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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1
Autoren: J Reed
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Elternding.«
    Alicia kicherte. »Lass mich bloß in Ruhe, du Daumenlutscherin.«
    Ich breitete die Arme aus und nahm die Herausforderung an. »Jederzeit, Doppel-A-Körbchen.«
    »Meine Damen.« Mr Holloway fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, hob den Kopf und seufzte. »Ihr werdet wohl nie erwachsen, was?«
    »Tja, Ihre Tochter hat eben einen schlechten Einfluss«, verteidigte ich mich.
    Er sah mich streng an. »Ach, und du etwa nicht?« Ohne auf meine Antwort zu warten, ließ Mr Holloway den Motor aufheulen. »Kommt gut nach Hause – sind ’ne Menge Spinner unterwegs da draußen.«
    »Machen wir.« Mit Nadine an meiner Seite schlenderte ich den Parkplatz entlang. Ich ließ die Autoschlüssel von meinem Finger baumeln und versuchte, einen Blick auf das Drama zu erhaschen, ohne allzu offensichtlich hinzusehen. Die Sanitäter hoben gerade vorsichtig jemanden vom Fahrersitz. Ich erkannte die schlanke Figur und die roten Haare sofort. Das war dieselbe Frau, an der Caleb vorhin die Mund-zu-Mund-Beatmung für Arme durchgeführt hatte. Ihrem bewusstlosen Zustand nach zu urteilen, brauchte sie nun die professionelle Variante.
    Linda ging hinüber und redete mit einem Polizisten, der neben seinem Auto stand. Sie nickte ein paarmal und schüttelte den Kopf, brachte aber keine brauchbaren Informationen mit.
    »Sie sieht sehr jung aus für einen Herzinfarkt«, sagte ich zu Nadine.
    »Man kann jederzeit einen Herzinfarkt bekommen. Kommt auf die Person an«, gab sie zurück, ganz gefesselt von der Szene vor ihren Augen.
    Nadine hatte einen Hang zum Makabren, daher war dieser Vorfall ganz nach ihrem Geschmack. Aber unter ihrem normalen undurchschaubaren Gesichtsausdruck war unterdrückter Zorn zu erahnen. »Kanntest du das Mädchen?«, fragte sie.
    Ich weiß nicht, warum ich Nein sagte. Vielleicht hatte ich keine Lust auf eine nächtliche polizeiliche Vernehmung. Vielleicht war es nur ein verrückter Zufall. Ich wusste nur, dass ich nach Hause musste.
    »Bis morgen.« Ich schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz.
    Nadine winkte und tippelte zentimeterweise zu ihrem Auto, während sie versuchte, sich aus dem Bann der Tragödie zu lösen.
    Als ich mich umdrehte, um einzusteigen, hatte ich wieder dieses Gefühl, dieses elektrische Kribbeln im Nacken. Ich schluckte schwer, wirbelte herum und fuhr zusammen.
    Caleb stand hinter mir und starrte mich an, als wartete er darauf, dass ich ihm den Donut aushändigte, den ich vorhin verschlungen hatte. Ich starrte zurück und ging langsam rückwärts, bis ich zwischen ihm und der Autotür eingekeilt war. Er streckte die Hand nach meinem Gesicht aus. Ein Schrei stieg in meiner Kehle auf, doch er fuhr nur mit dem Daumen über meinen Mundwinkel.
    »Du hast da was.« Er zog seine Hand zurück und betrachtete den Puderzucker an seinem Daumen. »Bis morgen dann.« Er schlenderte über den Parkplatz zu seinem Jeep, unbeeindruckt von den Blinklichtern und der Tatsache, dass seine Tussi gerade von den Sanitätern auf einer Rettungsliege weggerollt wurde.
    So behandelte man keine Knutschpartnerin, egal, wie schlecht sie küsste. Hätte er nur ein bisschen Anstand gehabt, wäre er wenigstens dem Rettungswagen zum Krankenhaus gefolgt. Schon der Anblick seines lässig-wiegenden Gangs drehte mir den Magen um.
    In den achtzehn Monaten, in denen ich hier arbeitete, hatten schon mindestens zwölf Mädchen in seinen Armen gehangen, und es sah nicht so aus, als würde sich daran etwas ändern. Mr Zu-cool-für-die-Schule war ein männliches Flittchen allererster Kajüte.
    Ich konnte nicht länger darüber nachdenken. Es war schon spät, und ich wollte nicht die Letzte auf dem Parkplatz sein. Ganz offensichtlich war das kein sicherer Ort für ein Mädchen ohne Begleitung.

3
    Z um Glück wohnte ich nur fünf Minuten von der Arbeit entfernt. Ich war todmüde.
    Warme Luft blies durchs Fenster herein und brachte den Duft von Hefe mit, der meilenweit zu riechen war. Für die Pendler auf der Interstate 64 gehörte er zu den vielen typischen Merkmalen von Williamsburg.
    Die meisten Orte in Williamsburg hatten eine historische Bedeutung. Jedes Kind im ganzen Bundesstaat musste mindestens einmal einen Ausflug hierher unternehmen und sich zeigen lassen, wie Tabak hergestellt wird. Williamsburg war eine ruhige Stadt, wo es wegen der örtlichen Brauerei immer nach Bier roch und nach Schimmel wegen des alten Geldes, das in der Gegend im Umlauf war. Alte Leute, so weit das Auge reichte. Williamsburg war mit seinen
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