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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1
Autoren: J Reed
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gingen in Richtung Toiletten zum Pausenraum hinüber.
    Die Hälfte der Angestellten war schon da und trank abgestandenen Kaffee, um wach zu bleiben. Die säuerlichen Mienen und hängenden Schultern machten deutlich, dass niemand an einem Sonntagabend hier sitzen wollte. Ich war also in guter Gesellschaft.
    Die monatliche Bücherrunde sollte die Arbeitsmoral stärken, führte aber normalerweise nur zu Streit. Die Vertriebler ganz oben hielten es für eine gute Idee, wenn die Angestellten die Neuerscheinungen lasen und den Kunden Empfehlungen geben konnten.
    Eins liebte ich an meinen Kollegen: Sie hassten diese Runde genauso sehr wie ich. Der Hass schweißte uns zusammen und machte diese sinnfreie Stunde erträglich. Wir konnten aus uns herausgehen und schonungslose, unzensierte Kritiken abliefern. Am Ende des Abends wurde dann ein Buch als Empfehlung des Monats gewählt.
    Nadine stand am kaputten Getränkeautomaten und redete mit Caleb. Ich konnte zwar nicht hören, was sie sagte, aber an ihren wutverzerrten Gesichtszügen sah ich, dass es nicht um den neuesten Bestseller ging.
    Caleb und Nadine sprachen auf der Arbeit kaum miteinander, abgesehen von kurzen Wortwechseln und Geflüster in ruhigen Ecken des Ladens. Ich vermutete, dass die beiden vor meiner Zeit hier mal was miteinander gehabt hatten und dass es schiefgegangen war, aber ich fand es besser, alte Geschichten nicht wieder aufzuwärmen. Wie übel die Trennung auch gewesen sein mochte, Caleb schien der einzige Kerl zu sein, den sie respektierte.
    Weil ich auf keinen Fall neugierig wirken wollte, schlich ich rüber zum Stand mit den reduzierten Snacks und verlangte einen Donut vom Vortag.
    Als ich ihn auf eine Serviette legte, ließ mich eine tiefe Stimme hinter mir zusammenfahren. »Hey, den mit Puderzucker wollte ich.«
    Ich drehte mich um und sah schon wieder in diese abgefahrenen violetten Augen. Ganz ehrlich, das war sein einziger Pluspunkt, zumindest auf meiner Liste. Caleb war käsebleich, selbst für einen Weißen, und er brauchte dringend einen Haarschnitt und eine Rasur. Er hatte die Hände tief in den Taschen seiner braunen Khakihose und sah mich durch seine dichten Wimpern hindurch an.
    »Pech gehabt. Das ist der letzte Donut, und er gehört mir.« Ich hielt ihm meine Hand mit dem Gebäck unter die Nase, damit er es sich genau ansehen konnte.
    »Und ich kann dich nicht irgendwie umstimmen?« Sein Blick wanderte von oben bis unten über meinen Körper, bevor er mir wieder in die Augen sah.
    »Nö. Sorry.« Ich nahm einen großen Bissen von der puderzuckerbestäubten Köstlichkeit und flitzte zum Klappstuhl neben Nadine. Ich konnte spüren, wie er mich beobachtete, zweifellos, weil er mich um meine süße Trophäe beneidete.
    Caleb war dünn und gebaut wie ein Schwimmer. Man sah ihm nicht an, dass er im Handumdrehen eine ganze Zuckerrohrplantage leer futtern konnte. Er war fast so eine Naschkatze wie ich, und das wollte wirklich was heißen.
    Linda, die Geschäftsführerin und Königin der Klunker, platzte herein und warf ihre Tasche auf den Boden. Ihre Stilettos klapperten auf den Linoleumfliesen und verkündeten, dass die Domina da war.
    Die Hände in die Hüften gestemmt, die Autoschlüssel fest in der beringten Hand, wandte sie sich an die Gruppe: »Na schön, bringen wir’s hinter uns. Ich habe eine Stunde Autofahrt vor mir, und ich will nicht den ganzen Abend hier verbringen.« Sie setzte sich und band ihre Dreadlocks auf dem Kopf zusammen. »Okay, beginnen wir mit der Jugendabteilung.« Sie drehte sich zu dem kleinen, gelockten Mädchen links von ihr. »Alicia, welches Buch hast du gelesen?«
    Alicia Holloway setzte sich kerzengerade hin und grinste, damit jeder ihre großen Augen und ihre Grübchen sah. Sie ging auf meine Schule, in die neunte Klasse – na ja, ab Herbst in die zehnte – und war die jüngste Mitarbeiterin bei BB . Ihre Arbeitserlaubnis steckte wahrscheinlich noch in ihrem Hello-Kitty-Portemonnaie. Alicia war schon lange nicht mehr das scheue Reh, das immer eine Nachtlampe mitbrachte, wenn sie bei mir übernachtete. Ich hatte oft auf sie aufgepasst, als ich noch in der Junior Highschool war, und schon damals wollte sie immer um jeden Preis älter wirken. Ich durchschaute das natürlich, und als Freundin war es meine Pflicht, sie damit pausenlos aufzuziehen.
    »Ich habe Der Geist von Nan Jacobs gelesen«, ergriff Alicia aufgeregt das Wort und hielt das Buch so hoch, dass alle das abgewetzte Cover sehen konnten.
    Ein
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