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Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Cantucci-Herzen brechen nicht: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah-Kate Lynch
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machte es nur noch schlimmer. Es machte Lilys Verzweiflung real. Es machte aus der Möglichkeit, dass sie selber nie eine Mutter sein würde, eine derart trostlose und sichere Aussicht, dass sie nicht wusste, was sie damit anstellen sollte.
    Die Zwillinge, Emily und Charlotte, kamen wie erwartet, und Lily besuchte sie sogar, aber nur einmal, zu ihrer Taufe.
    » Danke, dass du gekommen bist«, sagte Rose mit glänzenden Augen, je ein Baby im Arm, als sie ihre Schwester auf der Treppe vor der Kirche traf.
    » Danke für die Einladung«, erwiderte Lily steif, während sie Daniels Hand in ihrem Rücken spürte, als hätte er Angst, sie könnte nach hinten fallen.
    Der Anblick ihrer Schwester und dieser vier wunderschönen Kinder, die sich um das Taufbecken versammelt hatten, während die Jungfrau Maria glückselig auf sie herabstrahlte, hätte sie fast dazu gebracht.
    Es gelang ihr beim anschließenden Mittagessen, eine Stunde lang die Höflichkeit zu wahren, aber sie musste Daniel nicht einmal bitten, sie nach Hause zu bringen. Er wusste Bescheid. Der kleine Harry, voll mit zuckerhaltigen Getränken zur Feier des Tages, riss sich von seinem älteren Bruder Jack los, klammerte sich dramatisch an ihr Bein und brüllte, als sie aufbrechen wollte.
    » Wir finden Babys doof«, heulte er. » Wir finden sie doof.«
    Die Babys gingen mittlerweile zur Schule. Lily schickte regelmäßig Karten und Geschenke (die Pearl besorgte) zu den Geburtstagen und an Weihnachten, aber das war’s auch schon.
    Genau aus diesem Grund war sie einen Tag später, nachdem sie Daniels heimliche Familie entdeckt hatte, völlig verblüfft, als der Portier sie aus dem Bett klingelte und ihr mitteilte, dass ihre Schwester unten in der Lobby war.
    » Meine Schwester?«, krächzte sie und sah auf ihre Uhr. Es war kurz nach sieben. Sie hätte vor einer Stunde aufstehen sollen.
    » Ja, Mrs Turner. Ihre Schwester.« Sie hörte ihn die Besucherin nach ihrem Namen fragen. » Rose. Rose Rickman. Soll ich sie hochschicken?«
    » Hochschicken? Ich denke schon. Ja.«
    Lily konnte sich nicht vorstellen, was Rose nach so langer Zeit in die Stadt führte. Sie musste vor fünf Uhr zu Hause aufgebrochen sein.
    Als Lily in ihren Morgenmantel schlüpfte, warf sie automatisch einen Blick in den Badspiegel und erschrak vor dem Gesicht, das zu ihr zurückstarrte. Sie sah zum Fürchten aus. Das Make-up von gestern war zu Stellen in ihrem Gesicht gewandert, wo es nicht unbedingt vorteilhaft wirkte. Ihre dicken blonden Haare, für die sie ein Vermögen ausgab, um sie zweimal in der Woche glattziehen zu lassen, und die normalerweise zu einem ordentlichen Nackenknoten gesteckt waren, erinnerten an einen Scherz, den sich jemand mit einem umgedrehten Wischmopp erlaubt hatte.
    Sie spritzte sich Wasser ins Gesicht und fuhr rasch mit einem Waschlappen darüber, was den Schaden aber nur zum Teil behob, als Rose bereits klingelte. Lily ging mit hämmerndem Herzschlag an die Tür, um sie hereinzulassen.
    » Oh, Gott sei Dank, dir fehlt nichts!« Rose kam hereingerauscht, ihr altes ungestümes Ich, ohne eine Spur des jahrelangen eisernen Schweigens zwischen ihnen.
    Sie hatte zugenommen, bemerkte Lily, während sie den Schock verarbeitete, sie zu sehen, sie zu hören, sie in ihrer Diele vor sich zu haben. Aber die Pfunde standen ihr. Sie verkörperte genau das, was sie war: eine leicht gestresste, aber ansonsten glückliche Mutter vom Land, mit roten, ungeschminkten Wangen, glänzenden Lippen und wahlloser Kleidung. Ihre Haare waren lose hochgesteckt zu einem schlampigen Knoten, und sie trug Boyfriend-Jeans, eine zerknitterte Bluse und ein altes Seidentuch, das schon bessere Tage gesehen hatte.
    » Fehlt dir nichts?« Lily war steif vor Verlegenheit. Gab es etwas, das sie nicht wusste? Was zum Teufel war passiert? » Natürlich fehlt mir nichts. Warum sollte mir was fehlen?«
    Rose stieß etwas zwischen einem Schnauben und einem Lachen aus. » Willst du mich veralbern?«, sagte sie. » Du hast mich letzte Nacht angerufen und mir von Daniels kleinem Techtelmechtel in Italien erzählt. Ich habe kein Auge zubekommen, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Weißt du das nicht mehr?«
    Lily umklammerte ihren Morgenmantel fester über dem Ausschnitt. » Ich habe dich angerufen?«
    » Ja, wegen dem Flittchen.«
    » Flittchen?«
    Rose schüttelte verzweifelt den Kopf. » Oh, Lily, um Himmels willen, lass uns endlich mit dem Scheiß aufhören«, sagte sie und riss das rutschende Tuch von ihrer
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