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Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Bullet Catcher: Jack (German Edition)

Titel: Bullet Catcher: Jack (German Edition)
Autoren: Roxanne St. Claire
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auf.
    Ein Schuss hallte über den Sumpf. Ohne ein weiteres Wort ergriff er Lucys Hand, und sie rannten los.
    Mit Theo hatte sie zumindest reden können, dachte Kristen. Doch Attila der Hunnenkönig war da anders. Er zerrte sie durch den Sumpf, zwang sie in das Kanu und paddelte dann mit einer Hand los, während er mit der anderen die Pistole auf sie richtete.
    »Bitte, töten Sie mich nicht!«, wimmerte sie, erntete aber nur einen kurzen, kalten Blick.
    Er paddelte auf die Insel zu, die sie aus ihrer Kindheit kannte. Theo und sie hatten hier Wettrennen veranstaltet, auf den beiden Flüssen, die vom Bootshaus hierherführten, jeder auf einem, und dann schauten sie, wer als Erster ankam. Hier hatte Onkel Spessard ihr die Eskimorolle beigebracht. Und hier würde sie jetzt sterben und von den Alligatoren gefressen werden.
    »Ich bin offiziell ohnehin schon tot«, versuchte sie es erneut. »Niemand auf der Welt weiß, dass ich …«
    Sie verstummte erschrocken, als eine heftige Explosion den Himmel über Willow Marsh erhellte.
    Der Schuppen, in dem Marilee und diese gefesselte Fremde gewesen waren. Die Fremde, die jetzt zu Asche verbrannte. Kristens Magen ballte sich zusammen.
    »Wer war sie?«, fragte sie leise.
    »Eine von den Leibwächtern.«
    In der Ferne hörte sie Alarmsirenen aufheulen. Die Hölle war losgebrochen, und bald würde es hier von US -Marshals und FBI -Beamten nur so wimmeln. Doch niemand würde nach ihr suchen.
    Denn sie war bereits tot. Ihr Bruder war tot. Und Onkel Spessard wahrscheinlich auch.
    Vielleicht würde sich dieser Jack, der ihre leibliche Mutter kannte, fragen, was mit ihr geschehen war, vielleicht aber auch nicht.
    Sie waren nur noch hundert Meter von der Insel entfernt, als Owen anhielt und ins Wasser spähte.
    »Sieh mal einer an.« Er schwenkte die Waffe herum, kniff ein Auge zu und legte auf einen Alligator an, der gut und gerne einen Meter zwanzig lang war.
    Sofort breitete sich eine dunkle Blutlache im Wasser aus, die noch mehr Reptilien anlocken würde. Sie würden ihre Leiche finden und auffressen.
    Heiße Tränen quollen ihr aus den Augen. »Bitte«, flehte sie, und ihre Stimme brach unter Schluchzen, »tun Sie mir nichts. Bitte!«
    »Halt’s Maul!« Sein Blick sagte alles. Oder ich drücke sofort ab.
    Wie hatte sie sich nur von ihrem normalen Leben in diese … schreckliche Situation bringen können?
    Schuld war ihre Neugier. Sie hatte wissen wollen, wer sie zur Welt gebracht hatte. Sie hatte alles über ihre genetische Herkunft und mögliche Dispositionen erfahren wollen. Sie hatte wissen wollen, was das winzige Zeichen in ihrem Nacken bedeutete, das sie seit ihrer Geburt trug, das man als »31« oder als »ie« lesen konnte.
    Es war zu einer fixen Idee geworden. Und jetzt würde sie zum zweiten Mal in dieser Geschichte sterben. Diesmal wirklich.
    Das Absurde daran war, dass sich Onkel Spessard – selbst jetzt brachte sie es nicht über sich, ihn Dad zu nennen – in Wahrheit über die Nachricht gefreut hatte. Die Presse war ihm vollkommen egal gewesen. Er hatte eben vor dreißig Jahren mal eine Affäre gehabt. Na und? Das hier war Amerika, und er war Higgie. Er konnte sich alles erlauben.
    Theo hatte sich das Drama ausgedacht, damit sie nicht länger seine Schwester war. Er war krank im Kopf. Er war scharf auf sie, und er war krank im Kopf. Und jetzt war er tot.
    Dicke Tränen liefen ihr über das Gesicht und in ihren Mund.
    Sie starrte auf das Feuer am Horizont. Vielleicht hatte es diese intrigante Hexe Marilee nicht mehr rechtzeitig nach draußen geschafft.
    Noch zwanzig Paddelschläge, und sie waren am Ziel. Ihr Herz hatte nur noch ein paarmal zu schlagen, bis sie die mit hohem Gras bewachsene kleine Erhebung erreichten, die den Fluss an seiner breitesten Stelle teilte. Überall waren Alligatoren; sie liebten diesen Flecken, vor allem bei Nacht.
    Noch zehn Schläge.
    Sie blickte über die Schulter und sah den Hügel mit seinen zwei Zypressen, in denen regelmäßig Vögel nisteten. Von den langen, tief herabreichenden Ästen hing Dschungelmoos, das im Mondlicht silbrig schimmerte.
    Wenn sie als Kind im Sommer hier war, hatte sie sich oft hier versteckt. Dann war sie auf einen der Bäume geklettert und hatte nachgedacht. Darüber, wer sie war, woher sie kam. Wer ihre leiblichen Eltern waren … ob sie vielleicht einen Bruder oder eine Schwester hatte.
    Ihr Mörder betrachtete die Insel aufmerksam, vermutlich um die Stelle festzulegen, an der er sie erschießen würde.
    Gab
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