Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bullet Boys

Bullet Boys

Titel: Bullet Boys
Autoren: Ally Kennen
Vom Netzwerk:
Dieser verzweifelte Typ sollte nicht einmal wissen, dass Alex überhaupt existierte. Alex nahm das Gewehr hoch und öffnete das Magazin. Die Kammer war leer, der Lauf total zerkratzt, das Holz des Kolbens glatt vom vielen Gebrauch. Auf einer Seite war die Seriennummer eingestanzt, auf der anderen Seite war etwas herausgebrannt worden. Alex schloss das Magazin und legte das Gewehr an. Er blickte durchs Visier den Hügel hinauf. Das Zielfernrohr war stärker als seines, obwohl die Linse zerkratzt war. Da war wieder dieser Hase! Was machte der bloß am helllichten Tage da draußen? Alex beobachtete den Hasen, bis er im Stechginster verschwand. Dann wandte sich Alex um, verlor den Halt und stolperte ins Wasser hinter sich. Als er sich am Ufer aufrichtete, sah er, wie sich ein Helm die Steinmauer entlangbewegte, kaum hundert Meter entfernt. Und schon kam eine zweite Gestalt an der Mauerheruntergejagt, auf Alex zu. Alex überlegte fieberhaft. Wenn er nach Hause liefe, würde er auf dem Hügel zu sehen sein. Aber wenn er flussaufwärts floh, würden sie ihn wahrscheinlich aufspüren.
    Er musste sich verstecken, das war seine einzige Chance.
    Drei Männer tappten auf die Lichtung. Einer war der blonde Soldatenjunge mit den rot umränderten Augen. Die beiden anderen waren genauso durchnässt und schmutzig wie er, hatten erhitzte, müde Gesichter, trugen Helme und Rucksäcke und die gleichen Gewehre.
    »Hier war’s«, schnaufte der blonde Soldat. Ihm lief der Schweiß wie Tränen von der Stirn in die Augen und die Wangen hinunter. »Verdammter Mist!«
    »Ganz ruhig, Baz. Wir haben noch Zeit.« Ein großer, dunkelhaariger Soldat, der in einem besseren Zustand als die beiden anderen zu sein schien, suchte das Ufer ab. Er war der Einzige, der ein Funkgerät mit einer Sprechmuschel am Gürtel trug. Seine Stimme bebte: »Also, wo hast du es liegen gelassen?«
    »Ich weiß es nicht mehr.« Baz guckte erschrocken. »Das war’s jetzt. Ich fliege raus, oder?«
    Der dunkelhaarige Soldat legte ihm die Hand auf die Schulter. »Jetzt beruhige dich und guck dich um.«
    »Wegen dir kriegt die ganze Truppe Ausgangssperre«, murmelte der dritte Soldat, während er durchs Wasser watete. Er war klein und muskulös und hatte eine barsche Stimme. »Die werden uns allen grobe Fahrlässigkeit anhängen. Ich schäme mich, dein Bruder zu sein.«
    Der jüngere Mann erstarrte. »Ich bin bald umgekippt, Riley«, klagte er. »Im Moor kann man bei so einer Hitze sterben.«
    »Sich vier Stunden im Moor verlaufen ist gar nichts im Vergleich zum Verlust eines Gewehrs, Baz. Nichts ist schlimmer, als sein Gewehr zu verlieren. Sogar wenn man erschossen wird, soll man noch im Fallen sein Gewehr im Arm behalten.« Riley schob mit seinen durchnässten Stiefeln missmutig das Schilf zur Seite. »Schlimm genug, dass du in dem verdammten Rohr schlappgemacht hast. Und jetzt das noch.«
    »Reiß dich zusammen und such das verdammte Ding«, sagte der dunkelhaarige Soldat.
    Aber nach ein paar Minuten Suchen brach Baz am Ufer zusammen.
    »Ich bin erledigt«, sagte er. »Ich bin absolut total erledigt. Wir finden das Ding nie. Ich weiß jetzt, wo ich es liegen gelassen habe – auf dem Stein da.« Er zeigte auf den flachen Stein. »Und da ist es nicht mehr.«
    Sein Bruder fluchte. »Hör endlich auf mit diesem Schwuchtel-Getue. Hilf uns suchen.«
    Der dunkelhaarige Soldat mit dem Funkgerät schlug vor, eine Reihe zu bilden und das Gelände systematisch zu durchkämmen. Baz hievte sich hoch und suchte wieder mit.
    »Was ist das?« Riley, der muskulöse Soldat, schob mit der Fußspitze die tote Krähe übers Gras.
    »Das hab ich euch noch nicht erzählt«, sagte Baz. »Ich glaub, es war noch jemand hier, gerade eben. Der Vogel muss geschossen worden sein, kurz bevor ich hierherkam. Ich glaube, ich hab den Schuss gehört. Ich hab gedacht, es war Riley.« Er blickte den dritten Soldaten an. »Deshalb bin ich überhaupt bis hierher gelaufen.«
    Seine Begleiter tauschten Blicke aus.
    »Du hast eine Armeewaffe einem Zivilisten in die Hände fallen lassen?«, fragte Riley. »Na super. Kein Ausgang, kein Extrafutter, keine Veranstaltungen.« Er nahm seinen Helm ab, eine schimmernde Glatze kam zum Vorschein. »Vielleicht kommst du sogar vors Militärgericht.«
    »Der kann noch nicht weit sein«, sagte der ältere Soldat. »Bis zur Straße sind es zwanzig Minuten und sonst ist hier nichts weiter. Du warst vor, sagen wir, zehn Minuten hier? Dann muss er noch in der Nähe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher