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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition)
Autoren: Heidi Schumacher
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einer Stunde
zurückrufen, dann ist das Meeting beendet, denke ich.« Mit letzter Kraft
knallte sie den Hörer aufs Telefon, drehte sich auf den Rücken und nahm Berger
fest zwischen ihre Beine. »So, Señor Residente. Jetzt will ich auch noch den
letzten Rest von dem haben, was Sie in der Lage sind zu geben, und dann ist
Schluss für heute. Ich denke mal, es gibt Arbeit für uns.«
    »Ach«, kam es gespielt verzweifelt von ihm, »und was ist das hier?«
    Sie lächelte breit. »Nennen wir es Dienstsport.«
    »Dienstsport?«, protestierte er. »Das ist harte Arbeit, was ich hier
mache.«
    »Harte Arbeit«, gurrte sie lächelnd. »Stimmt, ich spüre es.«
    ***
    Mira Katzev und Fatma Haifaz, beide bildschön und braun gebrannt,
waren im Jachthafen von Sa Ràpita damit beschäftigt, ihr Motorboot der Marke
Zodiac klarzumachen. Für Laien war nur schwer erkennbar, dass das Boot nicht
ganz der originalen Bauweise entsprach. Der Ruderstand hatte keine senkrechten
oder waagerechten Kanten und Flächen, und selbst der Außenbordmotor hatte ein
Gehäuse, das an die neueste sogenannte Stealth-Technik erinnerte. Außerdem
verfügte das Boot über einen ziemlich langen, flachen Notmast und ein ziemlich
großes, sonderbar gewölbtes und zudem nicht reflektierendes Spezialsegel, das
zusammengerollt am Bug lag. Auf den ersten Blick sah es aber aus, als handele
es sich bei dem Segel um eine Persenning. Sie beluden das Boot mit zwei
kompletten Taucherausrüstungen, jeder Menge Proviant und zwei ziemlich
unförmigen Seesäcken. Nachdem sie alles festgezurrt hatten, machten sich die
beiden Frauen auf den Weg. Da das mit einem starren Boden ausgerüstete
Schlauchboot über eine vorschriftsmäßige Beleuchtung verfügte, machte sich der
Hafenmeister keine weiteren Gedanken darüber, dass so spät noch ein Sportboot
den schützenden Hafen verließ. Er wunderte sich nur, dass die beiden »flotten
Käfer«, wie er sie insgeheim nannte, sich peinlich genau an die
Geschwindigkeitsbegrenzung in der Hafeneinfahrt hielten.
    Als sie die letzte Hafenbetonnung passierten, gab Mira Vollgas und
lenkte das Boot in Richtung Südosten aufs offene Meer hinaus.
    ***
    In der Empfangshalle des Hotels herrschte reger Betrieb. Trotz der
Tatsache, dass Berger und die Gräfin endlich geduscht hatten und sich
eigentlich frisch fühlten, war ihr Gang leicht unsicher. Die Kleidung an ihren
Körpern fühlte sich nach dem zweitägigen kräftezehrenden Bettaufenthalt
ausgesprochen ungewohnt an.
    »Ich fürchte«, flüsterte Rosa panisch, »er wird uns an der Nasenspitze
ansehen, was wir beide hinter uns haben.«
    Berger schüttelte den Kopf. »Woher soll das ausgerechnet ein Bischof
wissen? Noch dazu ein päpstlicher Nuntius.«
    »Der war ja schließlich auch mal jung.«
    »Ja, aber wenn er heute Bischof ist, dann ist das hundert Jahre her.«
Er blickte suchend um sich.
    Sie entdeckten den Kirchenmann zur selben Zeit und glaubten, ihren
Augen nicht trauen zu können.
    »Wollen die von ›Verstehen Sie Spaß?‹ uns mit George Clooney verarschen,
oder haben Seine Exzellenz eine Schönheits- OP genossen?«, entfuhr es Berger. »Nicht dass Sie mir auf Ihre alten Tage noch
fromm werden, liebste Gräfin.«
    »Da machen Sie sich mal keine Sorgen, mein Lieber. Die wirklich
schönen Männer sind alle entweder schwul oder Arschlöcher.«
    Sie näherten sich dem Kirchenmann. »Vorsicht«, raunte Berger ihr zu.
»Der hat etwas von beidem.«
    Rosa warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Exzellenz«, sagte sie.
    Crasaghi sprang förmlich aus seinem Sessel heraus. »Gräfin Rosa, ich
freue mich, Sie kennenlernen zu dürfen.« Er nahm ihre ausgestreckte Hand und
umfasste sie mit beiden Händen, während Rosa Anstalten machte, sich zu einem
Handkuss niederzuknien. »Aber nicht doch, Durchlaucht, ich bitte Sie. Ich bin
es, der vor so viel Schönheit niederknien müsste.«
    Kinder, ist das ein Schleimbolzen, dachte Berger und setzte ein Lächeln
auf, das jedem chinesischen Triaden-Boss zur Ehre gereicht hätte, und auch
seine finsteren Gedanken über diesen Schönling standen dem in nichts nach.
    »Es ist mir eine Ehre, Exzellenz«, log er, ohne mit der Wimper zu
zucken, als auch seine Hand von denen des Bischofs umspannt und geschüttelt
wurde.
    Der gut einen Meter neunzig große, gertenschlanke Mann zeigte
einladend auf die beiden leeren Sessel, die dem gegenüber standen, aus dem er
sich gerade erhoben hatte. Sie setzten sich. Crasaghi klopfte voller Spannung
mit beiden Händen auf die
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