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Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)

Titel: Burning Wings (Das Erwachen) (German Edition)
Autoren: Annette Eickert
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traf, schmolz die Faszination dahin wie Eis unter der Saharasonne. Zwei dunkle Augen fixierten mich und schienen mich zu verhöhnen.
Tief getroffen zuckte ich zusammen und begann mich plötzlich sehr unwohl in meiner Haut zu fühlen. Am liebsten hätte ich mich auf dem Boden zusammengerollt und wie ein Baby geweint. Ich wusste nicht wieso, aber ich tat es nicht. Ich versuchte, seinem Starren standhaft entgegenzutreten.
»Damia n« , sagte der Engel. Seine Stimme löste bei mir das Gefühl von Ehrfurcht, Angst und eine ungeheure Autorität aus, der man sich nicht einfach widersetzte.
Aus den Augenwinkeln nahm ich den jungen Mann wahr und war froh, dass auch er unter der Stimme zu schrumpfen schien.
» Damian«, wiederholte der Engel.
Sofort konzentrierte ich mich wieder ganz auf ihn, denn ich fürchtete, er würde kein Fehlverhalten dulden.
»Tritt vor, damit ich dein Urteil verkünden kann.«
Ich schluckte. Ich zitterte. Langsam lief ich auf das Podest zu und versuchte, an gar nichts zu denken. Mir war sogar egal, dass ich noch immer nackt war.
»Damian, du hast dich des Vergehens schuldig gemacht und Selbstmord begangen. Deine Seele wurde geprüft und gereinigt. Doch du bist nicht bereit, dir deine Schuld einzugestehen. Aus diesem Grund verurteile ich dich zu ewiger Arbeit in Agnon. Dein Leben liegt hinter dir. Dein neues Leben beginnt nun.«
Noch bevor das letzte Wort verklungen war, war ich von einem gleißendem Licht umgeben. Rasch kniff ich die Augen zu sammen, denn es tat mir unglaublich weh. Im selben Moment glaubte ich zu fallen. Ich schrie aus Leibeskräften.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
Ein Unglück kommt selten allein
 
S eufzend schaute ich aus dem Fenster. Draußen begann es bereits zu dämmern. Das orangefarbene Sonnenlicht glühte am Horizont und tauchte die Stadt Agnon in einen atemberaubenden Glanz. Der weiße Kalk, aus dem die Gebäude bestanden, reflektierte auf ganz besondere Weise die letzten Sonnenstrahlen. Es sah aus, als stünde die Stadt in Flammen. Ein einzigartiges Schauspiel.
Aber Agnon brannte nicht, obwohl ich es mir wünschte. Nicht einmal einen halben Tag war ich hier und schon sehnte ich mich zurück in das Verlies ohne Tür. Ich wollte überall sein, nur nicht zurück zu diesem allumfassenden Feuer und dieser bizarren Bettenstatt. Erklären konnte ich es mir nicht, aber selbst der dämmrige Raum mit den brennenden Fackeln schien mir besser als Agnon. Es war seltsam. Ich wollte weder etwas hören noch etwas sehen. Am liebsten wollte ich dorthin zurück, woher ich gekommen war.
Das war ein Wunsch, der sich nicht erfüllte.
Vor ein paar Stunden war ich mitten auf einem großen Platz aufgetaucht. Mit mir fünf weitere Menschen, darunter auch eine junge Frau. Verwirrt und sprachlos standen wir da, bis uns ein Mann mittleren Alters mit schütterem Haar begrüßte. Oder sollte ich lieber sagen: er hieß uns im Namen der Arbeiterstadt Agnon willkommen. Sein ständiges Lächeln wirkte auf mich aufgesetzt und heuchlerisch. Er erklärte uns, dass wir zwar wie Menschen aussahen – und ich fühlte mich genauso –, aber wir keine mehr wären. Wir hätten unser irdisches Dasein hinter uns gelassen. Von nun an würden wir nur noch in der Existenzebene der Himmelssphäre leben. Anschließend überreichte er jedem eine dünne Decke, damit wir wenigstens notdürftig unsere Blöße bedecken konnten. Schweigend und im Gänsemarsch folgten wir ihm durch schmale Gassen und erklommen über einen alten Pfad einen Hügel. Ich war nur froh, dass uns auf dem Weg niemand begegnete.
Das Ziel war eines von dreißig identisch aussehenden Gebäuden. Wie die Stadt selbst, schienen diese Häuser einfach aus dem Boden gewachsen zu sein , nicht erbaut. Wie ein Baum, dessen Wurzeln tief in der Erde verwurzelt waren und man nur den Stamm und die Äste sehen konnte. Es war merkwürdig, ich konnte es mir aber nicht anders erklären. Als hätte sie jemand gepflanzt. Doch in Anbetracht dessen, was bereits hinter mir lag, wunderte mich kaum noch etwas.
Ich hatte ein kleines Zimmer im dritten Stock in Haus Nummer 24 zugewiesen bekommen. Insgesamt besaß das Gebäude vier Stockwerke. In dieser sterilen Räumlichkeit, anders konnte ich das fünf auf fünf Meter große Zimmer nicht bezeichnen, befanden sich ein einfaches Bett, eine Kommode, ein Tischchen und ein Stuhl. Spartanisch, dennoch funktionell eingerichtet. Wände, Decke und Fußboden bestanden
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