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Cambion Chronicles 1

Cambion Chronicles 1

Titel: Cambion Chronicles 1
Autoren: J Reed
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für mich heißt das trotzdem Elmo, weil die genauso kindisch sind.«
    Ich sah sie amüsiert an und schüttelte den Kopf. »Du weißt ja nicht, was bei ihm zu Hause so abgeht.«
    » Jeder weiß, was bei ihm zu Hause abgeht. Er kommt nicht mit seinen Eltern klar. Er hockt nur in seinem Zimmer und jammert und schreibt schlechte Gedichte darüber, wie es wäre, ein Vampir zu sein.«
    Lachend trat ich an die Espressomaschine und klaute mir eine Tasse.
    »Hey, du bist dran mit Tischeabwischen.« Nadine warf mir einen Lappen zu. »Und vergiss nicht, die Zeitschriften zurückzubringen.«
    Seufzend schlurfte ich zum Sitzbereich und sammelte die benutzten Becher und Strohhalmpapiere ein. Da gerade niemand anstand, ließ ich mir Zeit mit dem Zurückbringen der Zeitschriften in die Ständer. Als ich fertig war, drehte ich mich um und sah Caleb, immer noch so müßig und unproduktiv wie vorhin.
    Er saß auf einer Lesebank am Fenster, den Kopf zwischen den Händen. Die Nachmittagssonne floss über seinen Rücken und verlieh seinem Haar einen goldenen Heiligenschein. Normalerweise hätte ich ihn ignoriert, hätte nicht ein leichtes Zittern seinen Körper erschüttert.
    Weinte er? Hatte er sich mit seiner neuen Flamme verkracht? Es war einfach beunruhigend, einen Typen weinen zu sehen, aber es fielen keine Tränen, und er wischte auch keine mit der Hand weg. Sein Körper schwankte vor und zurück, und fast erwartete ich, dass er anfing, um Kleingeld zu betteln. Wie lange hatte der eigentlich Pause?
    Ich ging zu ihm hinüber und tippte ihm auf die Schulter. »Hey, Caleb. Alles klar mit dir?«
    »Ja«, murmelte er unter seinen Händen hervor. Zum Glück roch er nicht nach Alkohol, aber er sah auf jeden Fall verkatert aus. Andererseits sah er eigentlich immer so aus.
    Mit einer Hand griff er nach der Sonnenbrille, die er in seinen Kragen gehakt hatte, mit der anderen schirmte er seine Augen ab – ich war nicht ganz sicher, ob aus Scham oder wegen des gleißenden Lichts. Ich war auch nicht ganz sicher, wo die violetten Strahlen herkamen, die zwischen seinen Fingern hervorschossen.
    Für den Bruchteil einer Sekunde durchflutete ein violetter Schimmer seine Augen und glühte fluoreszierend auf. Caleb drehte schnell den Kopf weg und hinterließ eine farbige Schliere in der Luft, die wie ein Kondensstreifen dort hängen blieb. Interessanter Trick für jemanden, der angeblich keine Kontaktlinsen trug.
    Er stand auf und hielt inne, als er meinen schockierten Gesichtsausdruck sah. Er scharrte mit den Füßen und fummelte an seinen Haaren herum, versuchte es zu überspielen, als hätte ich ihn mit offenem Hosenschlitz erwischt. Aber das Einzige, was ich bemerkt hatte, waren eine Sehstörung und ein unheimliches Gefühl.
    Ich wich zurück. »Ganz sicher alles in Ordnung? Bist du krank?«
    Meine Frage brachte ihn zum Lachen, aber es klang trocken und bitter. »Du hast ja keine Ahnung«, sagte er, bevor er an sein Ende des Ladens zurückmarschierte.
    Meine Mom hat mir beigebracht, die Leute nicht vorschnell zu verurteilen, aber verdammt noch mal, dieser Typ machte es einem echt nicht leicht. Ich wusste nicht viel über ihn, aber das machte es nur noch schwieriger.
    Irgendetwas sagte mir, dass Unwissenheit ein Segen war, wenn es um Caleb Baker ging, also ging ich wieder an die Arbeit in der Hoffnung, sie würde mich ablenken. Aber es war zu spät. Meine Neugier war geweckt, und sie würde mich nicht ruhen lassen, ehe ich ihr Nahrung gab.

2
    N ach weiteren vier Stunden Einzelhandelshölle kündigten die Lautsprecher pfeifend den Feierabend an. Kunden kamen zur Theke geschlendert, um in letzter Minute noch Bestellungen aufzugeben. Es gab immer einen, der erst gehen wollte, wenn wir gingen, und von mir aus hätten sie sehr gern die Küche für mich aufräumen können.
    Weil niemand Nadine beim Nichts-wie-raus-hier-Spiel schlagen konnte, packte sie das Essen ein, während ich die Stühle zusammenstellte und den Boden wischte. Rockmusik plärrte aus den Lautsprechern, damit jeder wusste, dass die Öffnungszeit offiziell beendet war. Nach vierzig Minuten Aufräumen waren wir endlich fertig.
    »Nicht vergessen, heute Abend ist Lesegruppe«, erinnerte mich Nadine.
    »Oh, verdammt!« Freude und Enthusiasmus lösten sich in Luft auf. Unbezahlte Überstunden forderten mehr Geduld von mir, als ich übrig hatte.
    Ich warf die Schürze hinter mich und machte das Licht in der Küche aus. Nachdem wir unsere Sachen zusammengepackt hatten, stempelten wir aus und
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