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Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators

Titel: Calhoun Chronicles 03 - Die Schoene Tochter Des Senators
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Jamie. Mehr denn je konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit. Mit strengster Genauigkeit trug sie die Ergebnisse ihrer Himmelssuche in die Sternkarten ein, doch nun wusste sie, wo sie nach der Magie suchen musste, und sei es mitten in einer mathematischen Kalkulation.
    Deshalb stieg sie auch jede Nacht aufs Dach und saß allein in der Kälte mit ihrem in den Himmel gerichteten Teleskop, einen Himmelsatlas auf dem Schoß und ihre Sternkarte stets griffbereit.
    Der Winterhimmel begünstigte ihre Untersuchungen, doch ein ständiger Kopfschmerz dämpfte ihre Lebensgeister, und nach einer Weile glaubte sie, dass es für sie überhaupt keinen Kometen zu entdecken gab. Sie sollte nach den vielen Jahren endlich aufgeben und sich eine nützlichere Beschäftigung suchen, statt nach Sternen zu jagen. Trotzdem drängte sie eine große Macht, immer wieder aufs Dach zu kommen. Abigail vermochte einfach nicht fortzubleiben, selbst nicht in einer so kalten Nacht wie dieser.
    Plötzlich entdeckte sie in dem Sektor, den sie gerade untersuchte, ein Glitzern, das rasch hinter einer Wolke verschwand. Abigail erschreckte derart, dass sie fast ihre ganze Ausrüstung umgeworfen hätte vor lauter Hast, die Koordinaten abzulesen. Eine innere Erregung, die sie durchlief wie ein Fieber, erfasste sie. Sie musste sich zwingen, still zu sitzen.
    Wenige Minuten vor Mitternacht kam ein leichter Wind auf, fegte die Wolken fort, und das Glimmen zeigte sich erneut. Jetzt je- doch strahlte es so hell, dass Abigail dieses unscharfe Leuchten mit bloßem Auge erkennen konnte - ein verschwommenes Leuchtfeuer. Sie blinzelte, weil sie befürchtete, ihre Augen würden sie trügen. Zuerst glaubte sie, sie sähe möglicherweise einen Asteroiden, doch dort war es, ein etwas verschwommenes, nebliges Objekt ohne Schweif, das sich in entgegengesetzter Richtung zur Erde und dann außerhalb des irdischen Orbits bewegte.
    Ihr Komet!
    Der Kometenkern war so durchsichtig, dass man durch ihn hindurch die Sterne sehen konnte, was noch zu der Großartigkeit des Objekts beitrug, welches auf einer dünnen, schmalen Flammenspur zu reiten schien. Die Schönheit dieses Himmelskörpers erfüllte all ihre Sinne. Das Herz schmerzte in der Brust, und sie musste sich mahnen, Luft zu holen. Beinahe vergaß sie, Zeit und Position aufzuschreiben, doch dann fing sie sich wieder, und Abigail notierte rasch die Informationen, ohne indes den Blick von dem himmlischen Wunder zu wenden.
    Ihr Komet... Sie hatte sich immer vorgestellt, dass sie vor Aufregung laut schreien würde, wenn sie ihn zu Gesicht bekäme, statt- dessen jedoch legte sich nun eine ehrfurchtsvolle Stille über sie, die sie demütig machte und stärkte. Heute Nacht war ein Komet über den Himmel gezogen, und sie hatte ihn als Erste gesehen!
    Obwohl sie ganz allein war, fühlte sie sich geradezu überwältigend wohl, so lebendig wie noch nie, so vollkommen beseligt.
    „Oh Mama, ich hab’s geschafft“, flüsterte sie und überraschte sich selbst mit ihren Worten. „Ich habe einen Kometen gefunden!“
    Sie verspürte das dringende Bedürfnis, die Treppe hinunterzulaufen, an J amies Tür zu hämmern und es ihm zu berichten. Doch er war ja nicht mehr da. Ein Schatten legte sich über ihren Triumph. Jamie war ihr bester Freund, der einzige Mensch, der ihre einsamen Nachtwachen zu verstehen schien. Nun war er fort, und sie wusste nicht, ob sie ihn jemals wieder sehen würde.
    Tränen liefen ihr übers Gesicht, und heftiges Schluchzen schüttelte sie. Ungehalten wischte sie sich die Wangen trocken, damit nicht noch das Okular nass wurde, doch lange Zeit vermochte sie nicht mit dem Weinen aufzuhören. Der Sturm der Gefühle riss sie mit sich wie eine brandende Woge.
    Sie schalt sich und fragte sich streng, ob Edmond Halley wohl auch wie ein Kind geweint hatte, nachdem er die Eigenbewegung der Fixsterne korrekt formulierte? H atte Maria Mitchell wegen ihres Kometen geweint? Gewiss nicht.
    Abigail konzentrierte sich auf das Praktische. Sie hatte soeben eine ungewöhnliche wissenschaftliche Entdeckung gemacht. Sie würde das übliche Telegramm an die Astronomische Gesellschaft senden und darin von der Sichtung berichten. Demnächst würde man ihre Entdeckung bestätigen, doch Abigail wusste ja auch so, was sie gesehen hatte. Wissenschaftliche Magazine und die Volkspresse würden darüber schreiben, und bald würden auch gewöhnliche Menschen den Fund entdecken. Möglicherweise schaute ja auch Jamie eines Nachts einmal zum H immel
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