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Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Golden wie das Morgenlicht (German Edition)
Autoren: Jaime Reed
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ebenfalls seinen Mund.
    Das Donnern wurde lauter und ließ den Boden um uns herum erzittern. Die Wolke über uns dehnte sich aus und schwoll an wie eine echte Wolke, die Wasser sammelt. Der goldene Strahl, der Kern des Wesens, war zersplittert und lief in zickzackförmigen Linien durch die Dunkelheit. Die verschlungenen Goldadern unterteilten die Wolke in einzelne Stücke, die mit einem Geräusch auseinandergezogen wurden, als würde Stoff reißen. Mit einem letzten unmenschlichen Heulen löste der Nebel sich auf, und der Himmel und die Sterne wurden wieder sichtbar. Eine ganze Minute lang herrschte Schweigen im Park, während meine Ohren versuchten, sich der Stille anzupassen.
    Der zuckende Körper zu meinen Füßen lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf die wichtigen Dinge. Ich kniete mich neben Dougie hin und nahm seinen Kopf in meine Hände. Er war kalt, und seine Haut trocknete aus, während das Leben aus seinem Körper sickerte.
    »Nein! Nein, Dougie, bitte bleib hier. Dougie!« Mias Schreie waren nichts weiter als verzögerte Echos im Hintergrund, die nur schwach durch das Klingeln in meinen Ohren drangen. Ich hielt Dougies zuckenden Körper, bis die Krämpfe nachzulassen begannen.
    Hinter flatternden Augenlidern bewegten sich seine roten, blicklosen Augen, bis sie Mia anschauten. Er schien sie zu erkennen, und eine Sekunde lang sah er so aus, als wollte er lächeln. Aber dazu kam es nicht, und seine Augen schlossen sich. Er zuckte nicht mehr. Er lag ganz still da und wurde in meinen Armen immer schwerer. Nein, nicht tot. Nicht Dougie. Noch nicht.
    Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken und keine Garantie, dass es funktionieren würde, aber ich musste es versuchen. Wider besseres Wissen musste ich meine Feindseligkeit beiseiteschieben und Lilith vertrauen. Sie schuldete mir was. Ich wollte mein Pfund Fleisch, und jetzt war Zahltag. Danach wären wir quitt, alle Schulden wären beglichen, wenn sie nur meinen Freund rettete.
    Lilith. Du hast mich ordentlich in die Scheiße geritten, und das weißt du auch. Wenn du die Absicht hast, das wiedergutzumachen, dann musst du mir jetzt helfen und tun, was ich sage.
    Mein Plan war verrückt, vielleicht sogar selbstmörderisch, aber nicht unmöglich. Ich hatte es bei Caleb getan, als er im Koma lag, aber so weit war ich nie gegangen. Wenn es stimmte, was Olivia gesagt hatte, dass Nadine durch eine Energiespende hätte gerettet werden können, dann würde ich das mit Dougie nun sühnen. Eine gute Theorie, die sich nur durch Versuch und Irrtum überprüfen ließ.
    Ich lockerte die Schultern, atmete tief aus und senkte meinen Mund auf Dougies hinab. Seine Lippen fühlten sich kalt und trocken an, ihnen fehlte das sanfte Vibrieren, das jedes Lebewesen verströmte.
    »Sam, was machst du da?«, rief Mia hinter mir.
    Ich konzentrierte mich auf Lilith und ließ die Energie in einem warmen Schwall aus mir herausströmen. Ich hatte nicht bemerkt, wie angespannt ich gewesen war, bis mein Körper sich bei der Übergabe löste und lockerte. Während die Energie aus mir herausfloss, pulsierten leuchtend grüne Streifen hinter meinen geschlossenen Augenlidern.
    »Sam, nicht!«, schrie Caleb irgendwo aus der Ferne. »Nein! Lasst mich los! Sie wird sterben! Verdammt noch mal, runter von mir! Samara!« Ich hörte Kampfgeräusche und rennende Füße, aber ich blendete alles aus.
    Schwere überkam mich, und ich verlor das Gefühl in Beinen und Armen. Vielleicht lag das an der Kälte, aber aus mir entwich mehr als nur Wärme. Die Taubheit begann in meinem linken Arm und breitete sich über meine Schulter bis in meine Brust aus. Der scharfe, stechende Schmerz direkt unter den Rippen verriet mir, was da geschah. Das passierte den meisten Spendern, wenn sie zu viel Energie gaben. Eine eiserne Faust hielt mein Herz umklammert.
    »Samara, hör auf!« Jemand hatte geschrien.
    Ich spürte, wie mir Tränen übers Gesicht und über meine Nasenwurzel liefen, aber ich gab, was ich konnte. Ich würde noch mehr geben, bis nichts mehr übrig war.
    Schreie durchschnitten die Luft, und Arme zogen an mir, aber ich machte weiter. Ich umklammerte Dougies Taille, bis ich keine Kraft mehr in den Armen hatte und ihn loslassen musste. Meine Lippen trennten sich von seinen, und gleichzeitig fuhr der letzte Rest meiner Energie in seinen Mund. Langsam, wie in einem Traum, lief ein Beben durch Dougies Brust, und eine Welle zog durch seinen Körper, bis ein Nebel mit einem Keuchen aus seinem Mund entwich. Seine weit
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