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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix
Autoren: Richard Montanari
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in Erinnerung behalten. Einen kurzen Moment dachte Jessica, dass Frank Wells seinen Frieden gefunden hatte.
    Und wenn es jemanden gab, der an solche Dinge glaubte, dann war es Tessa.
    Jessica glaubte daran.
     

 
     
    EPILOG
     
     
    30. Mai, 11.05 Uhr
     
     
    D er Memorial Day brachte heißen Sonnenschein ins Delaware Valley. Der Himmel war klar und blau. Die Autos, die auf den Straßen um den Holy-Cross-Friedhof parkten, glänzten im goldenen Sonnenlicht.
    Die Männer trugen helle Polo-Shirts und Khakihosen. Die Großväter Anzüge, die Frauen Sommerkleider mit Spaghettiträgern und Espadrilles in pastellfarbenen Regenbogenfarben.
    Jessica ging in die Hocke und legte die Blumen auf das Grab ihres Bruders Michael. Die kleine Fahne stellte sie neben den Grabstein und warf dann einen Blick über den großen Friedhof. Andere Familien stellten ebenfalls ihre Fahnen auf. Einige alte Männer salutierten; manche saßen in Rollstühlen, in trübe Erinnerungen versunken. Wie immer an diesem Tag, wechselten die Familien gefallener Soldaten und Soldatinnen über das üppige Grün hinweg verständnisvolle Blicke und teilten ihre Trauer.
    In ein paar Minuten würde Jessica ihren Vater am Grab ihrer Mutter treffen, und sie würden schweigend zurück zum Wagen gehen. So machten sie es in ihrer Familie. Sie trauerten getrennt.
    Jessica drehte sich um und schaute auf die Straße.
    Vincent lehnte an ihrem Cherokee. Er war kein Friedhofsgänger, und für Jessica war das okay. Sie hatten nicht alle Probleme beseitigt, und das würde wohl auch nie geschehen, doch seit ein paar Wochen war er ein neuer Mensch geworden.
    Jessica sprach ein stilles Gebet und ging dann an den anderen Gräbern vorbei zur Straße.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Vincent. Sie schauten zu Peter hinüber, der mit seinen zweiundsechzig Jahren noch breite, kräftige Schultern hatte.
    »So schnell lässt er sich nicht unterkriegen«, sagte Jessica.
    Vincent hielt zärtlich Jessicas Hand. »Und wie steht es mit uns?«
    Jessica schaute ihren Ehemann an und sah einen Trauernden, den die Last seiner Niederlagen quälte. Er hatte seinen Eid gebrochen und es nicht geschafft, seine Frau und seine Tochter zu beschützen. Ein Verrückter war in das Haus von Vincent Balzano eingedrungen und hatte seine Familie bedroht, aber er war nicht bei ihnen gewesen – für jeden Polizisten ein Albtraum, den er kaum verarbeiten konnte.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jessica. »Ich bin froh, dass du da bist.«
    Vincent lächelte und hielt ihre Hand fest. Jessica zog sie nicht zurück.
    Sie hatten sich geeinigt, eine Eheberatung aufzusuchen. Die erste Sitzung fand in wenigen Tagen statt. Jessica war nicht bereit, ihr Bett und ihr Leben sofort wieder mit Vincent zu teilen, aber es war ein erster Schritt. Wenn das Schicksal es wollte, dass sie diese Krisen meisterten, würden sie es schaffen.
    Sophie hatte zu Hause ein paar Blumen gepflückt und verteilte sie nun auf den Gräbern. Weil sie das zitronengelbe Kleid, das Jessica ihr bei Lord & Taylor’s gekauft hatte, Ostern nicht tragen konnte, schien sie entschlossen zu sein, es nun jeden Sonn- und Feiertag anzuziehen, bis sie aus dem Kleid herausgewachsen war. Hoffentlich ging die Zeit nicht zu schnell vorbei.
    Als Peter zum Wagen ging, schoss ein Eichhörnchen hinter einem Grabstein hervor. Sophie kicherte und rannte hinterher. Ihr gelbes Kleid und ihre kastanienbraunen Locken strahlten in der Frühlingssonne.
    Sie schien glücklich zu sein.
    Vielleicht war das genug.
     
    Kevin Byrne war vor fünf Tagen von der Intensivstation der Universitätsklinik Pennsylvania verlegt worden. Die Kugel, die Andrew Chase in jener Nacht auf ihn abgefeuert hatte, war in Byrnes Schädel eingedrungen und hatte seinen Hirnstamm nur um einen Zentimeter verfehlt. Er war zwölf Stunden operiert worden und lag seitdem im Koma.
    Die Ärzte sagten, er habe einen sehr starken Lebenswillen, doch mit jeder Woche sinke die Wahrscheinlichkeit, dass er aus dem Koma erwache.
    Jessica hatte Donna und Colleen Byrne ein paar Tage nach den tragischen Ereignissen in ihrem Haus besucht. Sie hatten sich angefreundet, und Jessica war sicher, dass diese Freundschaft lange halten würde, ob in Freude oder im Leid. Sie hatte sogar ein paar Zeichen der Gebärdensprache gelernt.
    Als Jessica heute ihren täglichen Besuch im Krankenhaus machte, wusste sie, dass sie nicht lange bleiben konnte. Es wartete viel Arbeit auf sie. Auch wenn es ihr jedes Mal schwer fiel, wieder zu gehen –
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