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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition)
Autoren: Heidi Schumacher
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hatten. Er wollte aussteigen und sagte
ihr, dass er zur Polizei gehen würde. Sie wiederum war noch einmal bei ihm, um
ihn zu fragen, ob er tatsächlich Jana heiraten wollte. Guido hat alles abgestritten,
er leugnete sogar, dass er Jana jemals alleine getroffen hatte. Aber Flavia
fand bei diesem Besuch Janas Portemonnaie im kleinen Palazzo. Jana hatte es
dort irgendwo in der Küche liegen lassen. Flavia musste erkennen, dass Guido
sie tatsächlich betrogen hatte und der Brief, den ihr Octavia gezeigt hatte,
echt war. Daraufhin ermordete sie Guido aus Rache. Sie mischte ein Schlafmittel
in seinen Espresso, wartete, bis er eingeschlafen war, und schnitt ihm dann die
Kehle durch.«
    Rita griff sich entsetzt an den Hals. »Was für ein rabiates Luder!
Ich hab gleich gedacht, mit der stimmt was nicht!«
    Florian schüttelte den Kopf. »Du solltest nicht vergessen, dass sie
Antonia das Leben gerettet hat.«
    Antonia sah auf. Die Szene auf dem Schiff stand ihr wieder vor
Augen. Sie sah die Hand, die Flavia ihr entgegengestreckt hatte. Etwas in ihr
zog sich zusammen. Sie hatte es in den letzten Tagen immer wieder bedauert,
dass sie nie mit Flavia gesprochen hatte. Flavia saß jetzt im Frauengefängnis
auf der Giudecca ein. Sie würde sie bei ihrem nächsten Aufenthalt in der Stadt
besuchen. Wie durch Watte hörte sie Florian, der Rita erläuterte, was Flavia
bewogen hatte, ihr zu helfen.
    »Flavia hat ausgesagt, dass sie, nachdem sie Guido umgebracht hatte,
keinen Sinn mehr in der ganzen Sache mit dem Bild sah. Dann hat Don Orione sie
zu sich gebeten und ihr ins Gewissen geredet, an dem Tag, an dem Andrea
verschwand. Flavia hatte endgültig genug von der Sache, als sie vom Tod ihres
Bruders hörte. Sie gab Marcello die Schuld an Andreas Tod und erschoss ihn mit
seiner eigenen Waffe.«
    »Ganz große Oper«, sagte Rita andächtig. Dann fragte sie: »Und was
macht die Familie jetzt? Wie geht es Ugo?«
    Antonia sah auf. Ihr rechtes Handgelenk steckte in einem
Gipsverband, ihr Hals in einer orthopädischen Halskrause. Sie war mit einer
Verstauchung des Nackens, einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen
Handgelenk aus der Sache herausgekommen.
    Die Bayer-Falieris würden eine Weile in der Schweiz bei Tante Alba
bleiben. Jana schrieb ihr ab und zu eine E-Mail. Ugo ging es gut. Er hatte
eines Tages zufällig ein Gespräch seiner Mutter mit Tante Alba belauscht und
danach auf eigene Faust versucht, alles über die Briefe und die Sette Martiri
herauszubekommen. »Und jetzt«, hieß es in Janas E-Mail, »schreibt er seine
Jahresarbeit im Geschichtskurs über die Partisanen des Veneto. Geschäftstüchtig
ist er aber auch: Seine Entführungsgeschichte hat er schon an eine Zeitung
verkauft!«
    Zwei Wochen später sorgte Aram Singer, der nach Venedig gekommen
war, zusammen mit Professor Marconi in der Kunstwelt für eine Sensation. Das
Bild, das Nardo aus dem Doppelrahmen geborgen hatte, war tatsächlich eine
bisher unbekannte »Madonna mit Kind« des frühen Tizian.
    Jana rief Antonia an und war überglücklich. »Ich werde zusammen mit
Angelo einen Artikel darüber verfassen, bevor das Bild bei Sotheby’s in New
York in die Auktion geht. Die Singers wollen übrigens die Hälfte der
Versteigerungssumme einer Stiftung für herzkranke Kinder spenden.«
    »Wer ist Angelo?«, fragte Antonia erstaunt.
    »Na, Marconi, mein Kunstgeschichtsprofessor. Wir waren doch einmal
bei ihm im Institut. Er hat übrigens bei meiner Mutter um meine Hand
angehalten. Ihr müsst unbedingt zu unserer Hochzeit kommen. Ich möchte, dass du
meine Trauzeugin wirst. Don Orione soll uns trauen und Florian dazu Orgel
spielen …«
    Antonias Handgelenk und ihr Nacken schmerzten. Sie musste den Hörer
in die andere Hand nehmen. Dann räusperte sie sich. »Wann soll die Hochzeit
denn stattfinden?«
    Aus dem Hörer tönte Janas fröhliches Geschnatter. »Wir dachten an
Oktober. Angelo ist noch sehr mit seiner Scheidung beschäftigt, aber ich denke,
das bekommen wir hin. Würdest du Florian fragen, ob er für uns spielt?«
    Antonia, die noch gar nicht in ihre Rolle als Trauzeugin
eingewilligt hatte, beschlich nach dem Telefonat ein ungutes Gefühl. Einerseits
wollte sie Jana den Gefallen nicht abschlagen, andererseits waren ihre
Eindrücke noch so frisch, dass sie keinerlei Lust verspürte, die Familie
Falieri und den Palazzo so rasch wiederzusehen.
    Als sie Florian am Abend von den Neuigkeiten berichtete und nach
seiner Meinung fragte, war sie bedrückter
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