Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
Vom Netzwerk:
diesbezüglichen Künste berühmt. »Ich schicke Ihnen gleich eine Tasse Kaffee in Ihr Office«, meinte sie lächelnd, während sie zur Tür ging, um mich bei Mr. High anzumelden.
    Die Unterredung war kurz.
    »Ich weiß zwar, daß ich mich eigentlich weiter um diesen Harry Schreiber kümmern müßte«, sagte ich nach meinem Bericht. »Aber John Kingston-West, der Vater des ermordeten Mädchens, ist ein Bekannter von mir. Deshalb…«
    »Sie brauchen sich nicht mehr um Harry Schreiber zu kümmern, Jerry«, unterbrach mich Mr. High. »Harry Schreiber ist tot.«
    »Tot?«
    »Ja. Er wurde heute morgen von der Aufwartefrau in seinem Apartment gefunden. Erschossen mit einem 45er Colt.«
    Ich horchte auf. »Kaliber 45? Damit ist auch Doreen erschossen worden. Ob, es da…«
    »Wenn es zwischen den beiden Verbrechen einen Zusammenhang gibt, werden wir das sehr schnell wissen«, beruhigte mich Mr. High. »Steve Dillaggio ist schon unterwegs und kümmert sich um die Sache. Sie können sich also ungestört mit dem Fall Kingston-West beschäftigen.«
    »Danke, Sir.«
    Damit stand ich auf und verabschiedete mich. Im Vorzimmer saß Helen bereits wieder an der Schreibmaschine. »Ihr Kaffee wartet schon«, sagte sie.
    »Vielen Dank, Helen.«
    Ich marschierte durch den langen Flur zurück. Als ich die Tür zu unserem Office öffnete, schnupperte ich den verführerischen Duft des Kaffees. Die Tasse mit dem schwarzen Gebräu stand auf meinem Schreibtisch.
    Daneben lag ein längliches, sorgfältig verschnürtes Paket.
    Phil stand auf der einen Seite des Schreibtisches und starrte das Ding wie hypnotisiert an.
    Auf der anderen Seite des Schreibtisches hatte sich Neville aufgebaut, ein altgedienter G-man, der jetzt Innendienst schob. Auch er hatte den Blick fest auf das Päckchen geheftet.
    »Macht Ihr Meditationsübungen?« erkundigte ich mich.
    Neville drehte sich um und warf mir einen tadelnden Blick zu. »Wir veranstalten keine Meditationsübungen, mein Junge«, sagte er väterlich. »Wir versuchen lediglich zu verhindern, daß dieser Laden hier in die Luft fliegt.«
    »Wieso?« wollte ich wissen.
    »Da!« Er wies auf das Päckchen. »Das Ding kam mit der Post. An dich adressiert! Unsere Leute haben bereits festgestellt, daß keine Zeitbombe drin ist. Ich würde trotzdem vorsichtig sein.«
    Vorsichtig waren wir auch wirklich. Neville behandelte das Paket mit einer Zartheit, die ich dem gutmütigen Rauhbein überhaupt nicht zugetraut hätte. Er verstand seine Sache. Er selbst war einmal nur mit knapper Not mit dem Leben davongekommen, als an einem schönen Sommertag eine Eierhandgranate durch das Fenster in sein Office flog.
    Ganz vorsichtig hob er schließlich den Deckel, klappte ihn erleichtert vollends auf — und prallte zurück.
    Kopfschüttelnd warf ich erst einen Blick auf Nevilles weiße Nasenspitze und dann auf den Inhalt des Paketes.
    In der nächsten Sekunde wich mir ebenfalls das Blut aus dem Gesicht.
    Das Paket enthielt einen durchsichtigen Plastikbeutel. Und in dem Plastikbeutel erkannte ich etwas, was selbst meinen Nerven einen Schock versetzte: Der Beutel enthielt eine menschliche Hand.
    ***
    Das Haus lag in einem weitläufigen Park und war von der Straße aus nicht zu sehen.
    Ein breiter Fahrweg führte zum Hauptportal. Ein großer Parkplatz neben dem säulengeschmückten Gebäude und der Schein roter und blauer Glühlampen, der durch die Fenstervorhänge im Parterre fiel, verrieten, daß es sich nicht um das Landhaus eines exzentrischen Millionärs, sondern um ein Nachtlokal handelte.
    Ein unauffälliges, nur von einer nachempfundenen Stallaterne beleuchtetes Schild verkündete auch den Namen des Etablissements: Katakomben-Bar.
    Unter diesem Schild, hart an der Freitreppe, stoppte Kitt Hillary die mausgraue Limousine, die er bei einem der unzähligen New Yorker Autoverleiher gemietet hatte. Mühsam, mit leicht verzerrtem Gesicht stieg er aus, stützte sich einen Augenblick auf die Tür und angelte seinen Stock vom Beifahrersitz. Dann straffte sich seine Gestalt. Die Furchen um seinen Mund hatten sich vertieft. Als er Stufe um Stufe die Treppe hinaufhumpelte, glich das hagere blasse Gesicht einer Maske.
    Mit der Schulter stieß er die schwere Flügeltür auf. Die linke Hand hatte er in der Hosentasche vergraben. Ruhig, scheinbar völlig unbekümmert betrat er das Foyer des Lokals und sah sich um.
    Ein Vorhang verbarg an der gegenüberliegenden Wand die Tür, die in die Bar führen mußte. Die rechte Wand war mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher