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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Autoren: Eduard Spiegel
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aus feinstem Leder war ein
mittelgroßer Monitor installiert. Der vor mir zeigte ein schwenkendes Bild von
den Tribünen und ganz unten einen leicht erkennbaren Satz: „Kann ich Ihnen
einen Wunsch erfühlen?“ Ich schaute auf den Monitor von meinem Nachbar und
vernahm eine Art sich aktualisierenden Statistiken: Besucherzahl neunhundertsechzig
K, Zuschauer achthundertdreißig K und ähnliches. Ich schaute zurück auf den
Satz auf meinem Bildschirm und musste kurz überlegen, was damit gemeint sein
sollte. Ich hätte den Wunsch, dass mir eine Cola gebracht wird, waren meine
ersten Gedanken. Plötzlich zu meinem Erschrecken und meiner vollkommenen
Überraschung änderte sich der Satz: „Kann ich Ihnen einen Wunsch erfühlen?“ in
den Satz: „Sehr gerne“ und aus einem Schlitz links von dem Monitor fuhr ein
Papierbecher voll mit Eis-Cola heraus. Ich schaute höchstverwundert auf meinen
Nachbar, der meinen erschrockenen Blick mit einem hinterlistigen Lächeln
erwiderte. Das einzige, was ich dazu sagen konnte, war:
     
    .Das ist unfair.
     
      Als nächstes schaute ich zu meiner Linken. Ein sanfter
Blick einer, meiner Ansicht nach, natürlich schönen Frau veranlasste mich
intuitiv dazu, meine Situation grundlegend zu überdenken. Ich wollte plötzlich
nicht mehr passiv über mich alles ergehen lassen. Nichts bzw. niemand sprach
dagegen, dass ich die Initiative ergreife. Und von meiner Perspektive aus
gesehen, gab es genug dafür sprechende Gründe. Tatsache war auch, dass mich
schon lange keine Frau so angesehen hat, dass ich den Augenblick verewigen
wollte. In diesem Moment vergaß ich vollkommen, dass ich mich in einer Art Alptraum,
oder zumindest in einer Art Phantasie befinde...

Erzähl mir eine zusammenhängende Geschichte.
     
    _.Du willst eine zusammenhängende Geschichte?
    .Immerhin hast du ein Diplom in dem Fach.
    _.Na schön. Es war das Jahr, in dem Toranosuke Kamikaze
seinen bis dahin schönsten Wagen entworfen hat. Sehr viele Menschen haben
damals geglaubt, es wird nie wieder etwas so perfekt Schönes auf die Welt
kommen. Einige wünschten dem Künstler sogar den Tod, damit sie ihn vergöttern
könnten. Jeder einzelner Wagen der Serie, wurde unter dem Hammer fast doppelt
so teuer verkauft, wie der vorherige. Ein Industriemagnat, der den Letzten
erwarb, übernahm auf aggressive Weise die Fabrik und das Patent für die
Herstellung des Flitzers, feuerte die Angestellten und schloss für immer das
Werk. Toranosuke selbst durfte mit seinem Kunstwerk nur eine kleine Runde
fahren, bevor die Karossen allesamt in den Garagen für immer verschwanden. In
diesem Jahr wurde ein männlicher Mensch geboren. Zehn Jahre später entgleiste
ein Interexpress Zug bei Höchstgeschwindigkeit aus einer scharfen Kurve und
prallte fast ungebremst in ein vierstöckiges Bürogebäude. Bei diesem Unfall
starben sechsundvierzig Passagiere und zweiundfünfzig Büroangestellte. Eine
dieser Angestellten hinterließ einen zehnjährigen Sohn und einen psychisch
gestörten Ehegatten. Nach weiteren vier Jahren starb auch der Vater des Jungen
an den Nebenwirkungen eines aggressiven Medikaments, das seine Depressionen
lindern sollte. Weil der junge Mann sonst keine Verwandtschaft hatte und sich
einsam fühlte, heiratete er schon mit sechzehn. Seine Frau genoss eine
ungeteilte Liebe eines Vollweisen und gehörte damit zu dem Kreis der Menschen,
die auf einem Podest lebten. Er umsorgte sie, er beschützte sie, er tat alles
für sie, was nur in seiner Macht stand. Mit großer Sicherheit war der junge
Mann nie glücklicher, als in dieser Zeit, in der sie zusammen waren. In dem
Jahr, als Toranosuke Kamikaze seinen endgültig schönsten Wagen entwarf und
direkt danach an einem Herzanschlag starb, bekam unser Pärchen eine Tochter.
Sie durften um noch ein kleines Stück glücklicher werden, wenn das Schicksal es
nicht anders gewollt hätte. Zwei Tage nach der Geburt starb die Frau an
irgendwelchen Komplikationen, die während des Geburtsvorgangs entstanden sind. Die
kleine Tochter starb nach nur fünf Tagen ihres kurzen Lebens, weil ihr Herz
einfach aufgehört hat zu schlagen. Der völlig am Boden zerstörter zwanzig Jahre
junger Mann verkrampfte in einer skurrilen Position und wurde so, wie er da
lag, in eine Klinik eingeliefert. Nach sechs Tagen reanimationsähnlicher
Behandlung kam er wieder zu sich und verließ sofort das Krankenhaus, weil er
den Gestank des Todes keine Sekunde länger aushalten wollte. Er verzichtete auf
jegliche Art
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