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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel
Autoren: Jules Verne
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war gelungen, in hohem Grade gelungen! Ortik und die übrigen waren allen Ernstes von den Agenten der Behörde erwischt worden.
    Aber Ortik hat sich aufgerichtet und ruft, auf Herrn Cascabel deutend, dem Anführer der Kosaken zu:
    »Ich denunziere diesen Mann!… Er hat einem politischen Sträfling zur Rückkehr nach Rußland geholfen!… Ah, du hast mich ausgeliefert, verfluchter Gaukler; nun liefere ich dich meinerseits aus!«
    »Nur zu, mein Freund,« antwortete Herr Cascabel ruhig, indem er mit den Augen blinzelte.
     

    »Das ist er!« sagte Ortik. (Seite 340.)
     
    »Und der Sträfling, der aus der Festung Jakutsk Entflohene, den er hergebracht hat, ist der Graf Narkine!«
    »So ist es, Ortik!«
    Cornelia, ihre Kinder und die herbeigeeilte Kayette standen wie vom Donner gerührt!…
    Da erhebt sich einer der Zuschauer… Es ist Graf Narkine.
    »Dort ist er!« schreit Ortik.
    »Jawohl! Graf Narkine!« antwortet Herr Sergius.
    »Aber der amnestierte Graf Narkine!« ruft Herr Cascabel und bricht in schallendes Gelächter aus.
    Welch eine Wirkung auf das Publikum! All diese der Dichtung des Stückes beigemischte Wirklichkeit war von der Art, die ruhigsten Geister zu erregen! Es ist nicht einmal gewiß, ob ein Teil der Zuschauer nicht die Überzeugung mit sich forttrug, daß die Räuber des Schwarzwaldes nie eine andere Lösung gehabt!
    Seit die Familie Cascabel den Grafen Narkine an der alaskischen Grenze aufgenommen, waren dreizehn Monate vergangen, während deren er keinerlei Nachrichten aus Rußland erhalten hatte. Dieselben hätten ihm weder bei den Indianern am Youkon, noch bei den Eingeborenen der Liakhossinseln zugestellt werden können. So ahnte er denn nicht, daß bereits vor sechs Monaten ein vom Zar Alexander II. erlassener Ukas jene politischen Sträflinge amnestiert hatte, welche sich in der Situation des Grafen Narkine befanden. Der Fürst, sein Vater, hatte ihm nach Amerika geschrieben, daß er nach Rußland zurückkehren könne, wo er seiner ungeduldig harre. Da er aber bereits abgereist gewesen, hatte der Graf nichts von diesem Briefe erfahren, und so war letzterer in Ermanglung eines Adressaten nach Schloß Walska zurückbefördert worden. Man begreift, welche Angst Fürst Narkine empfand, als er keine Nachricht mehr von seinem Sohne erhielt. Er wähnte ihn verloren… in der Verbannung gestorben. Seine Gesundheit litt darunter und war schon ernstlich gefährdet, als Herr Sergius im Schlosse eintraf. Welch eine Freude für den Fürsten Narkine, der fast daran verzweifelte, ihn jemals wiederzusehen!… Graf Narkine war frei!… Er hatte nichts mehr von der moskowitischen Polizei zu befürchten!… Und da er seinen Vater in seinem geschwächten Zustande nicht gleich nach dem Wiedersehen von neuem verlassen wollte, hatte er Herrn Cascabel jenen Brief gesandt, der ihm alles sagte und überdies sein Erscheinen im Permer Cirkus gegen Ende der Vorstellung versprach.
    Da war Herrn Cascabel der bewußte triumphale Einfall gekommen und er hatte seine Maßregeln ergriffen, um Ortiks Bande am Schlusse des Stückes auszuliefern.
    Als das Publikum von dem wahren Sachverhalt unterrichtet worden, brach es in stürmischen Jubel aus. Von allen Seiten erschollen Hurrarufe, während die Kosaken Ortik und seine Mitschuldigen abführten, die, nachdem sie so lange die Rolle von Räubern faktisch gespielt hatten, endlich – ebenfalls faktisch – für ihre Verbrechen büßen sollten.
    Herr Sergius wurde sofort von dem Vorgefallenen unterrichtet, wie Kayette den gegen ihn und die Familie Cascabel ersonnenen Anschlag entdeckt hatte, wie sie den beiden russischen Matrosen in der Nacht vom sechsten Juli mit Gefährdung ihres Lebens heimlich gefolgt war, wie sie Herrn Cascabel alles erzählt und wie dieser endlich weder dem Grafen Narkine noch seiner Frau etwas davon sagen gewollt…
    »Ein Geheimnis vor mir, Cäsar, ein Geheimnis!« sagte Frau Cascabel in vorwurfsvollem Tone.
    »Das erste und das letzte, liebe Frau!«
    Cornelia hatte ihrem Manne bereits verziehen und brach unwillkürlich in die Worte aus:
    »Ah, Herr Sergius, ich muß Sie küssen!«
    Dann sagte sie ganz verwirrt:
    »Entschuldigen Sie, Herr Graf…«
    »Nein… Herr Sergius für euch, meine Freunde… stets Herr Sergius!… Und auch für dich, meine Tochter!« fügte er hinzu, indem er Kayette in seine Arme schloß.
XV. Ende.
    Sie ist beendet, die Reise des Herrn Cascabel, und glücklich beendet! Die Belle-Roulotte hat nur mehr Rußland und Deutschland zu
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