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Callboys - Die Schönen der Nacht

Callboys - Die Schönen der Nacht

Titel: Callboys - Die Schönen der Nacht
Autoren: M Hart
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es aber nicht auf. „Es war toll, aber ich muss jetzt gehen.“
    Er stand auf und überragte mich wieder um mehr als einen Kopf, obwohl ich schon meine hochhackigen Schuhe angezogen hatte. „Ich begleite dich zu deinem Auto.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Das ist nicht nötig. Ich komme klar.“
    „Trotzdem sollte ich es tun.“
    Ich sah zu ihm auf. „Es ist wirklich in Ordnung, Sam.“
    Wir lächelten einander an. Er brachte mich zur Tür, wo er sich zu mir herunterbeugte und mich um einiges linkischer küsste, als er es vorher getan hatte.
    „Gute Nacht“, sagte ich, nachdem ich durch die Tür getreten war. „Vielen Dank.“
    Er blinzelte. „Gern geschehen.“ Das kam zögernd und ohne ein Lächeln.
    Wirklich süß.
    Ich hob die Hand und tätschelte seine Wange. „Es war wirklich toll.“
    Wieder blinzelte Sam und zog dabei die dunklen Brauen zusammen. „Okay.“
    Ich winkte und ging zum Aufzug. Er schloss die Tür hinter mir, und fast sofort hörte ich den Ton des Fernsehers losplärren.
    Als ich in meinem Wagen saß, fiel mir ein, dass ich meine Sprachnachrichten nicht abgehört hatte. Hinter dem Steuer sitzend, schnallte ich mich an, hackte mein Passwort in die Tastatur und lauschte. Ich erwartete, die Stimme meiner Schwester zu hören. Vielleicht auch die meiner besten Freundin Mo.
    „Also, hallo“, sagte eine Stimme, die ich nicht erkannte. „Hier ist Jack. Ich rufe wegen, äh … Miss Underfire an. Wir hatten für heute Abend eine Verabredung?“
    Er klang unsicher; mir war plötzlich schlecht. Miss Underfire war der Name, den ich bei der Agentur benutzte, der Name, den ich benutzte, um die Diskretion zu wahren.
    „Aber ich bin hier im Fishtank , und … nun ja … du bist nicht hier. Äh, ruf mich zurück, wenn du einen neuen Termin vereinbaren möchtest.“
    Ich lauschte einer sehr langen Pause, während ich darauf wartete, dass die Verbindung unterbrochen wurde, aber das geschah nicht.
    „Wie auch immer, es tut mir leid“, fuhr Jack schließlich fort. „Ich nehme an, da ist etwas durcheinandergeraten.“
    Ein Klicken, und er war fort, und die pseudoweibliche Computerstimme der Voicemail erklärte mir, wie ich die Nachricht löschen konnte.
    Ich klappte mein Handy zu und schob es sorgfältig wieder in meine Handtasche. Mit beiden Händen umklammerte ich fest das Steuer. Ich wartete, ob ich nun schreien oder lachen oder weinen würde, aber schließlich drehte ich einfach nur den Schlüssel im Zündschloss um und fuhr nach Hause.
    Ich hatte mit einem Fremden schlafen wollen, und genau das hatte ich auch getan.

2. KAPITEL
    „Erde an Grace.“ Jared schnippte mit den Fingern vor meinem Gesicht. „Handschuhe?“
    Ich blinzelte und schüttelte leicht den Kopf, während ich meinen Mangel an Konzentration mit einem Lachen überspielte. Jared Shanholtz, mein Praktikant, hielt den leeren Karton mit Latexhandschuhen hoch, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. „Tut mir leid. In der Waschküche sind welche. Im Regal an der Wand.“
    Er warf die zerknautschte Schachtel in den Abfalleimer und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Leiche, die auf dem Tisch vor uns lag. „Soll ich sonst noch etwas mitbringen?“
    „Nein. Ich denke, er ist so gut wie fertig“, erklärte ich, nachdem ich Mr. Dennisons leblose Gestalt eingehend betrachtete hatte.
    Ich beugte mich vor und bürstete ihm das Haar aus der Stirn. Auf seiner Haut, die sich unter meinen Fingern kühl anfühlte, lag eine feine Puderschicht. Der Ton passte nicht ganz zu seiner natürlichen Hautfarbe. „Obwohl, wenn ich recht darüber nachdenke, bring mir die Schachtel mit der Grundierung, ja? Ich möchte sie erneuern.“
    Jared nickte, sagte aber nichts, obwohl ich schon eine ganze Stunde auf Mr. Dennisons Gesicht verwendet hatte. Ich starrte auf ihn hinunter. Ihm würde es nichts mehr ausmachen, wenn er aussah, als würde er Make-up tragen, aber mir machte es etwas aus. Selbst wenn es seiner Familie egal war, mir war es nicht egal.
    Mein beruflicher Stolz änderte jedoch nichts daran, dass meine Finger ungeschickt mit den kleinen Töpfen und Pinseln herumfummelten, die ich zum Herrichten der Leichen benutzte. Ich hatte auch aus der Einbalsamierung beinahe eine Sauerei gemacht, das Ruder aber herumgerissen, indem ich Jared die „Gelegenheit“ gab, das Meiste zu tun, während ich die Arbeit überwachte. Jared war der erste Praktikant, den ich jemals eingestellt hatte, und obwohl es schwierig für mich war, die Kontrolle über
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