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Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)

Titel: Burakkuboru: Die kleine süsse Überraschung (German Edition)
Autoren: Eduard Spiegel
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will. Einige wollten in dem Buch ein Testament erkannt haben und
gingen von Selbstmordgefährdung des Autors aus. Am vierten Januar
sechsundsechzig trat der mutmaßlicher Verbrecher vor den ehrenwerten Richter,
sprach mit ihm in Anwesenheit der Staatsanwaltschaft etwa drei Minuten lang,
und bekam weitere fünf Minuten später das Urteil zu hören. Er wurde zu zehn
Jahre Hausarrest verurteilt. Er kaufte die Penthauswohnung, in der er die
letzten drei Monate verbracht hat und stellte ein Paar tüchtige Polizeibeamte
ein, die für seine Überwachung für den Staat und als seine Bodyguards den Lohn
bezogen. Man sprach noch monatelang über den acht Minuten langen Prozess und
jahrelang über sein Buch. Geändert hat sich nichts, bis auf die Tatsache, dass
Verteidiger immer gern und immer öfter Passagen aus seinem Buch zitiert haben
mit Bezug auf die Logik und Vernunft. Der Verurteilte selbst zog jährlich von
Wohnung zu Wohnung, kaufte die Neuen, und vermietete die Alten an Wohlhabende
zu überzogenen Preisen. Er hatte sehr viel Zeit zur Verfügung, um seinen
Reichtum und sein Einfluss auszubauen. Bald hatte er seine Finger nicht nur in
der Forschung, im Gesundheitswesen und in den Immobiliengeschäften, sondern
auch in den Medien, der Unterhaltung, in der Ausbildung sowie in einigen
anderen Dienstleistungen. Er kümmerte sich auch weiterhin um das
Forschungsinstitut, und es lief so gut, dass er in einigen Jahren die
Einrichtung fast komplett übernahm. Etwa nach der Hälfte seiner Zeit im „Exil“
sorgte er wieder für Gesprächsstoff, in dem er neue Entgeltungsmethoden für
einige seiner Produkte einführte. Für ein Medikament beispielsweise, dass
weltweit konkurrenzlos, aber auch recht teuer war, so dass nicht jeder
Sterblicher sich das leisten konnte, wurde der Preis entpauschalisiert und von
dem Einkommen abhängig gemacht. Ein paar Computerspiele unter seiner Produktion
finanzierten sich allein durch die Spenden der begeisterten Spieler. Bald
verglich man ihn mit „Robin Hood“, und die Meinungen über ihn haben sich wieder
geteilt. Zu der Zeit verbreiterten sich auch viele, kleine, lustige Anekdoten
über den Mann, der sich seine Gefangenschaft gekauft hat. Kommt zum Beispiel
ein Mitarbeiter zu seinem Chef in den „Kerker“ und bietet um eine Gehaltserhöhung.
„Wozu brauchst du mehr Geld?“ – fragt der Chef. „Ich möchte meinen Kindern eine
gute Ausbildung ermöglichen“, – sagt der Mitarbeiter. Ab dem nächsten Monat
bekam der Eine mehr Lohn. Ein Anderer kommt zum Chef und möchte mehr Geld, weil
er sich ein Traum von einem Sportwagen verwirklichen will. „Ich schaue, was
sich machen lässt“, – bekommt er zu hören. Eine Woche später stehen ein Dutzend
nagelneue Firmenwagen vorm Institut, meist teuere Sportflitzer, und bei Einem
von dem Dutzend ist direkt auf dem Lenkrad eingraviert: „Wovon träumst du
jetzt“.
    .Was ist denn daran so lustig?
    _.Ja ich weiß. Du hättest der Andere sein können. Du hattest
ja keine ... Kinder.
    .Der Mann, den ich kenne, und ich gehe davon aus, dass wir
Denselben meinen, akzeptiert jegliche Träume.
    _.Die Anekdoten über ihn beschrieben auch nicht unbedingt
die Wirklichkeit, sondern spiegelten die Meinung der Menschen über ihn wider.
Andererseits kann sich ein Mensch mit den Jahren ändern, so dass er plötzlich
zwischen Traum und Verlangen unterscheidet.
    .Lass mich Raten. Nachdem er seine Strafe abgesessen hat,
kam er mit offenen Armen in die Welt, und während er immer reicher wurde, gab
es immer weniger Arme oder gar Elend auf der Erde. Irgendwann, als die Zeit
reif war, hat er die Menschheit vor dem Untergang bewahrt, ja gerettet und tat
solange Gutes und Wunderbares, bis die Menschen sein Geburtstag zum Anfang der
Zeitrechnung erklärt haben.
    _.Vieles stimmt sogar. Sehr vieles. Du allerdings scheinst
mir ziemlich aufgebracht zu sein, als ob dich an der Geschichte grundsätzlich
etwas stört, oder als ob du müde bist.
    .Immerhin redest du über meinen Freund.
    _.Er war dein Freund? Das wusste ich nicht.
    .Und mich stört es, dass du über seine Zukunft in der
Vergangenheit sprichst, und dass die Geschichte sich eher nach einem
Kindermärchen anhört, und einige Sachen stimmen einfach nicht. Wozu zum
Beispiel die Zigarette in seiner Hand, wenn er nie geraucht hat?
    _.Das war ja auch deine Zigarette.
    .Oh. Und was ist mit dem ... Was ist ... Vermutlich hast du
recht. Das war etwas zuviel heute.
    _.Soll ich dich wieder nach Hause bringen?
    .Kannst
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