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Byrne & Balzano 1: Crucifix

Byrne & Balzano 1: Crucifix

Titel: Byrne & Balzano 1: Crucifix
Autoren: Richard Montanari
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Adern.
    Nein, dachte sie.
    Nein!
    Nimm mich.
    Ich bin hier. Nimm mich!
    Andrew Chase setzte Sophie neben Jessica auf den Boden. Sophies Augen waren geschlossen, ihre Glieder erschlafft.
    Das Adrenalin in Jessicas Venen kämpfte gegen die Droge an, die er ihr gespritzt hatte. Wenn sie nur aufstehen und ihm einen Schlag verpassen könnte, nur einen einzigen Schlag, hätte sie eine Chance. Er war kräftiger als sie, aber sie hatten etwa dieselbe Größe, und sie war Amateurboxerin. Das und die grenzenlose Wut, die in ihrer Seele tobte, würden ihr helfen, diesen Irren mit einem einzigen Schlag außer Gefecht zu setzen.
    Als er sich kurz umdrehte, sah Jessica, dass er ihre Waffe an sich genommen hatte. Sie steckte nun unter seinem Hosenbund.
    Vor seinen Blicken geschützt, rückte Jessica wenige Zentimeter näher an Sophie heran. Die Anstrengung erschöpfte sie. Sie musste sich ausruhen.
    Jessica versuchte herauszufinden, ob Sophie noch atmete, konnte es aber nicht erkennen.
    Andrew Chase drehte sich wieder zu ihnen um, die Bohrmaschine in der Hand.
    »Zeit zu beten«, sagte er.
    Er griff in die Tasche und zog einen Bolzen heraus.
    »Bereiten Sie ihre Hände vor«, befahl er Jessica. Er kniete sich hin und drückte die kabellose Bohrmaschine in Jessicas rechte Hand. Jessica spürte Galle in ihre Kehle aufsteigen. Ihr wurde speiübel.
    »Was?«
    »Sie schläft nur. Ich habe ihr nur eine kleine Dosis Midazolam gegeben. Schrauben Sie ihre Hände zusammen, dann lasse ich sie am Leben.« Er zog ein Gummiband aus der Tasche, wickelte es um Sophies Handgelenke und legte einen Rosenkranz zwischen ihre Hände. Einen Rosenkranz ohne Perlen. »Wenn Sie es nicht selbst tun, tue ich’s. Dann schicke ich sie direkt vor Ihren Augen zu Gott.«
    »Ich … kann nicht …«
    »Sie haben dreißig Sekunden.« Er beugte sich vor und drückte Jessicas Zeigefinger auf den Schalter der Bohrmaschine. Die Batterie war voll geladen. Das hohe Surren des Stahlbohrers, der sich in der Luft drehte, bereitete Jessica körperliche Schmerzen. »Wenn Sie es jetzt tun, wird sie überleben.«
    Sophie schaute Jessica an.
    »Sie ist meine Tochter«, murmelte Jessica.
    Chase blieb unerbittlich. Die tanzende Flamme der Kerze warf einen langen Schatten auf sein Gesicht. Er zog die Glock unter dem Hosenbund hervor, spannte den Hahn und richtete den Lauf auf Sophies Gesicht. »Sie haben zwanzig Sekunden.«
    »Warten Sie!«
    Jessica spürte, dass ihre Kräfte zurückkehrten. Ihre Finger zitterten.
    »Denken Sie an Abraham«, sagte Chase. »Denken Sie an die Entschlossenheit, die ihn zum Altar führte. Sie können es.«
    »Ich … ich kann nicht.«
    »Wir alle müssen Opfer bringen.«
    Jessica musste Zeit gewinnen. Irgendwie.
    »Okay«, sagte sie. »Okay.« Sie schlang die Finger um den Griff der Bohrmaschine. Sie war schwer und kalt. Sie drückte mehrmals auf den Schalter. Der Bohrer fing an zu surren; die Spitze flirrte.
    »Bringen Sie sie zu mir«, sagte Jessica in kläglichem Ton. »Ich kann sie nicht erreichen.«
    Chase ging zu Sophie, hob sie hoch und setzte sie unmittelbar neben Jessica auf den Boden. Sophies Handgelenke waren zusammengebunden und zum Gebet gefaltet.
    Jessica hob die Bohrmaschine langsam in die Höhe und legte sie dann einen Moment auf ihren Schoß.
    Sie erinnerte sich an ihr erstes Medizinball-Training beim Sport. Nach zwei oder drei Wiederholungen hätte sie am liebsten aufgegeben. Sie lag rücklings auf der Sportmatte, den schweren Ball in den Händen, völlig erschöpft. Sie konnte nicht mehr. Kein einziges Mal mehr. Aus ihr würde niemals eine Boxerin. Doch ehe sie aufgab, sprach ein Mann sie an, ein alter Schwergewichtler mit faltigem Gesicht, der dort saß und sie beobachtete. Dieser Boxer, der im Frazier’s Sportclub fast zum Inventar gehörte und der sich sogar einst tapfer gegen Sonny Liston geschlagen hatte, sagte zu ihr, dass den meisten Menschen nicht die Kraft, sondern der Wille fehle.
    Diese Worte hatte sie niemals vergessen.
    Als Andrew Chase sich umdrehte, mobilisierte Jessica all ihren Willen, ihre Entschlossenheit und ihre Kraft. Sie hatte nur eine einzige Chance, ihre Tochter zu retten, und diese Chance war jetzt . Sie drückte auf den Schalter, umklammerte fest den Griff der Bohrmaschine und stieß sie dann mit einer schnellen, kräftigen Bewegung nach oben. Der lange Bohrer bohrte ein tiefes Loch in die linke Seite von Chases Leiste, durchdrang Haut, Muskeln und Fleisch, bohrte sich tief in seinen Körper und zerfetzte
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