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Butterschmalz zum Fruehstueck

Butterschmalz zum Fruehstueck

Titel: Butterschmalz zum Fruehstueck
Autoren: Helga Jursch
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sind sehr freundlich und neugierig. Dann wieder bekomme ich den Eindruck, dass alles nur aufgesetzt ist. Das schwankt die ganze Zeit hin und her und ich weiß nicht, was nun stimmt.
    Das Hotel liegt direkt an einem kleinen, gepflegten Strand. Wenn man durchs Dorf geht oder über Felsen klettert, kommt man in die nächste Bucht, wo sich der riesige und wunderschöne Dorfstrand befindet. Unendlich lang, unendlich breit, weicher Sand und jede Menge Palmen. Heute habe ich durch ein Labyrinth enger, hoher Gassen des Dorfes den Zugang zu diesem Strand gefunden. In den Ecken der Gassen muss man aufpassen, dass man nicht in Scheiße tritt. Menschenscheiße. Die Inder sind diesbezüglich ziemlich ungeniert. Gelesen habe ich das schon mehrfach. Jetzt erlebe ich es. Möglicherweise ist das der Grund dafür, dass diese paradiesartigen Strände so unberührt sind. Derartige Sitten halten die Touristen fern.
    Schwimmen im Meer verträgt sich nicht sonderlich mit Ayurveda, da es den Ausscheidungsprozess der Haut unterbricht. Aber ich kann nicht auf alles Rücksicht nehmen. Morgens trinke ich erst mal artig meinen Ingwertee, dann verdaue ich, ebenfalls artig. Anschließend gehe ich ins Meer. Danach habe ich eine gute Stunde Yoga, um hinterher mein köstliches Butterschmalz-Frühstück einzunehmen. Dann brauche ich ein wenig Entspannung. Wenn es nicht zu heiß ist, mache ich einen Spaziergang am menschenleeren Dorfstrand. Ansonsten ruhe ich mich viel aus und lese, hier im Hotel gibt es nicht nur jede Menge gute Bücher, sondern eine persönliche Liege und eine Hängematte für jeden Gast.
    Meistens habe ich nach dem Essen meine Anwendung, die gut zwei Stunden dauert. Danach hänge ich ölig oder pulvrig in meinem grünen Kimono herum, der aus einem ölfesten Material ist und den jeder nach der Behandlung bekommt. Also wimmelt es nur so von grünen Frauen. Die Männer gehen auch in Grün, aber von denen wimmelt's nicht. Die Behandlung soll man so lange wie möglich einwirken lassen. Richtig Freizeit hat man wenig. Zwischendrin ein Spaziergang, eine Pirschtour mit der Kamera. Durch das lockere Umfeld findet man aber immer jemanden zum Reden, und so geht ein Gutteil der Zeit mit Schwätzchen drauf.

20. März 2005

Süßes Leben – so anstrengend
    Der Arzt ist nicht zufrieden mit mir. Heute habe ich nur fünfzig Milliliter Ghee runtergewürgt, viel zu wenig. Inzwischen weiß ich, dass die Pudermassage den Stoffwechsel ankurbelt. Von den Ärzten und dem sonstigen Personal wird man kaum aufgeklärt. Man hat dem Arzt zu vertrauen, der schon das Richtige tut, und man bekommt nur auf Umwegen heraus, weshalb man etwas machen muss. Dadurch, dass das gelbe Pulver in meine ölfeuchte Haut einmassiert wird, habe ich mittlerweile eine ungesunde Farbe, die sich auch durch Waschen nicht ändert. Gelegentlich werde ich kritisch beäugt, denn die Pulvermassage ist nicht Standard, und so sehe ich als Einzige besorgniserregend leberkrank aus. Das Gelb muss ich ausschwitzen. Da man hier immer schwitzt, hinterlasse ich überall gelbe Spuren. Das ist mir peinlich, ich kann's aber nicht ändern. Das Putzpersonal hat gut zu tun. Alles ist voller fettiger, manchmal auch abfärbender Menschen, aber es ist immer alles sauber. Wie die das machen? Zusätzlich bekomme ich Tabletten, die Fett schmelzen sollen. Wenn sie wirklich funktionieren würden, wäre Indien das reichste Land der Welt.
    Gestern war so ziemlich der anstrengendste Tag meines Lebens. Dabei habe ich gar nicht viel gemacht. Nachdem ich diversen Leuten versprochen habe, bei ihnen etwas zu kaufen, ging ich auf Tour. Zuerst ging ich zum Schneider neben dem Hotel. Natürlich ist er aufdringlich, aber eigentlich doch ganz nett. Er soll mir eine Hemdbluse machen. Er gibt keine Ruhe, bis ich eine Hose dazu nehme.
    „Oh Ma'am, schauen Sie doch nur, was für ein schöner Stoff! Ich mache Ihnen eine Hose zum Sonderpreis. Weil Sie es sind.“
    Dann soll ich mir fast umsonst eine zweite Garnitur machen lassen. „Ma'am, wenn ich Ihre Maße übertrage, kann ich einen zweiten Stoff darunterlegen. Das kostet fast nichts. Und schauen Sie nur! Fassen Sie mal an! Sie werden so schön aussehen!“ Nicht, dass ich ihm das unbedingt glauben würde, aber total unempfänglich bin ich auch nicht für Schmeicheleien. Und einen Rock brauche ich seiner Ansicht nach auch. „Ma'am, jetzt haben Sie so schöne Blusen und keinen Rock dazu! Das geht doch nicht!“ Schließlich handle ich einen günstigen Preis aus. Ich zahle
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