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Bueroluder

Bueroluder

Titel: Bueroluder
Autoren: Karen Wildt
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ich sprach ihn direkt darauf an, ob er mit meiner Arbeit unzufrieden sein. Denner winkte ab und lehnte sich in seinem Ledersessel zurück.
    »Nein, davon kann keine Rede sein. Aber Sie wirken wie ein verlorenes Küken, das nicht mehr weiß, wohin.«
    Ich musste bei dem Vergleich lachen. Machte ich wirklich diesen Eindruck?
    »Das kann ich nicht zulassen, dass eine so wichtige Mitarbeiterin die ganze Zeit so niedergeschlagen ist. Vielleicht würde Ihnen etwas Luftveränderung gut tun.«
    Ich rutschte auf meinem Stuhl unruhig hin und her. »Wie meinen sie das?«
    »Nächste Woche ist doch die Buchmesse in Frankfurt. Was meinen Sie, wollen Sie mich begleiten?« Er sah mich freundlich an und hob direkt abwehrend die Hand.«
    »Kein Standservice, keine Bange. Dafür haben wir unsere Hostessen. Aber Sie könnten mich zu ein paar Kundengesprächen begleiten, dem einen oder anderen Geschäftsessen, die ohne weibliche Gesellschaft meist sterbenslangweilig sind. Und ansonsten genießen Sie das Frankfurter Nachtleben, bummeln über die Messe und schalten etwas ab. Was meinen Sie?«
    Mein Herz machte einen Sprung. War das wirklich sein Ernst?
    »Vielen Dank, Herr Denner«, stammelte ich etwas unbeholfen. »Das nehme ich sehr gerne an.«
    Für ein paar Tage aus Köln rauszukommen, war tatsächlich das Beste, was mir im Augenblick passieren konnte.
    »Dann wäre das ja geklärt. Buchen Sie für sich ein Einzelzimmer im meinem Hotel und einen Flug erster Klasse. Ich sitze ungern allein im Flieger.« Er sah mich kurz an und nickte.
    »Das wär’s dann.«
    Jetzt war er wieder ganz der Patriarch. Ich stand auf, strich meinen Rock glatt und verabschiedete mich. Innerlich war ich vor Aufregung allerdings jetzt schon ganz kribbelig und fühlte mich bei den Buchungen so, als würde ich in Urlaub fahren.
    Die nächsten Tage war ich deutlich besser gelaunt, und so verging die Zeit bis zur Messe wie im Fluge. Ich war erst einmal auf der Frankfurter Buchmesse gewesen und war erstaunt, wie viel Andrang dort auch an einem Fachbesuchertag herrschte. Wir hatten einen großen Stand mit zwei Sitzgruppen, und mein Chef hielt Wort. Ich war tatsächlich nur als Gast hier und musste nicht aushelfen.
    Ich blätterte gerade durch unseren Verlagsprospekt, als Herr Denner auf mich zukam.
    »Na, sehen Sie mal, wer mir begegnet ist!« Ich drehte mich um und blickte in die strahlend blauen Augen von Andrij Nazenkov. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
    »Frau Schneider«, meinte er und gab mir ganz galant einen Handkuss. »Ich freue mich, Sie hier zu treffen.« Bei diesen Worten leuchteten seine Augen noch intensiver, aber ansonsten ließ er sich nichts anmerken. Ich musste schlucken und spürte ein Kribbeln zwischen den Beinen.
    »Herr Nazenkov«, gab ich genauso unverfänglich zurück. »Das ist ja eine angenehme Überraschung. Wie laufen denn die Titel aus unserem Sortiment?«
    »Deshalb haben wir uns ja hier verabredet«, brachte mein Chef ein. »Wir wollen unsere Zusammenarbeit noch weiter ausbauen, nicht wahr, Andrij?«
    »Ich empfinde unsere Partnerschaft als sehr fruchtbar, Hans«, gab der Ukrainer mit seinem harten Akzent zurück und bedachte mich dabei mit einem Seitenblick. Das Kribbeln wanderte nun in meinen Bauch. Hoffentlich war das nur der Krabbensalat von heute Mittag, der sich da bemerkbar machte …
    »Wir treffen uns heute Abend zum Essen, Frau Schneider. Sie begleiten uns doch?«
    Ich konnte ja wohl schlecht nein sagen. Außerdem konnte dabei ja nichts passieren. Im Beisein meines Chefs würde sich Andrij ja wohl beherrschen.
    »Sehr gerne«, erwiderte ich und setzte mein bestes geschäftsmäßiges Lächeln auf.
    »Wollen Sie sich nicht einmal unseren Stand ansehen, Frau Schneider?«, meinte der Ukrainer. Ich warf meinem Chef einen Blick zu und hoffte inständig, dass er just in diesem Augenblick eine Beschäftigung für mich hatte, doch Herr Denner nickte nur.
    »Das ist eine gute Idee. Ich sehe Sie dann um neun beim Abendessen im ›Esplanade‹. In Abendgarderobe bitte.«
    Ich schloss ergeben die Augen und ließ mich von Andrij durch die Gänge lotsen. Jetzt am späten Nachmittag drängten sich noch mehr Menschen durch die Hallen. Und so dachte ich mir zuerst nichts dabei, als ich eine Berührung an meinem Po spürte. Dann wurde mir klar, dass es eine Hand war. Finger kniffen mich sanft ich das weiche Fleisch.
    »Ich habe dich vermisst«, raunte Andrij mir zu. Bei dem Stimmengewirr achtete niemand auf uns. Seine Hand strich
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