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BZRK Reloaded (German Edition)

BZRK Reloaded (German Edition)

Titel: BZRK Reloaded (German Edition)
Autoren: Michael Grant
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eindrang.
    Was für eine Ironie.
    Und Charles? Tja, was tat man, wenn man mit seinem Zwillingsbruder eine Einheit bildete und die Hälfte von einem den Verstand verlor?
    »Sie war in meinem Kopf und hat mir Haken ins Hirn gesteckt, hat ein Tier aus mir gemacht!«, heulte Benjamin.
    »Bruder …« Doch Charles’ Stimme versagte. Benjamin hatte die Kontrolle über die gemeinsame Lunge übernommen.
    »Etwas mit Säure«, sagte Benjamin, und plötzlich klang er ganz sanft. »Säure. Oder dass man ihr was amputiert. Ihr was abschneidet. Schneid ihr die Nase ab oder ihre Hände.« Er drosch mit der Hand in der Luft herum. Es war mehr als nur eine gestische Unterstreichung. Seine Hand war ein imaginäres Hackbeil.
    Charles wartete auf eine Gelegenheit, das Wort zu ergreifen. Sie besaßen zwar eigene Münder und Kehlen, aber die Lunge teilten sie sich, und deshalb konnte es schwierig sein, sich Gehör zu verschaffen, wenn der eine brüllte.
    »Bruder«, setzte Charles an. »Konzentrieren wir uns lieber auf diese Krise. Was wir uns als Nächstes überlegen müssen, ist …«
    »Als Nächstes? Als Nächstes? Als Nächstes wird sie leiden, und ich schaue dabei zu. Ich koste es aus. Ich schaue ihr zu und lache sie aus. Ich stelle mich über sie und blicke zu ihr herunter, wenn sie heult und fleht und die Hoffnung in ihren Augen schwindet. Das kommt als Nächstes.«
    Inzwischen schüttelte er die Faust wie der Bösewicht aus einem Comic. Gleichzeitig weinten seine Augen, ein tobendes, wütendes und gekränktes Kind.
    Mit »ihr« war ein sechzehnjähriges Mädchen gemeint, Sadie McLure, doch wie es schien, hatte sie den Kampfnamen Plath angenommen. Wie melodramatisch – die BZRKer waren solche Romantiker.
    Sechzehn. Genauso alt wie Burnofskys eigene Tochter, Carla.
    Ehemalige Tochter? Nein, der Tod macht einen nicht ehemalig, er macht einen einfach nur tot.
    Als Charles und Benjamin Carlas Tod befohlen hatten, waren sie viel ruhiger gewesen. Und voll Bedauern. Charles hatte Burnofsky sogar angefasst, hatte ihm seine Hand, so groß wie ein ganzer Schinken, auf den Rücken gelegt, als er den Tod von Burnofskys einzigem Kind angeordnet hatte.
    Fürsorglich.
    Rücksichtsvoll.
    Sie hat uns verraten, Karl. Sie hat uns verkauft. Du weißt, wie sie enden würde, wenn wir sie laufen ließen und sie sich dem BZRK anschließen würde. Wahnsinn. Willst du das etwa für dein kleines Töchterchen?
    Burnofsky holte bebend Luft. Sie sollten ihm wenigstens einen Drink anbieten. Aber klar, die Zwillinge waren abgelenkt. Benjamin schimpfte noch immer, und Charles riss allmählich der Geduldsfaden.
    »Ich wurde von ihr vergewaltigt!«, heulte Benjamin. »Missbraucht!«
    Plath war es gelungen, mit ihren Bioten in Benjamins Gehirn einzudringen. Burnofsky wusste zwar, dass sie noch ganz neu auf dem Gebiet der Nanokriegsführung war, aber sie hatte improvisiert, das gerissene Mädchen. Wenn man den zeitlichen Rahmen betrachtete, hatte sie wohl kaum Übung in der anspruchsvollen Kunst gehabt, unmerklich ein menschliches Hirn zu verdrahten. Und sie hatte es eilig gehabt, hatte unter Druck gestanden, deshalb hatte sie aufs Geratewohl Haken gesteckt und Drähte verbunden.
    Sie hatte aus Benjamins Hirn Rührei gemacht.
    Damit hatte sie die Intelligenz ihres Vaters bewiesen. Sie war schlauer als der verstorbene Bruder. Burnofsky fragte sich, ob sie das falsche Kind der McLures getötet hatten. Stone war ein eher schwerfälliger, pflichtbewusster Typ gewesen, seine Schwester dagegen …
    Das Resultat von Sadies Verdrahtung waren schwere mentale Störungen gewesen. Benjamin hatte gekreischt, gebrabbelt und sich lächerlich gemacht und dabei die körperliche Barriere, die seinen Kopf mit dem von Charles verband, ziemlich – und überaus schmerzhaft – strapaziert, bis hin zu dem unglücklichen Zwischenfall mit der Glasflasche, dessen Folgen noch immer deutlich in Benjamins Gesicht zu sehen waren.
    Die Membran, das Fleisch oder wie auch immer man die lebende Brücke zwischen Charles und Benjamin nannte, war unter der Spannung auseinandergerissen. Das mittlere Auge, dieser unheimliche dritte Augapfel, der sich manchmal Charles anschloss, manchmal Benjamin, und zu anderen Zeiten wiederum ein Eigenleben zu führen schien, war rot gerändert, das untere Lid war verkrustet von Blut, das noch immer aus einer heftigen Quetschung drang.
    Am Ende hatte Plath Benjamin leben lassen, obwohl sie ihn hätte töten können. Burnofsky fragte sich, ob Charles das in diesem
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