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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine
Autoren: Donna Leon
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untergebracht?«
    »Im Paganelli«, sagte Dr. Crowley. Brunetti wunderte sich, wie eine so große Gesellschaft dort Platz fand, und mehr noch, daß es Amerikaner gab, die so klug waren, dieses Hotel zu wählen.
    »Und heute abend? Ist da irgendwo ein gemeinsames Essen geplant?« erkundigte sich Brunetti mit dem Hintergedanken, bei der Gelegenheit vielleicht gleich alle miteinander befragen zu können, solange ihre Erinnerungen noch frisch waren.
    Die Crowleys wechselten einen Blick. »Nein, nicht direkt«, antwortete er. »Wissen Sie, dies ist unser letzter Abend in Venedig, da wollten einige von uns auf eigene Faust losziehen.« Und mit einem verlegenen Lächeln setzte er hinzu: »Wir sind es wohl langsam leid geworden, jeden Abend mit denselben Leuten zu speisen.«
    »Wir hatten vor, ein bißchen herumzubummeln, bis wir ein Restaurant finden, das uns gefällt, und wollten dann dort einkehren«, ergänzte seine Frau und lächelte, als sei sie stolz auf diesen eigenständigen Entschluß. »Aber jetzt ist es schon recht spät geworden.«
    »Und die Gruppe?« hakte Brunetti nach.
    »Für die ist in einem Restaurant in San Marco reserviert«, sagte die Frau.
    »Aber das«, fiel ihr Mann ein, »hat uns nicht gereizt. Es klang zu sehr nach kitschigem Lokalkolorit.«
    Womit sie wahrscheinlich recht hatten. »Wissen Sie noch den Namen des Restaurants?« fragte Brunetti.
    Die Crowleys schüttelten bedauernd den Kopf; der Mann antwortete für beide. »Tut mir leid, Inspektor, aber den habe ich nicht behalten.«
    »Sie sagten, dies sei Ihr letzter Abend in Venedig«, begann Brunetti erneut; beide nickten. »Und wann brechen Sie morgen auf?«
    »Nicht vor zehn«, antwortete sie. »Wir fahren mit dem Zug nach Rom, und am Donnerstag geht unser Flug. So sind wir rechtzeitig vor Weihnachten daheim.«
    Brunetti griff nach der Rechnung der beiden, addierte seinen Kaffee hinzu und legte fünfzehn Euro auf den Tisch. Fred Crowley wollte es nicht dulden, aber Brunetti sagte: »Das geht aufs Spesenkonto«, was gelogen war, doch der Amerikaner gab sich damit zufrieden.
    »Ich kann Ihnen ein Restaurant empfehlen«, erbot sich Brunetti und fuhr fort: »Ich würde gern morgen früh in Ihr Hotel kommen und noch einmal mit Ihnen reden und mit den anderen aus Ihrer Gruppe, die Sie erwähnt haben.«
    »Frühstück ab halb acht«, versetzte Mrs. Crowley, »und die Petersons sind immer sehr pünktlich. Lydia Watts könnte ich nachher anrufen und sie bitten, um acht herunterzukommen, damit Sie auch mit ihr sprechen können.«
    »Geht Ihr Zug um zehn, oder verlassen Sie um zehn das Hotel?« Brunetti hoffte sehr, daß es ihm erspart bliebe, schon früh um halb acht am anderen Ende von San Marco zu sein.
    »Der Zug fährt um zehn, also müssen wir Viertel nach neun aufbrechen. Die Reiseleitung hat ein Boot bestellt, das uns zum Bahnhof bringt.«
    Brunetti erhob sich und wartete, bis der Doktor seiner Frau in den Parka geholfen und dann den seinen übergezogen hatte. In den wattierten Jacken verdoppelte sich der Körperumfang der beiden. Brunetti ging voran und hielt ihnen die Tür auf. Draußen, auf dem campo, deutete er nach rechts und wies ihnen den Weg über die Calle della Mandola zum Rosa Rossa. Dem Wirt sollten sie ausrichten, Commissario Brunetti habe sie geschickt.
    Beide wiederholten seinen Namen, und Fred Crowley sagte: »Entschuldigen Sie, Commissario. Als Sie sich vorstellten, habe ich wohl Ihren Dienstgrad nicht verstanden. Hoffentlich nehmen Sie's mir nicht übel, daß ich Sie zum Inspektor degradiert habe.«
    »Aber ich bitte Sie!« Brunetti lächelte verbindlich. Man gab sich die Hand, und der Commissario sah den beiden nach, bis sie hinter der Kirche verschwanden.
    Als er wieder an den Tatort kam, salutierte der uniformierte Beamte, der neben einem der Absperrpfosten stand. »Sind Sie ganz allein hier?« fragte Brunetti. Sämtliche Decken und die wenigen vorhin noch verbliebenen Taschen waren verschwunden; letztere hatte vermutlich die Spurensicherung beschlagnahmt.
    »Jawohl, Commissario. Ach, und Santini läßt Ihnen ausrichten, er habe nichts gefunden.« Also weder Projektile, dachte Brunetti, noch sonstige Indizien, die auf die Spur der Mörder hätten führen können.
    Sein Blick schweifte über das abgesperrte Areal. Es dauerte einen Moment, bis er auf den ovalen Sägemehlhügel in der Mitte aufmerksam wurde. »Was ist das?« fragte er und wies mit vorgestrecktem Kinn auf die Erhebung.
    »Das - ähem - ist wegen dem Blut,
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