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Canale Mortale (German Edition)

Canale Mortale (German Edition)

Titel: Canale Mortale (German Edition)
Autoren: Heidi Schumacher
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direkt auf das Rollfeld. Wie von Geisterhand
öffneten sich auf dem Weg dorthin alle Barrieren. Nach einer kurzen Fahrt an
den großen Verkehrsmaschinen vorbei kamen sie neben einem weißen Learjet 60 XR zum Stehen. Auf dessen Außenwand prangte das Wappen des Vatikans.
    »Das ist doch mal ein nettes Vögelchen«, kam es von Berger. »Um so
etwas anzuschaffen, muss es ganz gewaltig im Kollektenbeutel geklingelt haben.
Was meinen Sie, Exzellenz, wie viele Bedürftige könnte man mit so einem Ding
hier aus der Scheiße ziehen?«
    »Keinen einzigen«, erwiderte Crasaghi gelangweilt. »Was wollen die
mit einem Flugzeug unter ihrer Brücke?«
    Berger schaute missmutig drein. Mit so einer gekonnten Retourkutsche
hatte er nicht gerechnet.
    Gräfin Rosa tätschelte ihm beruhigend die Schulter. »Nun bleiben Sie
hübsch geschmeidig, Residente. Lassen Sie uns nach Hause fliegen und unseren
Job machen. Es hat Sie schon unangenehmer erwischt, als einen Tauchgast für
zwei Mille am Tag ein bisschen über die See zu schippern.«
    Sie bestiegen das Flugzeug. Wo sie auch hinschauten, sie sahen nur
puren Luxus. »Gottes Sohn reichte ein Eselchen zum Reisen«, sagte Berger. »Sind
Sie sicher, Exzellenz, dass diese Art der Fortbewegung für Vertreter der Kirche
angemessen ist?«
    »Ja, Señor Residente. Wenn Gott diesen Luxus nicht gewollt hätte, so
würde er ihn uns nicht zuteilwerden lassen. Außerdem können Eselchen nicht
fliegen.«
    ***
    Die Dämmerung hatte eingesetzt. Das Schlauchboot befand sich
inzwischen dreißig Seemeilen in südwestlicher Richtung vom Cap de Ses Salines,
dem südlichsten Zipfel Mallorcas. Mira schaltete in den Leerlauf und stellte
den Motor aus. Wortlos begannen die beiden Frauen, einen rautenförmigen
Segelmast aus Karbon aufzustellen und mit dem Boot zu verdrahten. Danach wurde
der ebenfalls rautenförmige Karbonsegelbaum am Mast eingeklinkt. Fatma zog die
beiden Holzschwerter aus dem Seesack und schob sie in seitlich am Rumpf
befestigte Halterungen. Gemeinsam befestigten sie das hölzerne Segelruder am
Heck. Obwohl das kleine Boot auf den Wellen des Mittelmeeres wie eine stark
schwankende Nussschale wirkte, behielten die beiden Frauen einen sicheren
Stand. Sie waren zweifelsohne erfahrene Seefahrerinnen.
    Fatma schaute auf die Uhr. »Kurz vor neun. Du solltest ein Lebenszeichen
von uns absetzen. Vielleicht gibt es auch Neuigkeiten.«
    Mira, die erheblich Ältere von beiden, nickte und holte ein kleines
Satellitentelefon aus einem wasserdichten Fach an der Seite des kleinen
Ruderstandes, während Fatma das Spezialsegel anbrachte und es aufzog. Das Boot
drehte sich in den Wind.
    »Hallo, Basis? Im Morgengrauen wird die Katze vor dem Mauseloch
eintreffen. Habt ihr weiteres Futter?« Die Antwort schien negativ auszufallen.
Missmutig klappte sie nach kurzem Zuhören die Antenne des Telefons ein. »Nichts
Neues.« Sie schaute sich um. »Lass uns segeln. Wenn der Wind nicht auffrischt,
werden wir erst knapp vor dem Morgengrauen eintreffen.«
    Sie nahmen Fahrt auf.
    »Hast du inzwischen eine Ahnung, wonach wir suchen?«, fragte Fama
nach einer Weile.
    Mira schüttelte den Kopf. »Nein, wir werden es erst erfahren, wenn
wir da sind.«
    »Das ist doch Scheiße.«
    »Das habe ich denen auch schon gesagt, aber genutzt hat es nichts.
Morgen werden wir klüger sein.«
    »Und das ist Oberscheiße.«
    »Auch wenn du es noch so oft wiederholst und der Haufen immer größer
wird, davon wird es mit Sicherheit nicht besser.«
    ***
    Sie hatten die notwendige Reiseflughöhe erreicht. Berger streichelte
anerkennend mit der Hand über das Leder seines Sitzes. »Das ist aber ein ganz
feiner Zwirn. Aus dem Material könnte ich mir noch nicht einmal einen Tanga
leisten.«
    Der Bischof lächelte verschmitzt. »Es kann sich halt nicht jeder
erlauben, einen Tanga zu tragen.«
    Gräfin Rosa lachte lauthals los. »Tja, mein Lieber, ich denke mal,
dass Sie für die nächsten Tage einen würdigen Gegner gefunden haben.«
    »Ja, das könnte spaßig werden.« Berger streichelte erneut über das
weiche Leder. »Aber jetzt mal im Ernst, Exzellenz, es heißt immer, der Papst
sei eigentlich bettelarm, da ihm absolut nichts gehöre. Also, wenn ich mich so
umsehe, dann könnte mir diese Art von Armut auch gefallen.«
    »Dieser Jet gehört der Kirche. Meine Familie war so frei, ihn ihr zu
schenken«, antwortete Crasaghi.
    »Aha, und als Gegenleistung dürfen sie ihn ab und zu auch selbst
benutzen.«
    »Richtig. Die Betriebskosten muss ich aber
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