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BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing

Titel: BY704 - Der Rächer aus Sing-Sing
Autoren: Der Rächer aus Sing-Sing
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Hand.
    ***
    Seit vier Stunden hämmerte die Kapelle im Go-Go-Club Beatrhythmen.
    Die in diffuses Licht getauchte Bar war umlagert. An den Tischen drängten sich die jungen Leute ebenso dicht wie auf der großen Tanzfläche aus farbigen Glasbausteinen.
    Im Go-Go-Club verkehrten Söhne und Töchter aus Familien, denen es auf ein paar tausend Dollar nicht ankam. Die Preise waren entsprechend.
    Sandra Sheppart sah den Wirbel um sich herum nur noch wie durch einen Schleier.
    Sandra Sheppart war 19 Jahre alt. Sie vertrug nicht viel Whisky. Nach dem dritten Glas trat ein verklärter Ausdruck in ihre großen braunen Rehaugen. Und nach dem vierten Glas begann sie, sich enger an den Mann zu schmiegen, der neben ihr saß und einen Manhattan-Cocktail nach dem anderen bestellte.
    »Prost, Sandie!«
    Er legte den Arm um ihre Schultern.
    Sie nahm einen kleinen Schluck. »Ich glaube, ich vertrage nichts mehr«, hauchte sie. »Laß uns lieber tanzen, Little Ben!«
    Er stand auf, nahm sie bei der Hand und betrachtete eingehend die Bewegungen ihres schlanken Körpers. Sandra Sheppart trug ein glattes, kurzes Kleid aus kostbarer gelber Seide, das ausgezeichnet zu der braunen Haut und dem langen schwarzen Haar paßte und ein gutes Stück von ihren schlanken Beinen sehen ließ. Ein ausgesprochen attraktives Girl, fand Little Ben. Mit einem Ruck zog er sie an sich und lachte ihr ins Gesicht. Schon ein wenig benebelt, lächelte sie zurück. Sie folgte ihm widerspruchslos, als er sie später zum Tisch zurückschob und noch einen Manhattan bestellte.
    »Himmel, ist das ein Krach hier!« seufzte sie atemlos, während sie einen großen Schluck aus ihrem Glas nahm.
    »Wollen wir irgendwo anders hingehen?«
    »Wohin denn?«
    »Möchtest du mal eine richtige Spelunke besichtigen, Sandie? Ich kenne eine. Was meinst du dazu?«
    »Prima Idee!« Sie war bereits aufgesprungen. »Holst du meinen Mantel?«
    Er fischte ihren hellen Sommermantel vom Garderobenhaken und half ihr hinein. »Zahlen!« rief er dem Ober zu.
    Fünf Minuten später saß Sandra Sheppart in einem roten Jaguar neben dem Mann, der sich Little Ben nannte, und rauchte eine Zigarette.
    Sie war jetzt wieder etwas nüchterner. Ihr kam nicht zum Bewußtsein, daß sie diesen Burschen nie zuvor gesehen hatte, bevor er sie heute abend zum Tanz aufforderte. Sie wußte nicht einmal genau, wie er hieß, kannte nur seinen Spitznamen: Little Ben. Aber dieser Little Ben gefiel ihr. Er war höflich, hatte ausgezeichnete Manieren, offenbar auch viel Geld, und er fuhr einen flotten Wagen. Also paßte er zu ihr. Das meinte jedenfalls Sandra Sheppart. Ihr gefiel sein hübsches männliches Gesicht, ihr gefielen die braunen, leicht gelockten Haare, ihr gefiel auch der unverschämt direkte Blick seiner grünen Augen. Den kühlen Unterton in seiner Stimme überhörte sie. Und ihr fielen auch die zynischen Linien nicht auf, die seinen vollen, fast weiblichen Lippen einen brutalen Zug verliehen.
    Sandra Sheppart war in Hochstimmung, als sie die dreckige kleine Kneipe in der Bowery betraten.
    »Wie wäre es jetzt mit einem Cuba Libre?« fragte Little Ben aufgeräumt.
    »Ist das nicht ein bißchen viel durcheinander?«
    »Ach was! Du wirst doch noch einen Rum vertragen können, Sandie? – Zwei Cuba Libre, bitte.«
    Sandra Sheppart trank.
    Sie leerte auch noch das zweite Glas. Ihre Augen leuchteten. Das schwarze Haar hing ihr bereits ein wenig unordentlich ins Gesicht.
    »Und jetzt mußt du noch meinen Spezialdrink probieren«, sagte Little Ben nach dem dritten Cuba Libre.
    Sandra Sheppart trank auch dieses scharfe, durchdringend nach Fusel schmeckende Getränk. Dabei fiel ihr nicht auf, daß Little Ben sich auf Soda beschränkte. Und sie achtete auch nicht darauf, daß Little Ben offenbar aufrecht vertrautem Fuß mit dem Wirt dieser verkommenen Spelunke stand.
    »Ich bin müde«, seufzte sie schließlich. »Ich bin so müde, Little Ben.«
    »Noch einen Drink, Sandie!«
    Sie trank das letzte Glas in einem einzigen Zug leer und stand schwankend auf. Little Ben stutzte sie, als sie die Kneipe verließen. Draußen an der frischen Luft knickte Sandra beinahe zusammen.
    »Ich – ich glaube -, ich glaube, ich hab’ zuviel getrunken«, sagte sie mühsam. Und dann, als sie die nächste Ecke erreicht hatten, stöhnte sie: »Mir ist schlecht, Little Ben! Mir ist so schlecht!«
    Er lachte leise.
    Sandra lehnte sich an ihn. Sie war nicht mehr fähig, den triumphierenden Unterton in seinem Gelächter wahrzunehmen. »Was
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