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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel
Autoren: Ellis Peters
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Dankgebet, wenn auch ein unhörbares.
    Als Beringar wieder hinausging, war die Brücke herabgelassen und von Wachtposten aus König Stephens Armee besetzt. Sie prüften seinen Passierschein eingehend, ließen ihn dann aber ohne weiteres durch. Anscheinend hatte Stephen entsprechende Anweisungen gegeben. Er ging über die Brücke und betrat die Stadt durch das bewachte, aber offene Tor.
    Beringar kannte sie gut, und er wußte genau, wohin er sich wenden mußte. Die Stadt lag auf einem Hügel, und auf seinem Gipfel befand sich die Metzgergasse.
    Edric Fleshers Laden war der stattlichste von allen, aber auch er war verschlossen wie alle anderen. Es sah nicht so aus, als sei hier schon geplündert worden. Beringar klopfte an die verriegelte Tür, und als er drinnen gedämpfte Laute hörte, sagte er: »Ich bin Hugh Beringar! Edric – Petronilla – laßt mich ein, ich bin allein!«
    Er hatte halb damit gerechnet, daß die Tür verriegelt bleiben würde; jetzt aber wurde sie geöffnet, und Petronilla strahlte ihn an und schloß ihn in ihre Arme, als sei er ihr Retter. Sie wurde alt, aber sie war noch immer rundlich und frisch – er hatte in dieser belagerten Stadt noch keinen Menschen gesehen, der so gesund wirkte wie sie. Ihr graues Haar hatte sie ordentlich unter eine weiße Haube gesteckt, und ihre grauen Augen blitzten so lebhaft und intelligent wie eh und je.
    „Herr Hugh – endlich ein Mensch, den man kennt und dem man vertrauen kann!« Beringar spürte sofort, daß sie ihm keineswegs vertraute. »Tretet ein und seid willkommen! Edric, es ist Hugh – Hugh Beringar.« Edric Flesher trat hinzu, ein großer, verantwortungsbewußt wirkender Mann mit rosiger Haut, der Zunftmeister der Fleischer in dieser Stadt und außerdem ein Ratsherr.
    Sie zogen Beringar ins Haus, und es entging ihm nicht, daß sie die Tür wieder fest verriegelten. Das konnte ihm nur recht sein.
    Ohne Einleitung sagte er, was von einem liebenden Mann in dieser Situation erwartet wurde: »Wo ist Godith? Ich bin gekommen, sie zu suchen und in Sicherheit zu bringen. Wo hat er sie verborgen?«
    Sie schienen etwas zu angestrengt damit beschäftigt, an der Tür auf feindliche Fußtritte zu lauschen, um dem, was er sagte, viel Aufmerksamkeit zu schenken. Und sie waren mit ihren eigenen Fragen zu schnell bei der Hand, um seine zu beantworten.
    „Hat man Euch verfolgt?« fragte Edric besorgt. »Sollen wir Euch verstecken?«
    »Wart Ihr in der Burg?« fragte Petronilla und tastete ihn nach etwaigen Wunden ab. Als sei sie nicht Godiths, sondern sein Kindermädchen gewesen und habe sich um ihn von klein auf bis jetzt gekümmert! Dabei hatte sie ihn doch seit der Kinderverlobung nur zwei-oder dreimal gesehen. Ihre Sorge war ein bißchen zu übertrieben. Nein, sie wollten nur etwas Zeit schinden, um zu überlegen, wieviel er wissen durfte.
    »Sie sind schon hier gewesen«, sagte Edric. »Ich glaube nicht, daß sie noch einmal her kommen – sie haben alles nach dem Statthalter und Lord Fulke abgesucht. Wir können Euch unterbringen, wenn Ihr ein sicheres Versteck braucht. Sind sie Euch hart auf den Fersen?«
    Sie wußten sicherlich, daß er nie in der Burg gewesen war und sich in keinster Weise zu FitzAlan bekannt hatte. Adeney hatte zu dieser gewieften alten Dienerin und ihrem Mann großes Vertrauen gehabt; sie wußten ganz genau, wer zu ihm gehalten hatte und wer in sicherer Entfernung geblieben war.
    „Nein, ich bin nicht in Gefahr und brauche kein Versteck. Ich suche Godith. Man sagt, daß ihr Vater sie nicht mit FitzAlans Familie fortgeschickt hat. Wo kann ich sie finden?«
    »Hat Euch jemand geschickt, um nach ihr zu suchen?« fragte Edric.
    „Nein, niemand... aber wo sollte Adeney sie sonst verstecken?
    Natürlich kam ich zuerst zu euch. Nun sagt mir nicht, daß sie nicht hier war!«
    „Doch, sie war hier«, sagte Petronilla. „Jedenfalls bis vor einer Woche. Aber sie ist weg, Hugh, Ihr kommt zu spät. Er schickte zwei Edelmänner, die sie mitnahmen. Nicht einmal wir wissen, wohin. Ich bete zu Gott, daß sie in Sicherheit ist!« Die Inbrunst, mit der sie das sagte, ließ keinen Zweifel daran, daß sie bereit war, für ihren Schützling zu kämpfen und zu sterben. Und zu lügen, wenn es sein mußte.
    »Aber könnt ihr mir denn nicht helfen, zu ihr zu gelangen?
    Schließlich bin ich ihr doch zum Ehemann versprochen. Falls ihr Vater tot sein sollte, bin ich für sie verantwortlich. Und wie die Dinge stehen, könnte das durchaus möglich
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