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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Angestellte (bzw. Beamte) schaffen sich gegenseitig Arbeit.
    Anders formuliert: Immer mehr Vorgesetzte stellen immer mehr Untergebene ein, damit sie ihre Macht in der jeweiligen Organisation sichern – und das, ohne dass tatsächlich mehr »echte« Aufgaben vorhanden sind.
    Um die Zeitspanne von 8 bis 17 Uhr (bzw. in der öffentlichen Verwaltung von 9 bis 15 Uhr) dennoch irgendwie mit arbeitsähnlichen Tätigkeiten zu füllen, beschäftigen sich die überflüssigen Mitarbeiter bevorzugt mit sich selbst oder versuchen, ihren Kunden (im öffentlichen Dienst »Bittsteller« genannt) das Leben so schwer wie möglich zu machen.
    Symptome:
    Kleinkarierte Vorschriften, überflüssige Formulare, sinnlose Richtlinien, unendliche Durchlaufzeiten
    Verwandte Krankheiten:
    Korinthenkackerei, Listenwahn
    Behandlungsmöglichkeit:
    Siehe Vordruck XB .fd 27 .z: »Informeller Antrag auf temporäre Annullierung von Standardgeschäftsprozessen – ›kleiner Dienstweg‹ (k DW )«. Durchschnittliche Bearbeitungsdauer: ca. 6 – 8 Wochen
    [Krankheitsverzeichnis]
    Büronostalgie
    (lat. officiose antiqua)
    Beschreibung:
    Konsequente Ablehnung moderner Bürohilfs- und Kommunikationsmittel
    Verbreitung:
    Tritt vermehrt bei Mitarbeitern über sechzig auf.
    Symptome:
    Computer sind Teufelszeug – denken zumindest die an Büronostalgie erkrankten Kollegen. Deshalb verweigern sie sich standhaft sämtlichen technischen Neuerungen seit den späten Achtzigerjahren. Ihr Textverarbeitungsprogramm heißt »Triumph-Adler Gabriele«, ihr PowerPoint »Buntstift«, und Tabellenkalkulationen führen sie nach wie vor mit Kugelschreiber, einem Lineal sowie dem guten alten Tischrechner aus. »Das papierlose Büro« hält der Büronostalgiker ebenso wie das »schnurlose Telefon« für einen Widerspruch in sich.
    Diagnose:
    Äußerlich sind die Erkrankten in erster Linie an ihren Fingerkuppen auszumachen, die durch regelmäßiges Hantieren mit Kohlepapier oft eine leicht schwärzliche Verfärbung aufweisen. Bürounterhaltungen beginnen sie gerne mit den Worten »früher« oder »damals«.
    Positive Aspekte der Krankheit:
    Einer der wenigen Vorteile der Büronostalgie liegt darin, dass die Betroffenen selbst bei Netzwerkproblemen und Stromausfällen imstande sind, ihren Aufgaben pflichtbewusst nachzugehen. In Phasen ohne technische Probleme (also in etwa 99 , 6 % der zur Verfügung stehenden Arbeitszeit) lässt ihre Effizienz hingegen eher zu wünschen übrig.
    Verwandte Krankheiten:
    Betriebsblindheit, Technische Legasthenie
    Behandlungsmöglichkeit:
    Rente
    [Krankheitsverzeichnis]
    Bürozucker
    (lat. diabetes ministeri, engl. jieper)
    Beschreibung:
    Ganztägige, durch unkontrollierten Dauernaschzwang hervorgerufene Überzuckerung
    Ansteckungsquellen:
    Krankheitserreger lauern an fast jeder Ecke: in der eigenen Schreibtischschublade, dem abteilungsinternen Naschteller im Druckerraum oder in den diversen Ober- und Unterschränken der Abteilungsküche. Von bürointernen Feierlichkeiten jeglicher Art einmal ganz zu schweigen. Oft verstecken sich die Erreger hinter harmlos klingenden Namen wie »Twix«, »Bounty«, »Mars« oder »Snickers«.
    Krankheitsverlauf:
    Der am Vorabend fest gefasste Vorsatz, ab heute abstinent zu leben, hält immerhin den kompletten Weg von der Tiefgarage bis zum hell erleuchteten Süßigkeiten-Automaten im Eingangsbereich. Dort versorgen sich die Erkrankten mit einem Kinderriegel – immerhin ist der ja gesund und ergänzt den von zuhause mitgebrachten Gemüseteller um eine »extra Portion Milch«.
    Am Arbeitsplatz angekommen, überlegen die Betroffenen kurze Zeit und 120 Kilokalorien später, was denn dringend ausgedruckt werden muss. In Ermangelung einer sinnvollen Alternative entscheiden sie sich schließlich für den aktuellen Aldi-Newsletter (unter anderem im Angebot: Fruchtgummi-Mix, sortiert für 0 , 89 Euro) und entdecken beim Abholen rein zufällig den soeben von der Sekretärin frisch aufgefüllten Naschteller im Druckerraum.
    Kurz vor der Mittagspause sowie unzählige Druckaufträge später macht sich ein erstes Völlegefühl breit. Der Erkrankte beschließt, standhaft zu bleiben und auf ein Dessert zu verzichten. Ein kleines Eis geht allerdings immer …
    Nachmittags reißt er sich, so gut es geht, zusammen: ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte auf der Geburtstagsfeier der netten Mitarbeiterin aus dem Vertrieb, ein Hanuta, das er in der Schreibtischschublade entdeckt hat, sowie ein XXL -Becher Schokopudding, den wohl
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