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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police
Autoren: Martin Walker
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de noix
probiert, mein lieber
Capitaine,
eine der vielen Freuden des kleinen französischen Winkels, in den es Sie verschlagen hat. Er ist aus eigener Herstellung. Erweisen Sie mir die Ehre, und trinken Sie mit mir einen kleinen Aperitif auf unsere Zusammenarbeit.« Bruno schenkte ein und reichte Duroc mit großer Geste ein Glas. »Auch wenn er vielleicht nicht ganz an den Calvados heranreicht, den Sie in der Normandie brennen«, fügte er bescheiden hinzu. »Übrigens hätte ich eine Idee, wie sich unser Problem beilegen ließe.«
    Duroc blickte skeptisch drein, doch sein Gesicht hatte wieder eine normale Farbe angenommen. Widerwillig nahm er das Glas entgegen.
    »Es sei denn, Sie möchten meinen Vorgesetzten, den Bürgermeister, einschalten und ihm die Sache vortragen«, sagte Bruno. »Er könnte in der Tat veranlassen, dass ich diese Kinder zur Rechenschaft ziehe. Aber deren Eltern sind seine Wähler, und die nächsten Wahlen stehen vor der Tür...«
    »Was ist nun mit Ihrer Idee?«, fragte Duroc. Er schnupperte an seinem Glas, trank einen kleinen Schluck und schien zufrieden.
    »Tja, falls ich recht habe und es sind Kinder, die, wie Kinder nun mal sind, Dummheiten machen und Reifen plattstechen, könnte ich sie mir vorknöpfen und ein ernstes Wörtchen mit den Eltern reden. Damit hätten wir die Sache aus der Welt. Sie verfassen Ihren Bericht und melden, dass ein paar minderjährige Strolche aus dem Ruder gelaufen sind, jetzt aber wieder parieren. Das wär's. Keine Presse, keine aufgebrachten Eltern, kein Fernsehen. Keine unangenehmen Fragen aus dem Ministerium in Paris.«
    Der
capitaine
sagte lange Zeit nichts. Er musterte Bruno mit hartem Blick, schaute dann zum Fenster hinaus und nippte wieder an seinem Glas.
    »Wirklich gut, der Tropfen. Aus eigener Herstellung, sagen Sie?« Er nahm noch einen Schluck. »Ich muss Ihnen demnächst einmal von meinem Calvados zu trinken geben, den ich von zu Hause mitgebracht habe. - Vielleicht haben Sie recht. Es lohnt womöglich nicht, wegen einiger Kindereinen Aufstand zu machen. Trotzdem werde ich dem Präfekten morgen Bericht erstatten. Hoffen wir, dass keine weiteren Reifen zerstochen werden.«
    Bruno schwieg, hob lächelnd sein Glas und hoffte, dass die Inspektoren die Kartoffel noch nicht entdeckt hatten.
    »Wir
flies
müssen doch zusammenhalten, oder?« Duroc grinste und beugte sich vor, um mit Bruno anzustoßen.
    Plötzlich leierte Brunos Handy, das auf dem Schreibtisch lag, die Melodie der
Marseillaise.
Seufzend und mit einem unguten Gefühl nahm er den Anruf entgegen.
    Es war Karim, außer Atem und mit schriller Stimme.
    »Bruno, komm schnell«, rief der junge Mann. »Es ist wegen Opa. Ich glaube, er ist ermordet worden.«
    »Was ist passiert? Wo bist du?«
    »Bei ihm zu Hause. Ich wollte ihn zum Essen abholen. Hier ist alles voller Blut.«
    »Rühr nichts an. Ich bin gleich bei dir.« Bruno klappte das Handy zu und wandte sich an Duroc. »Vergessen wir die Dummen-Jungen-Streiche, mein Freund. Wir haben es jetzt mit einem Verbrechen zu tun. Vielleicht Mord. Wir nehmen meinen Wagen. Augenblick noch, ich rufe die Feuerwehr!«
    »Wozu die Feuerwehr?«, fragte Duroc.
    »Die kommt bei uns in allen Notfällen zum Einsatz. Erste Hilfe, Ambulanz und so weiter. Allerdings scheint es, dass es dafür zu spät ist. Trotzdem, wir sollten uns an die Vorschriften halten. Sie werden bestimmt Ihr Büro informieren wollen. Wenn wir es tatsächlich mit einem Mord zu tun haben, muss die
police nationale
in Périgueux eingeschaltet werden.«
    »Mord?« Duroc setzte sein Glas ab. »In Saint-Denis?«
    »Sieht so aus.« Bruno alarmierte die Feuerwehr, nannte die Einsatzadresse und griff nach seiner Mütze. »Auf geht's! Ich fahre! Verständigen Sie Ihre Leute!«
     

5
    Karim wartete vor der Tür des Häuschens. Er war kreidebleich und sah aus, als hätte er sich erbrochen. Er trat zur Seite, um Bruno und Duroc vorbeizulassen.
    Der alte Mann war erstochen worden. Er lag mit bloßem Oberkörper in einer Blutlache am Boden. Aus einer großen Schnittwunde im Bauch waren Eingeweide ausgetreten, die sich über den ganzen Unterleib verteilten. Es stank. Fliegen schwärmten umher. Die Blutspuren auf der Brust des alten Arabers schienen ein Muster abzubilden.
    »Sieht aus wie ein Zeichen«, sagte Bruno und rückte näher, vorsichtig darauf bedacht, nicht ins Blut zu treten. Der Alte lag verrenkt am Boden. Der Rücken war durchgebogen, wie über einen Gegenstand gekrümmt, der aber vor lauter Blut
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