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Byrne & Balzano 4: Septagon

Titel: Byrne & Balzano 4: Septagon
Autoren: Richard Montanari
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Ecke und wartete auf sie.
    Bald hatten sie sämtliche Häuserblocks in verschiedenen Richtungen abgeklappert. Den einzigen Weg, den sie noch nicht eingeschlagen hatten, war die Zweite Straße in südliche Richtung.
    »Warum tun wir das?«, fragte Jessica.
    »Der Boss sagt, wir sollen es tun, also tun wir’s.«
    Sie gingen die Zweite einen halben Block weit in südliche Richtung hinunter. Auch hier gab es jede Menge leerer Ladenlokale und verfallene Häuser. Sie kamen an einer Hinterhofwerkstatt mit gebrauchten Autoreifen, einem ausgebrannten Pkw und einem aufgebockten Kleinlaster vorbei; daneben befand sich ein kubanisches Restaurant.
    Die andere Straßenseite bot ein graues Einerlei aus heruntergekommenen Reihenhäusern, die zwischen Sandwichbuden, Perückenläden und Nagelstudios eingequetscht waren. Einige Geschäfte waren geöffnet; die meisten jedoch hatten ihren Betrieb für immer eingestellt. An allen Eingängen, die sämtlich mit verrosteten Gittern versehen waren, hingen verblasste, handgeschriebene Schilder. In den oberen Stockwerken waren mehrere zerbrochene Fensterscheiben mit Bettlaken verhängt.
    Nord-Philadelphia, dachte Jessica. Gott schütze Nord-Philadelphia.
    Als sie an einer Brachfläche vorbeikamen, die von einer Bretterwand umschlossen wurde, blieb Byrne stehen. Die schiefe Wand, die aus zusammengenageltem Sperrholz, verrostetem Metall und Plastikplanen bestand, war mit Graffiti übersät. An einem Ende befand sich eine leuchtend rote Tür, die mit Draht an einem Pfosten befestigt war. Die Tür sah aus, als wäre sie vor Kurzem gestrichen worden.
    »Jess«, sagte Byrne. »Schau mal.«
    Jessica trat ein paar Schritte zurück. Sie sah auf die Tür und warf dann einen Blick über die Schulter. Sie und Byrne waren fast einen ganzen Häuserblock von der Diamond Street entfernt. »Das hat doch nichts zu bedeuten, oder?«
    »Dieser Typ soll doch gesagt haben, wir könnten ihn in der Nähe der Zweiten und Diamond hopsnehmen und dass wir das Haus an einer roten Tür erkennen. Und das ist definitiv eine rote Tür. Die einzige weit und breit.«
    Sie gingen ein paar Meter weiter Richtung Süden, bis sie zu einer Stelle kamen, wo die Mauer niedriger war, sodass sie hinüberspähen konnten. Das Grundstück sah aus wie alle Brachflächen in Philadelphia – Unkraut, Steine, Reifen, Plastiktüten, verrostete Elektrogeräte, die obligatorische ausrangierte Toilette.
    »Siehst du hier irgendwo einen Killer herumstehen?«, fragte Jessica.
    »Keinen einzigen.«
    »Ich auch nicht. Sollen wir wieder gehen?«
    Byrne dachte kurz nach. »Ich sag dir was. Wir drehen eine Runde. Dann können wir wenigstens sagen, wir hätten unsere Pflicht getan.«
    Sie gingen bis zur Ecke, umrundeten die Brachfläche und liefen zur Rückseite bis zu einem verrosteten Maschendrahtzaun, der das unbebaute Grundstück von einer Gasse trennte. Eine Ecke des Zauns war aufgeschnitten und aufgerollt. Darüber hingen drei Paar alte, an den Schnürsenkeln zusammengebundene Turnschuhe über einem Elektrokabel.
    Jessica blickte auf das Grundstück. An der Mauer des Gebäudes auf der Westseite, wo einst ein bekannter Musikladen untergebracht gewesen war, standen ein paar ausrangierte Backsteinpaletten, eine Leiter mit nur noch drei Sprossen sowie mehrere defekte Elektrogeräte. Jessica beschloss, die Sache schnell hinter sich zu bringen. Byrne zog den Maschendrahtzaun hoch, worauf Jessica sich duckte und durch die Lücke kroch. Ihr Partner folgte.
    Die beiden Detectives schauten sich auf dem Grundstück um. Byrne nahm die linke Hälfte, Jessica die rechte. Fünf Minuten später trafen sie sich in der Mitte. Die Sonne stand hoch am Himmel und brannte unbarmherzig. Der Nachmittag war bereits angebrochen.
    »Nichts?«, fragte Jessica.
    »Nichts.«
    Jessica zog ihr Handy aus der Tasche. »Okay«, sagte sie. »Jetzt bin ich neugierig. Ich will den Anruf des angeblichen Killers auf unserer Hotline hören.«
    Zwanzig Minuten später traf Detective Joshua Bontrager ein. Er hatte einen Kassettenrekorder mitgebracht.
    Josh Bontrager war erst seit achtzehn Monaten bei der Mordkommission, hatte seine Qualitäten jedoch schon unter Beweis gestellt. Er brachte Begeisterungsfähigkeit und die unverbrauchte Energie eines jungen Mannes mit auf die Straße. Doch sein Lebenslauf hatte noch etwas anderes zu bieten – etwas, das fast jeder im Department als einzigartig und beeindruckend betrachtete. Niemand in der Mordkommission des Philadelphia Police Departments –
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