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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix
Autoren: Richard Montanari
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der linken Hand ein vertrautes Zeichen der Gebärdensprache, das erste, das er damals gelernt hatte.
    Ich liebe dich.
    Andrew Chase wirbelte mit rot funkelnden Augen herum – die Glock nach vorn gerichtet.
    Kevin Byrne sah sie alle in den Augen dieses Monsters. Sie alle. Jedes unschuldige Opfer.
    Er hob die Waffe.
    Beide Männer drückten ab.
    Und wie schon einmal senkte sich ein weißer Schleier auf die Welt, und alle Geräusche ringsum verstummten.
     
    Jessica hörte die beiden ohrenbetäubenden Schüsse, und einen kurzen Moment waren ihre Ohren wie taub. Sie brach auf dem kalten Kellerboden zusammen. Überall war Blut. Sie konnte den Kopf nicht heben. Ehe ihre Sinne schwanden, versuchte sie Sophie zwischen den leblosen Körpern zu finden. Ihr Herzschlag verlangsamte sich; ihre Sehkraft schwand.
    Sophie , dachte sie, bevor sie das Bewusstsein verlor.
    Mein Herz.
    Mein Leben.
     

 
     
    81.
     
     
    Ostersonntag, 11.05 Uhr
     
     
    M utter saß auf der Schaukel; das gelbe Sommerkleid, das sie so gern trug, betonte die dunkelvioletten Flecke in ihren Augen. Ihre Lippen waren rot, ihr Haar ein üppiges Mahagoni in der Sommersonne.
    Der Geruch von Briketts erfüllte die Luft, und das Getöse der Zuschauer bei einem Spiel der Phillies drang herüber. Das Kichern ihrer Cousinen, der Geruch der Parodi-Zigarren, das Aroma des Tafelweins.
    Leise erklang Dean Martins Schnulze Come Back to Sorrento auf einer alten Schallplatte.
    »Mom?«, sagte Jessica.
    »Nein, Liebling«, erwiderte Peter Giovanni. Die Stimme ihres Vaters hatte sich verändert. Irgendwie hörte sie sich älter an.
    »Dad?«
    »Ich bin hier, mein Engel.«
    Eine Woge der Erleichterung überschwemmte sie. Wenn ihr Vater an ihrer Seite war, war alles in Ordnung. War es nicht so? Er war Polizist. Jessica öffnete die Augen. Sie war schwach und erschöpft. Sie lag im Zimmer eines Krankenhauses, schien aber an keine Apparaturen und Infusionen angeschlossen zu sein. Die Erinnerung kehrte zurück. Ihr fielen die dröhnenden Schüsse in dem kleinen Keller wieder ein. Offenbar war sie nicht getroffen worden.
    Ihr Vater stand am Fußende des Bettes. Hinter ihm stand ihre Cousine Angela. Jessica drehte den Kopf nach links und entdeckte John Shepherd und Nick Palladino.
    »Sophie«, sagte sie.
    Die nachfolgende Stille löste eine Explosion in ihrem Herzen aus und ließ es in tausend brennende Kometen der Angst zersplittern. Langsam schweifte ihr Blick von einem zum anderen, wobei ein leichter Schwindel sie überkam. Sie musste in die Augen der anderen sehen. In Krankenhäusern wird viel geredet. Meistens das, was die Leute hören wollen.
    Der Patient hat gute Chancen …
    Mit der richtigen Therapie und den richtigen Medikamenten …
    Er ist der Beste auf seinem Gebiet…
    Wenn Jessica ihrem Vater in die Augen sah, würde sie Bescheid wissen.
    »Sophie geht es gut«, sagte ihr Vater.
    Seine Augen logen nicht.
    »Vincent ist unten in der Cafeteria mit ihr.«
    Jessica schloss die Augen und brach in Tränen aus. Sie würde alles überleben. Sagt es nur.
    Ihre Kehle war heiser und trocken. »Chase …«, murmelte sie.
    Die beiden Detectives schauten zuerst sie an und wechselten dann einen Blick.
    »Was ist mit Chase?«, fragte sie.
    »Er ist hier. Auf der Intensivstation. Unter polizeilicher Bewachung«, sagte Shepherd. »Er wurde vier Stunden operiert. Die schlechte Nachricht ist, dass er überleben wird. Die gute Nachricht, dass wir ihm den Prozess machen können. Wir haben alle Beweise, die wir brauchen. In seinem Haus gibt es massenhaft Beweise.«
    Jessica schloss wieder für einen Moment die Augen und dachte über die Informationen nach. Hatte Andrew Chase wirklich rote Augen? In ihren Albträumen hatten seine Augen diese Farbe.
    »Dein Freund Patrick … er hat es leider nicht geschafft«, sagte Shepherd. »Tut mir Leid.«
    Der Wahnsinn dieser Nacht drang vollends in ihr Bewusstsein. Sie hatte es tatsächlich für möglich gehalten, dass Patrick diese abscheulichen Verbrechen begangen hatte. Wenn sie ihm geglaubt hätte, wäre er an dem Abend vielleicht nicht zu ihr gekommen. Und dann würde er noch leben …
    Unendliche Trauer überschwemmte sie.
    Angela nahm die Flasche mit dem kalten Wasser und führte den Strohhalm an ihre Lippen. Angies Augen waren rot und geschwollen. Sie strich über Jessicas Haar und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn.
    »Wie bin ich hierher gekommen?«, fragte Jessica.
    »Deine Freundin Paula«, sagte Angela. »Sie wollte wissen, ob bei
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