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BY706 - Im Magoon-Club saß mein Henker

BY706 - Im Magoon-Club saß mein Henker

Titel: BY706 - Im Magoon-Club saß mein Henker
Autoren: Im Magoon-Club saß mein Henker
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Anscheinend erwartete er von mir, daß ich mich nach Phil erkundigen würde.
    Als ich ihm diesen Gefallen nicht tat, fuhr er nachdenklich fort: »Haben Sie Coro genau betrachtet, Mr. Cotton Nein? Nun, Sie werden in dieser Nacht ausreichend Gelegenheit dazu haben. Coco wird einen Schatten aus Ihnen machen. Er haßt Menschen, die groß und stark sind wie Sie. Und er ist wahrhaftig ein Künstler, wenn es darum geht, starke Menschen schwach zu machen.« Wieder betätigte er einen der Knöpfe. Diesmal öffnete sich der dunkle Vorhang in seinem Rücken, ohne daß ein Summen ertönte. Zwei vierschrötige Männer kamen herein und blieben sofort stehen.
    »Ihr könnt ihn fortbringen. Coco weiß Bescheid. Er wird sich mit den G-men beschäftigen.«
    »Yes, Sir«, sagten sie wie aus einem Mund. Dann traten sie an meinen Stuhl heran und schoben mich auf den Vorhang zu. Erst jetzt merkte ich, daß der Stuhl, auf dem ich die ganze Zeit gesessen hatte, ein Rollstuhl war.
    Ein schlechtes Omen, wenn man bedachte, was mir und Phil bevorstand.
    ***
    Keiner sprach ein Wort, als sie mich einen langen schmalen Gang entlangschoben. Vor einer mit Stahlblech beschlagenen Tür hielten wir an. Ich bekam eine Binde vor die Augen und einen Knebel in den Mund.
    Ich spürte die frische Nachtluft, als die Tür geöffnet wurde. Gleich darauf rollte ich steil empor. Es mußte ein Lastwagen sein. Hinter mir klappte eine Tür, ein Motor sprang an, und wir holperten einen Weg entlang.
    Ich versuchte, das Zeitgefühl nicht zu verlieren, um mich später, falls ich noch Gelegenheit dazu bekam, orientieren zu können.
    Die Fahrt dauerte etwa eine halbe Stunde. Als wir anhielten, wiederholte sich alles in umgekehrter Reihenfolge. Als man mir die Binde abnahm, stand ich mit dem Rollstuhl vor einem schweren Tor.
    Der eine meiner Begleiter drückte auf einen Knopf, der sich in halber Höhe neben dem Rahmen befand. Das Tor glitt zur Seite. Ich bekam einen Stoß und rollte in einen drei mal drei Yard großen Raum.
    Bevor ich mich genauer umsehen konnte, krächzte hinter mir eine Stimme.
    Mühsam drehte ich den Kopf.
    »Phil!« sagte ich.
    Er versuchte ein Lächeln, aber es gelang nicht. Es wurde nur eine Grimasse daraus. Er saß ebenso in einem Rollstuhl wie ich, eingeschnürt wie ein Rollschinken.
    Aber wie sah er aus! Schräg über die linke Wange lief eine tiefe Wunde. Sein Gesicht war blutverschmiert, die Augen verschwollen, der Mund ebenso. Man hatte ihn übel zugerichtet.
    »Hallo, Alter«, quetschte er mühsam hervor. Jedes Wort mußte ihm unsägliche Schmerzen bereiten. »Ich — ich wußte, daß du mir Gesellschaft leisten würdest.«
    »Wie konnten sie dich so zurichten?«
    »Frag nicht. Man hat mir angekündigt, das sei nur ein harmloses Vorspiel gewesen.«
    »Sei still«, sagte ich. Ich sah, wie ein dünner Blutstrom aus seinem Mund rann, wenn er sprach.
    Wider Erwarten gehorchte er. Damit bewies er, daß er tatsächlich am Ende war. Sonst hätte er nicht geschwiegen.
    Ich unterzog unser Gefängnis einer ersten Musterung. Was ich entdeckte, war trostlos. Wände, Boden und Decke mußten aus einer Art Hartgummi bestehen. Hoch oben brannte eine Lampe, die durch ein Gitter geschützt war. An ein Entkommen war überhaupt nicht zu denken.
    Phil hielt die Augen geschlossen, aber er atmete gleichmäßig. Wenn es mir gelang, an meinen Freund heranzukommen, bekamen wir vielleicht eine Chance.
    Wieviel Zeit blieb uns, bis dieser Coco an die Arbeit ging? Ich versuchte, mir sein Gesicht und seine Gestalt in die Erinnei'ung zurückzurufen. Der Gedanke an den liliputanerhaften Sadisten gab mir neue Kraft.
    Ich schloß die Augen und versuchte, meinen Körper ruckhaft vorzuschnellen. Die Stricke hielten eisern, doch der Rollstuhl hatte sich etwas bewegt.
    »Aufhören!« zischte Phil plötzlich. »Ich versuche, an dich heranzukommen, und du schnellst dich von mir weg. Bist du verrückt geworden?«
    Ich drehte mich um. Tatsächlich hatte sich der Abstand zwischen uns verringert. Phil hatte die Augen nicht vor Erschöpfung geschlossen, wie ich gemeint hatte, sondern vor Anstrengung. Es war ihm gelungen, die Fesselung des linken Beines etwas zu lockern. Mit der Schuhspitze erreichte er knapp den Boden, auf dem er sich mit der Fußspitze Zentimeter um Zentimeter abstieß.
    Er versuchte es wieder und wieder. Immer näher rückte er an mich heran. Gebannt schaute ich zu, denn helfen konnte ich nicht. Es war eine erstaunliche Energieleistung, die Phil vollbrachte. Ich
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