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Cäsar Cascabel

Cäsar Cascabel

Titel: Cäsar Cascabel
Autoren: Jules Verne
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befindlichen Teil von Britisch-Kolumbia, wohin 1863 Tausende von Goldgräbern strömten. Herr Cascabel lief keine Gefahr mehr, seiner kleinen, sozusagen im Schweiße seines Angesichtes erworbenen Ersparnisse, die er in der Tasche seines Überrockes bei sich trug, beraubt zu werden. Der Ankauf einer Handkasse war auch nicht so unumgänglich notwendig zur Sicherung seines Vermögens, wie er behauptete; wenn er trotzdem darauf bestand, so war es in der Voraussicht einer großen Reise durch die Territorien des Far West, die nicht so wohl behütet waren, wie die kalifornische Region, – einer Reise, die ihn nach Europa zurückführen sollte.
    Herr Cascabel schritt gemächlich durch die breiten, reinen Straßen der Stadt, vorüber an prächtigen Squares voll schöner, noch unbelaubter Bäume, ebenso elegant als bequem gebauten Gasthöfen und Privathäusern, öffentlichen Gebäuden im angelsächsischen Stile und zahlreichen monumentalen Kirchen, welche der Hauptstadt Kaliforniens ein großartiges Gepräge verleihen. Überall geschäftige Menschen, Kaufleute, Rheder, Industrielle, die einen auf die Ankunft der Schiffe harrend, welche den dem Stillen Ocean zufließenden Strom herauf oder hinabfahren, die anderen den Folsoner Bahnhof belagernd, der seine Züge ins Innere der Bundesstaaten entsendet.
    Einen französischen Tusch vor sich hin pfeifend, bog Herr Cascabel in die High-Street ein. In dieser Straße hatte er bereits die Niederlage eines Konkurrenten der berühmten Pariser Kassenfabrikanten Fichet und Huret bemerkt. Hier verkaufte William J. Morlan gute und nicht teuere Ware – wenigstens verhältnismäßig nicht teuer, wenn man sich die übertriebenen Preise aller Dinge in den Vereinigten Staaten von Amerika vor Augen hält.
    William J. Morlan war in seiner Niederlage, als Herr Cascabel dort vorsprach.
    »Herr Morlan,« sagte er, »ich habe ja die Ehre… Ich möchte eine Handkasse kaufen.«
    William J. Morlan kannte Cäsar Cascabel; wer hätte ihn in Sakramento nicht gekannt? Bildete er doch seit drei Wochen das Entzücken der Bevölkerung. So antwortete denn der wackere Fabrikant:
    »Eine Handkasse, Herr Cascabel? Gestatten Sie, daß ich Ihnen Glück wünsche…«
    »Wieso?«
    »Wenn man eine Kasse kauft, so ist das ein Zeichen, daß man ein paar Säcke Dollars aufzubewahren hat.«
    »So ist’s, Herr Morlan.«
     

    Zudem »feuersicher« fügte Herr William J. Morlan hinzu. (Seite 6.)
     
    »Nun denn, nehmen Sie diese,« antwortete der Kaufmann, indem er auf eine ungeheure Kasse wies, welche eines Platzes in den Büreaus der Gebrüder Rothschild oder anderer Banquiers, die gewöhnlich ihr Auskommen haben sollen, würdig gewesen wäre.
    »O!… o!… langsam!« rief Herr Cascabel. »Darin könnte ich meine ganze Familie unterbringen!… Allerdings ein wahrer Schatz, diese Familie, aber es handelt sich augenblicklich nicht um ihre Sicherung… Sagen Sie, Herr Morlan, wieviel dürfte dieser ungeheure Behälter wohl fassen?«
    »Mehrere Millionen in Gold.«
    »Mehrere Millionen?… Dann… werde ich… nochmals vorsprechen… sobald ich die habe… Nein, ich brauche ein sehr solides, feuerfestes Kästchen, das ich unter dem Arme tragen und in einem Winkel meines Wagens unterbringen kann, wenn ich reise.«
    »Ich habe etwas Passendes für Sie, Herr Cascabel.«
    Und der Fabrikant zeigte ihm eine kleine, mit einem Sicherheitsschlosse versehene Handkasse, welche höchstens zwanzig Pfund wog und im Innern wie die in Bankhäusern gebräuchlichen Geld-oder Dokumentenkassen eingerichtet war.
    »Dazu ist sie feuerfest,« bemerkte Herr William J. Morlan, »und garantiert laut Faktura.«
    »Vortrefflich, vortrefflich!« versetzte Herr Cascabel. »Ich bin damit zufrieden, wenn Sie mir für das Schloß stehen!…«
    »Kombinationsverschluß,« sagte der Fabrikant. »Vier Buchstaben.. ein aus vier Alphabeten zu wählendes Wort, von vier Buchstaben; das läßt gegen viermalhunderttausend Kombinationen zu. Ehe ein Dieb die rechte herausfände, hätte man hunderttausendmal Zeit, ihn zu hängen.«
    »Hunderttausendmal, Herr Morlan! Das ist wirklich wunderbar!… Aber der Preis?… Sie begreifen, daß eine Kasse zu teuer ist, wenn ihr Preis die Summe übersteigt, die man hineinthun möchte!«
    »Sehr wahr, Herr Cascabel. Ich werde sie Ihnen denn auch bloß mit sechs und einem halben Dollar berechnen…«
    »Sechs und ein halber Dollar?…« versetzte Cascabel. »Dieser Preis von sechs und einem halben Dollar gefällt mir nicht. Hören
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