Profil – seine eisblauen Augen, seine hübsche Nase, seinen herrlich verwegenen Dreitagebart. Sein dichtes dunkles Haar streifte den Kragen seines dunkelblauen Polohemds. Cara lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und fuhr ihm im Geiste mit den Fingern über seine kantige Wange.
    » Du hast wohl vergessen, dich zu rasieren «, neckte sie ihn in ihrer Fantasie. » Ich hab keine Lust, mich beim Küssen kratzen zu lassen. «
    » Tja, Pech gehabt «, erwiderte er. Dann beugte er sich zu ihr herunter, um sie sanft an sich zu ziehen. Sie spürte die harten Muskeln seiner Brust. Sein Mund näherte sich ihrem. Sie schloss die Augen …
    Alexis’ durchdringende Stimme kreischte ihr in die Ohren. »Du kannst morgen nicht mit zu Sydney kommen, Ethan. Nur Mädels, du Dumpfbacke!«
    Cara öffnete die Augen. Drei Tische weiter riss Alexis gerade mit spitzen Fingern den Deckel ihres Zitronenjoghurts ab. Ethan beugte sich zu ihr herüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr. »Ihhh, du bist ja widerlich!« Sie versetzte ihm einen Schlag gegen die Schulter. Ethan grinste.
    Cara atmete tief durch. Ihre Finger krallten sich in eine Karotte, und sie musste sich zwingen, ihren Griff ein wenig zu lockern. Sydneys überraschend tiefe Stimme schaltete sich ein. »Meine nächste Party wird nur für Jungs, Ethan – ausgenommen natürlich wir beide.«
    Cara widerstand dem Drang, ihr Gesicht in den Händen zu vergraben. Sydneys Haus stand sozusagen in ihrem Garten. Sprich, jeden Freitag- und Samstagabend hockte Cara allein zu Hause und tat so, als würde sie sich aufgezeichnete Folgen von Desperate Housewives angucken, während sie in Wirklichkeit versuchte, das Kreischen und Lachen von Sydneys Terrasse zu ignorieren.
    Gott, wenn Zoe doch nur hier wäre. Bei dem Gedanken an ihre beste Freundin machte sich ein vertrauter Schmerz in ihrer Magengrube breit. Sie hatte Zoe nicht mehr gesehen, seit sie in der fünften Klasse mit ihrer Familie umgezogen war. Es fühlte sich an, als würde ein Teil von ihr fehlen.
    Cara schob ihr Essen beiseite und holte ihr Notizbuch aus der Tasche. Sinnlos kritzelte sie auf den Seitenrändern herum. Sie hatte lange nicht an Zoe gedacht, aber in letzter Zeit verfolgten sie die Erinnerungen geradezu. Beispielsweise, wie sie zwischen den wilden Weinstöcken im Wald hinter Zoes Haus herumgeklettert waren und Waldprinzessinnen gespielt hatten. Oder wie sie versucht hatten, den verrückten Schäferhund der Nachbarn mit Muffins zu zähmen, und dann laut gekreischt hatten, als er sie anbellte. Oder wie Zoe unzählige Male nachts weinend durch
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