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Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)

Titel: Buh: Mein Weg zu Reichtum, Schönheit und Glück (German Edition)
Autoren: Leander Haußmann
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befindet sich auch der Intendant der Wiener Staatsoper, Herr Holländer. Und der berühmte Dirigent und Mozart-Spezialist Sir Gardiner. Sie verlassen das Schlachtfeld nach dem zweiten Akt, fluchtartig. Noch auf dem Briefpapier seines Hotels »Vier Jahreszeiten«, in dem ich übrigens auch residiere, verfasst er folgende Nachricht an mich: »Herr Haußmann, Sie können es nicht. Bitte nehmen Sie Abstand von der Inszenierung ›Lustige Witwe‹ an der Wiener Staatsoper.«
    Der ist mir also draufgekommen. Aber habe ich, die hoch angesehene Regiehoffnung, nicht noch einige Tage vorher in seinem Büro in Wien gesessen, direkt unter dem Dach der Wiener Staatsoper und mir all die Geschichten anhören müssen, die die Fotos erzählten, die hinter ihm hingen: Geschichten über die Pavarottis, Carreras, Karajans, Böhms. Mit einigen von ihnen war er (nicht immer kleidsam) auch im Tennisdress zu sehen. Holländer ist ein rumänischer Tennisprofi gewesen, bevor er zur Oper kam, erzählt man sich. Und deswegen nannte man ihn auch hinter vorgehaltener Hand den Tennisspieler.
    Frank Castorf erzählte mir mal, dass es ihn nachts immer noch schweißnass hochreißt, weil er geträumt hat, dass man ihm draufgekommen ist und er in die Fabrik musste. Das ist das Ur-Trauma von Regisseuren, vor allem von denen, die aus der ehemaligen DDR kommen. Ich glaube, das hat etwas mit dem Bitterfelder Weg zu tun. Er führte über Parchim und Anklam – und wir hoffen, dass er von da weggeführt hat, aber so genau wissen wir das nicht.
     
    Der Satz schummelt sich in ihren Schwall von Worten, sodass ich ihn fast überhört hätte. Aber ich höre ihn und er regt mich auf, obwohl ich ihn habe kommen sehen. Aber nicht in dieser Klarheit, nein, in dieser Klarheit nicht. »Du hast einen Marktwertschaden«, hat mir eine wohlmeinende Bekannte gerade am Telefon mitgeteilt. Marktwertschaden  – ich kann es kaum erwarten, aufzulegen und mit diesem Wort allein zu sein. Es müsste eine Versicherung geben, wo man einen solchen Schaden versichern kann.

40 LAUDATIO UND NEKROLOG
LAUDATIO UND NEKROLOG
    40 STEFFI FRAGT NACH. Sie hat mich nicht richtig verstanden.
    »Du hast schon richtig verstanden«, sage ich.
    »Kann man denn das so einfach?«
    »Ja, das kann man so einfach.«
    »Wenn du meinst, dass ich das kann …« Ihre Augen sind verhangen.
    »Jeder kann das«, sage ich. »Wenn er es will.«
    »Ich will ja, aber du musst mir sagen, was ich da schreiben soll.«
    »Gut, dann schreib mal mit.«
    Steffi wirkt lustlos. Ich will, dass sie mich für das Bundesverdienstkreuz vorschlägt. Ja, Sie haben richtig gelesen: Ich will, dass Steffi mich für das Bundesverdienstkreuz vorschlägt. Den Bundespräsidenten, also den Gauck, den habe ich ja mal getroffen, bei der Talkshow von Anne Will. Da haben wir uns gut verstanden, er kommt ja auch aus dem Osten. Außerdem hat Steffi das Ding schon. Gut, sie hat es damals wieder zurückgegeben, wegen der Schließung des Schillertheaters, aber sie hat es bekommen. Vom Weizsäcker, der war beim Theatertreffen hinter die Bühne gekommen, wie einst Franz Joseph beim Mozart, hatte Steffi an der Wange getätschelt und ihr dann später zu unser aller Überraschung das Bundesverdienstkreuz zweiter Klasse verliehen.
    »Ich finde, Steffi, es ist Zeit, dass du mir etwas zurückgibst. Und ich muss dir sagen, dass es mich schon sehr irritiert, dass du nicht weißt, was du über mich schreiben sollst, nach all den Jahren, in denen du so erfolgreich unter meiner Regie gespielt hast«, sage ich.
    Steffi stellt auf stur, das macht sie oft.
    Ich diktiere: »Sehr geehrter Herr Bundespräsident … Obwohl: Ich hab ihn ja mal getroffen, bei Anne Will, bei einer Talkshow … Also vielleicht besser Lieber Herr Bundespräsident?«
    »Aber ich schreib ja den Brief. Ich hab ihn nicht getroffen«, sagt Steffi.
    »Ja, stimmt«, sage ich. »Also: Sehr geehrter Herr Bundespräsident. Ich schlage den Regisseur (oder Filmemacher?) Leander Haußmann für das Bundesverdienstkreuz vor, weil er mit seinem Werk zwischen Ost und West ein Zeichen gesetzt hat. Sein Film ›Sonnenallee‹ hat dazu beigetragen, dass die Deutschen in Ost und West erstmalig, und zwar vor allem heiter über ihre gemeinsame Geschichte kommunizieren konnten. Ich finde, dass Leander Haußmanns Werk von politischer Seite endlich Anerkennung verdient hat. Seine Filme › NVA ‹ und ›Hotel Lux‹ beschäftigen sich eindringlich und auf humorvolle Weise mit den Mechanismen des Stalinismus
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