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Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Titel: Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)
Autoren: Annette Eickert
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aus terrakottafarbene m Stein. Das Zimmer wirkte auf mich wie eine Gefängniszelle, nur ohne Gitter vor dem Fenster. Auch der Rest des Hauses hatte Ähnlichkeit mit einer Haftanstalt. Allerdings fehlten die Wärter.
Inzwischen trug ich richtige Kleidung. Sie bestand aus einer dunkelbraunen Baumwollhose, einem beigefarbenen Baumwollhemd und ein paar Sandalen. Absolut unmodisch, aber damit fiel ich nicht sonderlich auf. Jeder hier trug dasselbe, nur Frauen statt Hosen lange Röcke. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, aber alles – die Kleidung, die Häuser, die Straßen, selbst die nähere Umgebung von Agnon – schien dem späten Mittelalter entsprungen. Als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt und die Zeit angehalten. Andererseits hatte ich heute Dinge gesehen, bei denen ich unweigerlich an einen Science-Fiction-Film dachte.
Darüber wollte ich momentan lieber nicht rätseln. Für einen Tag hatte ich genug Neues erfahren, obgleich ich nicht einmal die Hälfte davon verstand.
Die Wort e» Damian, du hast dich des Vergehens schuldig gemacht und Selbstmord begange n « gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ebenso dieses Wesen, welches sie ausgesprochen hatte. Ich wusste noch immer nicht, wer oder was es war. Sollte ich einem wahrhaftigen Engel gegenübergestanden haben?
» Lächerlic h« , murmelte ich und schüttelte dabei mehrmals den Kopf.
Das war unmöglich. Engel gab es nicht. Sie waren nur uralte Phantasiegebilde früherer Zeiten. Ein Rettungsanker für all diejenigen, die in ihrer Trauer Trost suchten. Ich war nicht gläubig. Für mich gab es keinen Gott, keinen Himmel und keine Hölle.
Alles Unsinn!
Aber wie sollte ich mir auf rationale Weise erklären, was passiert war? Gab es dafür überhaupt eine vernünftige Erklärung?
» Könnte ich mich nur erinner n« , fluchte ich .» Ich weiß nicht einmal, ob ich wirklich Damianheiße . «
Frustriert schlug ich mit der Faust auf den kleinen Tisch neben mir. Ich konnte mich zwar nicht an die Dinge erinnern, die meine Person betrafen, aber dafür wusste ich allgemeine, wesentliche Dinge. J. F. Kennedy wurde bei einem Attentat in Dallas erschossen, das Eis in der Arktis schmolz zu schnell und gefährdete damit nachhaltig das Klima der Erde, und Wissenschaftlern war es gelungen, Wasser auf dem Mars nachzuweisen. Doch wer war ich? Woher kam ich? Nichts davon existierte in meinen Erinnerungen. Ich war wie ein neugeborenes Kind, das sich erst selbst kennenlernen musste.
Das brachte mich zurück an den Anfang. Seufzend wandte ich mich vom Fenster ab und setzte mich aufs Bett. Wenn ich mich nicht ständig im Kreis drehen wollte, musste ich anfangen, das Ganze anders anzupacken. Also spielte ich mit meinen Gedanken.
Mitten in den wildesten Phantasien hörte ich plötzlich eine Glocke läuten. Für einen Sekundenbruchteil glaubte ich, sie würde direkt über meinem Kopf schweben, so laut und intensiv vernahm ich den Glockenschlag. Wie ich schon ahnte, war nichts dergleichen in diesem Zimmer zu finden.
Ein zweiter – und kurz darauf ertönte noch ein dritte Glockenschlag. Das hatte etwas zu bedeuten.
Plötzlich vernahm ich lautes Fußgetrappel und Stimmen auf dem Flur. Neugierig ging ich zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. Meine Mitbewohner stürmten aus ihren Zimmern und auf die Treppe zu. Aus dem Stimmengewirr fing ich ein paar Wortfetzen auf. Es war Zeit zum Essen.
Zum ersten Mal seit meiner Ankunft wurde mir klar, dass ich bisher weder etwas getrunken noch gegessen hatte. Aber ich verspürte auch kein Bedürfnis nach Nahrung. Nach kurzem Überlegen übernahm jedoch die Neugier meine Handlungen.
Keine Ahnung, was ich erwartet hatte. Eigentlich alles und dann wieder nichts. Aber in einem Punkt war ich mir sicher, es gab noch Dinge, die mich zu überraschen vermochten. Im Erdgeschoss fand ich einen großen Speisesaal vor.
An zwanzig länglichen Tischen, jeder bot für mindestens zwanzig Leute Platz, setzten sich meine Mitbewohner auf einfache Holzbänke. Vor ihnen standen leere Teller und für jeden ein Tonbecher. Bestecke sah ich nicht, auch keine Speisen. Nicht einmal jemand mit einem Essenswagen voller dampfender Töpfe, um die Teller zu füllen. Verwirrt schaute ich mich um. Wieder fiel mir nur der Vergleich zu einem Gefängnis ein.
Während mein Blick über die Menge schweifte, betrachtete ich sie mir näher. Hier waren hauptsächlich junge Menschen verschiedener Hautfarbe versammelt. Jeder trug diese nichtssagende Kleidung, und jeder einzelne von
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