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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega
Autoren: Andrew Vachss
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keinen scheiß Boß, haste gehört?« Der alte Mann verzog keine Miene angesichts dieses Sakrilegs, aber seine Echsenaugen flackerten. Er sagte nichts, wartete, bis ich fertig war.
    »Ich hab dir damals Achtung bezeugt – und ich bezeuge dir heute Achtung«, sagte ich und ließ ihn das Gesicht wahren. »Aber mißachte mich nicht mit diesem Bockmist von wegen ›Familie‹, okay?«
    Der alte Mann dachte, er hätte mich. »Willst du Geld?« fragte er.
    »Für was – damit ich was tue?«
    »Ich will, daß dieser Freak aufhört, Gina wehzutun.«
    »Tut sie das, was du ihr sagst?« fragte ich ihn.
    Der alte Mann ballte die Hand zur Faust und hämmerte sie gegen die Brust, wo sein Herz gewesen wäre, wenn er eines gehabt hätte. Die Antwort reichte mir vollkommen.
    »Ich probier’s mal«, beschied ich ihn. »Sag ihr, sie soll Freitag in den Park gehen, genau wie’s ihr der Freak gesagt hat. Ich bin in der Nähe, okay?«
    »Burke – machst du’s richtig?«
    »Bei dem hier gibt’s kein ›richtig‹, Julio. Ich erledige es, oder keine Kohle, wie isses?«
    »Wieviel?«
    »Zehn Riesen«, sagte ich.
    Die Echsenaugen flackerten nicht. »Du hast sie.«
    Ich stieg wieder in den Plymouth. Bis Freitag waren es nur zwei Tage, und bei dem hier brauchte ich Hilfe. Die Hand des alten Mannes langte nach meinem Arm – ich starrte auf die Hand runter, wie man es im Gefängnis tut, wenn einen jemand berührt, der es nicht sollte – keinerlei Knochen, nichts als pergamentene Haut und blaue Adern.
    Der alte Mann blickte mich an. »Burke«, bettelte er, »mach ihn alle.«
    »Diese Arbeit mach ich nicht, Julio.«
    Wieder änderte sich der Blick des alten Mannes. »Dreißig Riesen hast du gesagt, richtig?«
    »Ich hab zehn gesagt, Alter. Diese Arbeit mach ich nicht. Basta.«
    Julio versuchte verletzt zu wirken. »Denkst du, ich trag ’n Mikro?«
    »Nein, Alter, ich denk nicht, daß du verdrahtet bist. Aber du solltest es besser wissen, als mich zu bitten, jemanden umzulegen.
    Ich tu, was ich gesagt habe. Das isses. Sag ja, oder sag nein.«
    »Ja«, sagte der alte Mann, und ich stieß rückwärts aus der Werkstatt und steuerte wieder in die Stadt.
    Es kostete uns den Großteil der Nacht, alles vor Ort zu bringen. Zu einem Job wie diesem konnte ich Pansy nicht zuziehen – wenn ich sie bei mir hinter der Blende behielt und irgendein Blödmann ließ seinen Hund das Bein an einem Baum in der Nähe heben, hatten sie in der Notaufnahme ein paar neue Kunden. Sie ist vollkommen bei der Sache, wenn man es mit Menschen zu tun hat, aber andere Hunde ärgern sie auf Teufel komm raus – vor allem männliche Hunde.
    Max der Stille war irgendwo in der Nähe im Gebüsch. Er ist ein freiberuflicher mongolischer Krieger, der nur für die arbeitet, für die er mag, und der geht, wohin er will. Ihn als Karateexperten zu bezeichnen ist, als bezeichne man einen Politiker als Gauner – es verrät einem nichts Besonderes. Ein seltsamer kleiner Kerl, den wir »der Prophet« nennen, versuchte einmal ein paar jungen Spunden auf dem Hof zu erklären, wer Max war. Er tat es viel besser, als ich es je könnte – wenn der Prophet spricht, ist es wie in der Kirche, nur daß er die Wahrheit sagt.
    »Max der Stille? Max der Lebensnehmer, der Witwenmacher, der stille Wind des Todes? Brüder, lieber radioaktiven Abfall trinken, besser mit einer Klapperschlange disputieren, eher einen Benzinmantel in den Flammen der Hölle tragen, als sich mit diesem Mann anzulegen. Wollt ihr Max anscheißen, Leute, so bringt am besten euren eigenen Sarg mit.«
    Aber er wird nicht Max der Stille genannt, weil er sich so leise bewegt. Max spricht nicht, und er hört nicht. Er mag von den Lippen lesen können – keiner weiß es –, aber er kommuniziert perfekt. Ich zeigte ihm ein paar der Ausschnitte, die der Freak an den Rotschopf geschickt hatte; dann machte ich das universelle Zeichen für Maden – zwei aneinandergepreßte Handflächen, eine geöffnet, um einen umgedrehten Stein darzustellen, und ein angeekeltes Gesicht über das, was ich unter dem Stein erblickte.
    Dann machte ich das Zeichen für Telefonieren und fing an, mit einem erschreckten Blick im Gesicht mein Hemd aufzuknöpfen.
    Er kapierte alles, und er wollte mit von der Partie sein. Wir würden das Geld teilen.
    Hinter meiner versteckten Blende war es leise und friedlich. Das ließ mich wieder an Biafra denken – bequem ist nicht dasselbe wie sicher.
    Ich sah den Rotschopf auf dem Pfad davonjoggen, das Gesicht gefaßt
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