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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police
Autoren: Martin Walker
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wissen es. Ich werde die Rädelsführer verhören. Nennen Sie mir ihre Namen. Sie kennen diese Typen doch.«
    »Nein. Ich könnte allenfalls Mutmaßungen anstellen, aber die haben keine Beweiskraft.«
    »Darüber befinde ich«, entgegnete Duroc scharf. »Was wissen Sie schon? Sie sind nur ein einfacher Dorfpolizist und haben nicht mehr Vollmachten als ein kleiner Streifenbeamter. Also halten Sie sich raus. Diese Angelegenheit fällt in unser Ressort. Sagen Sie mir, was ich wissen will, und das wär's dann. Nennen Sie mir Namen, für Beweise sorge ich.«
    »Beweise werden nicht so leicht zu erbringen sein, nicht in einer kleinen Stadt, deren Einwohner die Brüsseler Gesetze fast ausnahmslos für verrückt halten«, entgegnete Bruno und ignorierte Durocs Beleidigungen. Wie dieser dachten die meisten Gendarmen über Vertreter der
police municipale,
bis ihnen klar wurde, wie sehr sie auf deren Ortskenntnisse angewiesen waren. Duroc musste diese Lektion wohl erst noch lernen, und Bruno nahm sich vor, ihm geduldig auf die Sprünge zu helfen.
    »Die Leute hier halten zusammen, zumindest gegenüber Außenstehenden«, erklärte Bruno. »Sie werden nicht mit Ihnen reden, erst recht nicht dann, wenn Sie sie unter Druck setzen.«
    Ehe der
capitaine
widersprechen konnte, stand Bruno auf, hob abwehrend die Hand und trat ans Fenster.
    »Werfen Sie mal einen Blick nach draußen, mein lieber
capitaine,
und lassen Sie uns vernünftig miteinander reden. Schauen Sie, der Fluss und die Klippen hinter den Weiden, wo häufig Angler sitzen, stundenlang. Und dahinten die alte Steinbrücke, von Napoleon erbaut, der alte Kirchturm und der Platz mit den kleinen Tischen darunter. Eine Kulisse, wie geschaffen für Film und Fernsehen. Tatsächlich wird hier häufig gedreht, wussten Sie das? Immer wieder kommen Kamerateams aus Paris, manchmal auch aus dem Ausland. Das sind Ansichten von Frankreich, die wir zeigen möchten und auf die wir stolz sein können. Ich möchte wirklich nicht dazu beitragen, dass dieses Bild beschädigt wird. Aber wenn ich mich auf Ihren Vorschlag einlasse, wenn wir auf einen bloßen Verdacht hin irgendwelche jungen Burschen festnehmen und mit harter Hand vorgehen, wird sich die ganze Stadt gegen uns auflehnen.«
    »Junge Burschen?« Duroc kniff die Brauen zusammen. »Wer da sabotiert, das sind doch die Händler vom Markt, Erwachsene.«
    »Glaub ich nicht«, erwiderte Bruno bedächtig. »Sie fragen mich nach meinen Ortskenntnissen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir es hier mit Dummen-Jungen-Streichen zu tun haben. Wenn Sie diese Burschen in die Mangel nehmen, sollten Sie sich über die Folgen im Klaren sein. Wütende Eltern, Protestmärsche, Demonstrationen vor der Gendarmerie. Womöglich streiken am Ende die Lehrer aus Sympathie, und der Bürgermeister wird sich auf die Seite der Eltern stellen müssen. Und dann fällt die Presse über uns her, bringt die Regierung in Verlegenheit, und das Fernsehen zeigt Bilder von einer Revolte im Herzen Frankreichs. Sie alle sähen sich in ihren Vorurteilen nur bestätigt - die Polizei schikaniert Kinder und anständige Bürger, die sich gegenüber herzlosen Bürokraten aus Brüssel zur Wehr setzen, um ihre Lebensgewohnheiten beibehalten zu können. Sie wissen doch, wie die Medien sind. Der Präfekt wird jedenfalls schnell vergessen haben, dass er Ihnen Order erteilt hat, Ihr Dienstherr in Paris lässt sich verleugnen, und mit Ihrer Karriere ist es bald vorbei.«
    Er drehte sich um und sah den
capitaine
mit nachdenklicher Miene vor sich stehen.
    »Wollen Sie wirklich dieses Risiko eingehen, nur um ein paar Kinder festzunehmen, die nicht einmal strafmündig sind?«
    »Kinder sagen Sie?«
    »Kinder«, wiederholte Bruno in der Hoffnung, mit dem Thema bald durch zu sein. Er hatte noch einen Änderungsantrag für das Feuerwerk am 14. Juli zu prüfen und musste um sechs im Tennisclub sein. »Ich kenne unsere jungen Leute«, fuhr er fort. »Sie trainieren bei mir Rugby und Tennis, machen Fortschritte und spielen dann in den Teams unserer Stadt. Ich bin mir sicher, dass einige von ihnen dahinterstecken, vielleicht angestiftet von ihren Eltern, aber es sind immer noch Kinder, und die sind denkbar schlecht geeignet, um an ihnen ein Exempel französischer Gerechtigkeit zu statuieren, das Brüssel beeindrucken könnte. Sie würden sich nur jede Menge Ärger einhandeln.«
    Bruno holte zwei Gläser und eine alte verstaubte Flasche aus dem Schrank.
    »Sie haben bestimmt noch nicht meinen
vin
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