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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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sich der Kontrolle seiner »Perle« zu entziehen, indem er das Büro heimlich durch den Nebeneingang statt über das Vorzimmer verlässt.
    Äußerlich sind die Betroffenen in der Regel an ihrem finsteren Blick, den nicht vorhandenen Lachfalten sowie ihren halb auf den Nasenrücken gezogenen Schmetterlingsbrillen zu erkennen. Treffen mehrere an dieser Bürokrankheit leidende Kolleginnen aufeinander, empfiehlt es sich aus Sicherheitsgründen, schleunigst das Weite zu suchen.

    Umgang mit den Erkrankten:
    Ein paar Komplimente oder eine Schachtel Pralinen können manchmal wahre Wunder bewirken.
    Verwandte Krankheiten:
    Tyrannei
    Behandlungsmöglichkeit:
    Zwischendurch mal lächeln
    [Krankheitsverzeichnis]
    Drehauge
    (lat. oculus rotandus)
    Beschreibung:
    Muskuläre Entzündung des Augenmuskels infolge exzessiven Pupillenverdrehens, hervorgerufen durch zu viele an Büroerkrankungen leidende Mitarbeiter im Umfeld des Betroffenen
    Auslösende Bürokrankheiten:
    Alle
    Rechtliche Beurteilung:
    »Eine Verletzung während der Arbeit, die nicht durch Einfluss von außen, sondern durch eine Bewegung eines Körperteils entsteht, kann als Arbeitsunfall gewertet werden. Nachzuweisen ist hierbei, dass eine arbeitstypische Bewegung und nicht eine Vorerkrankung Auslöser des Unfalls war.« (Sozialgericht Karlsruhe, Urteil vom 21 . 04 . 2011 – Aktz.: S 1 U 3415 / 10 )
    Behandlungsmöglichkeit:
    Augen zu und durch!
    [Krankheitsverzeichnis]
    Dendrophilie
    (lat. seramis extrema, dt. grüner Daumen)
    Beschreibung:
    Form der Misanthropie; äußert sich durch eine übersteigerte Beziehung zu Bürogrünzeug
    Symptome:
    »Pflanzen sind die besseren Menschen« lautet das Credo des Erkrankten – und sein Arbeitsraum quillt über vor beblätterten »Gutmenschen«, denen er tatsächlich Namen gibt. Zwischen unzähligen Birkenfeigen (zum Beispiel »Bernd«, »Ulla« und »Robin«), Gummibäumen (»Uwe« und »Dörte«) und Yucca-Palmen (»Sören«, »Marc« etc.) lässt sich lediglich mit viel Fantasie ein Schreibtisch erahnen, der allerdings nur als Stellfläche für die kleineren Gewächse dient. Hierzu zählen unter anderem Usambaraveilchen, Fleißige Lieschen und Becherprimeln.
    Den Arbeitstag verbringt der Erkrankte größtenteils mit Umtopfen, Düngen, Zurechtstutzen und Gießen. Dabei redet er regelmäßig mit seinem Grünzeug (»Isser schööööööön gewachsen, der Uwe!«) und streichelt ihm mit liebevollem Blick sanft über die Blätter.
    Weitaus weniger Interesse zeigt der Erkrankte hingegen an seinen humanoiden Kollegen, die ihn aufgrund seiner Dendrophilie aber meist eh nur müde belächeln. Ringt er sich dennoch einmal dazu durch, sein Büro-top (mit langem »o«) kurzzeitig zu verlassen und einem Meeting beizuwohnen, trägt er eine Gießkanne bei sich – damit die (von professionellen Gärtnern betreuten) Hydrokulturen im Besprechungsraum »endlich mal wieder richtig bewässert werden«.

    Warnung:
    Versucht ein Erkrankter, eine zwischenmenschliche Beziehung mit Ihnen aufzubauen, ist Vorsicht angesagt! Höchstwahrscheinlich plant er eine längere Urlaubsreise und sucht lediglich nach einer Gießkannenvertretung. Ein Job, bei dem Sie grundsätzlich nur verlieren können.
    Verwandte Krankheiten:
    Grußstörung
    Behandlungsmöglichkeit:
    Breitbandherbizide, Entlaubungsmittel
    [Krankheitsverzeichnis]
    Drill-Damage
    (lat. dolor telephonicus)
    Beschreibung:
    Schwerwiegende körperliche Schäden durch den unsachgemäßen Gebrauch schnurgebundener Telefone
    Symptome:
    Eine Studie der Berufsgenossenschaft belegt: 99 , 96 % aller Bürounfälle ereignen sich während der Arbeitszeit, ein beträchtlicher Anteil davon durch die Verharmlosung der Gefahren, die von verdrillten Telefonkabeln ausgehen.
    So berichtete eine große Tageszeitung unlängst von einem Fall, bei dem ein übereifriger Controller eines Automobilzulieferers in Bayern versuchte, den Anruf seines Vorgesetzten bereits beim ersten Klingeln entgegenzunehmen. Allerdings war der Bewegungsradius seines Telefonhörers aufgrund einer hoffnungslos verdrehten Telefonschnur mittlerweile bedeutend eingeschränkt. Der Controller versuchte, diesen Effekt durch körperlichen Einsatz wettzumachen, und beugte sich – mit dem rechten Ohr voraus – ruckartig in Richtung Telefon. Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, tat er dies jedoch relativ ungelenk. Derzeit befindet er sich in einer renommierten Reha-Klinik, um sich von den Folgen seines Bandscheibenvorfalls zu erholen.
    Bereits
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