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Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt

Titel: Cadence Jones ermittelt - Davidson, M: Cadence Jones ermittelt
Autoren: Mary Janice Davidson
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Wachmann der Security kam ins Zimmer gestürmt und versuchte, gleichzeitig jeden Winkel zu sichern. Er fesselte Ms Millers Hände – dieses Mal hinter ihrem Rücken – und schleppte sie fort, vermutlich zur Krankenstation. Mir war es einigermaßen egal, wohin sie verfrachtet wurde, solange ich dieses Geheul nur nicht länger anhören musste.
    Auf dem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal um. »Alles in Ordnung mit Ihnen, Cadence?«
    »Das ist nicht Cadence«, platzte George heraus, dieses unverbesserliche Klatschmaul. »Das ist Shiro.«
    Wie immer war ich erstaunt, dass man mich mit meiner Schwester verwechselte. Wir sahen uns doch überhaupt nicht ähnlich und sprachen und bewegten uns auch ganz verschieden. Konnte dieser Wachmann das wirklich nicht erkennen? Er war doch einer von der gut trainierten Truppe, einer der wenigen Security-Leute, die wir hatten! Vielleicht sollten wir doch lieber vollautomatische Sicherheitssysteme einführen …
    Möglicherweise gab es eine gewisse Ähnlichkeit der Nasen …
    »Dann eben Special Agent Jones«, korrigierte sich der Wachmann, ohne sonderlich beeindruckt zu sein.
    »Mir geht’s gut. Sie konnte mir nichts anhaben.« Zu schade, dass von George nicht dasselbe zu sagen war. Wenn er auch nur den Mund auftat, verletzte er mich schon. Was für ein schrecklicher Mann! Aber ich wusste nur zu gut, warum Michaela ihn mir als Partner gegeben hatte … Ich bildete nämlich den Ausgleich für seine Defekte. Dieser kluge Schachzug war ein Beleg für Michaelas Weisheit und für ihre bürokratische Rücksichtslosigkeit.
    George sah dem Wachmann nach, der Connie Miller hinausbugsierte. »Dir ist schon bewusst, dass es jetzt ’ne Menge Papierkram geben wird? Und damit meine ich nicht so ein paar Zusatznotizen, sondern einen ordentlichen Haufen.«
    Ich unterdrückte einen Seufzer. Leider hatte er nur zu recht. Der nicht enden wollende Papierkram ist der Fluch jeder Polizeiarbeit. Ein Vorfall, der vielleicht dreißig Sekunden gedauert hatte, würde eine dreistündige Dokumentation erfordern.
    »Ich weiß.«
    »Dann kannst du es ja machen«, sagte er, als ob ich eine Frau wäre, die von einem Mann Befehle entgegennähme. »Denn du bist schließlich diejenige, die ihr den Scheißarm gebrochen hat. Wahrscheinlich hat man den Knacks bis runter zur Nicollet Avenue gehört.«
    Ich beäugte George kritisch und überlegte, ob ich nun auch ihm den Arm brechen sollte. Aber noch mehr Papierkram konnte ich einfach nicht gebrauchen. Außerdem würde eine solche Handlung neuerliche Sitzungen bei dem idiotischen Dr. Nessman nach sich ziehen.
    Ich sah auf die Uhr. »Wir müssen zum Debriefing. Der Papierkram muss halt warten.«
    Mit George auf den Fersen und unter Vorweisung meiner ID-Karte an den automatischen Checkpoints schafften wir es in weniger als fünf Minuten zum Konferenzraum. Die anderen Agenten und Michaela saßen bereits auf ihren Plätzen. Wir nahmen die beiden letzten Stühle. Fast die gesamte Minneapolis-Mannschaft war anwesend. Wir waren ja nur eine kleine Außenstelle, die einer wesentlich größeren Abteilung in Washington Rapport erstatten musste. Manches Mal überlief mich ein Schauder, wenn ich mir vorstellte, was für Verrückte dort wohl herumrennen mochten. Wahrscheinlich rekrutierten die ihre Leute direkt von der jeweiligen Regierung.
    »Danke, dass Sie inzwischen auch eingetroffen sind, Cadence«, sagte meine Chefin in dem einzigen Tonfall, den sie kannte: sarkastisch.
    »Falsch«, erwiderte ich in dem Ton, den nur ich ungestraft gegenüber Michaela benutzen durfte.
    Sie blinzelte. »Oh. Sorry, Shiro. Hab Sie nicht gleich erkannt.«
    »Wenn Sie hören, was sie … auuuaahhh!« George nahm seinen Fuß in die Hand und wiegte ihn wie ein Baby. Wie alle Soziopathen kam er mit fremdem Schmerz bestens klar, nur mit seinem eigenen nicht. Alle am Tisch blickten erschrocken, aber niemand wagte, mich wegen des Knöcheltritts zu tadeln.
    Wie alle anderen Angestellten von BOFFO auch überhörte ich sein Gekreische. Ein Tag ohne das Leid eines Soziopathen ist ein Tag ohne Sonnenschein.
    »Hey, grüß dich, Shiro. Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber könnte vielleicht auch Cadence mal wieder zum Vorschein kommen?«, fragte Tina McNamara, während sie ihrem ganz speziellen Tick frönte, einem Fingerschnippen in einem komplizierten, schnellen Rhythmus. »Ich gebe am Fünften meine Einweihungsparty und wollte sie gern einladen.« Schnipp-schnipp, schnippeti schnipp-schnipp-schnapp .
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