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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot
Autoren: Dale Brown
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Volksbefreiungsarmee: ein junger, intelligenter Offizier, der eine Vision hatte. Mit nur dreiundfünfzig Jahren war der wegen seines dunklen, fast indianerhaft wirkenden Teints als »Schwarzer Tiger« bekannte Sun der bei weitem jüngste Admiral in der Geschichte der Volksrepublik China. Er war mindestens fünfzehn Jahre jünger als die übrigen Mitglieder des Zentralen Militärausschusses und fast dreißig Jahre jünger als General Chin Po Zihong, der als Generalstabschef sein Vorgesetzter war. Die Familie Sun bekleidete hohe Staats- und Parteiämter: Sein Vater Sun Jian leitete als Minister die Staatskommission für Wissenschaft und Technologie, die den Auftrag hatte, die stark veraltete Telekommunikations-infrastruktur Chinas zu modernisieren.
    Aber Sun verdankte seinen Posten keineswegs nur den guten Beziehungen seiner Familie, sondern hatte ihn sich durch unerschütterliche Loyalität gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas und ihrer Führung verdient - erst als Befehlshaber der Südchinesischen Kriegsflotte, dann als Militärberater des als Hardliner geltenden Ministerpräsidenten Li Peng, danach als Chef des Admiralstabs der Kriegsmarine der Volksbefreiungsarmee und nun als erster Stellvertreter des Generalstabschefs. Der Schwarze Tiger, der bestimmt zum Chef des Generalstabs oder sogar zum Verteidigungsminister aufsteigen würde, gehörte zweifellos zu den diensteifrigsten Offizieren des riesigen chinesischen Militärs.
    Als Stellvertreter des Generalstabschefs hatte Sun sich die Aufgabe gestellt, die große Volksbefreiungsarmee zu modernisieren, sie ins einundzwanzigste Jahrhundert zu führen. Vor einigen Jahren war er Chef des Stabes an Bord des ehrgeizigsten Hochseeprojekts Chinas mit der Tarnbezeichnung EF5 gewesen: des Zerstörers Hang Lung oder Roter Drache. Die Hang Lung war ein erstaunliches Kriegsschiff gewesen, das sich mit den modernsten Schiffen anderer Staaten hatte messen können. Sie hatte die Speerspitze eines ehrgeizigen Plans von Generalstabschef Chin Po Zihong zur Besetzung einiger Philippineninseln gebildet und war durch gemeinsame Angriffe von amerikanischer Luftwaffe und U.S. Navy versenkt worden. Aber bis zu ihrem gewaltsamen Ende hatte die Hang Lung den Seeund Luftraum der südlichen Philippinen im Umkreis von hunderten von Kilometern beherrscht.
    So sah die Militärmacht aus, die China brauchte, um sich im einundzwanzigsten Jahrhundert behaupten zu können - und Admiral Sun Ji Guoming war entschlossen, dafür zu sorgen, dass China die Technologie entwickelte, die es brauchte, um zukünftige Herausforderungen meistern zu können.
    »Abwurf in sechzig Sekunden! Transfer von Navigationsdaten läuft. Piloten, Kurs, Höhe und Geschwindigkeit halten!«
    Als der Countdown sich dem Ende näherte, traten die Soldaten von dem Frachtstück im Laderaum zurück. Sun zählte sie rasch: Sechs Mann hatten hier gearbeitet, und er zählte sechs Mann und sich selbst. Bei solchen Arbeiten waren Unfälle häufig, aber es hätte keinen guten Eindruck gemacht, wenn es unter seiner Aufsicht einen gegeben hätte.
    »Klar zum Abwurf! Achtung, Fracht wird in fünf Sekunden abgeworfen! Fünf... vier... drei... zwei... eins... Abwurf!« Sun hörte mehrere scharfe Knalle, als die straffen Spanngurte durchtrennt wurden, und fühlte ein Zittern, das den Rumpf der Maschine durchlief. Dann setzte das Frachtstück sich langsam in Bewegung und rollte rückwärts durch die Heckluke hinaus.
    Das »Frachtstück« war eine chinesische M-9, eine ballistische Mittelstreckenrakete. Als Entwicklungschef der Volksarmee führte Admiral Sun Ji Guoming einen weiteren Versuch durch, um die Möglichkeiten des Einsatzes taktischer Lenkwaffen des Typs M-9 von unkonventionellen Abschussplattformen aus zu erproben. Auch andere Staaten experimentierten seit Jahren mit alternativen Startverfahren für Raketen, um sie weniger verwundbar für Gegenangriffe zu machen. Am häufigsten waren mobile Abschussrampen auf Lastwagen oder Eisenbahnwagens, von denen auch China viele verwendete. Aber obwohl die Lenkwaffen auf diese Weise transportabel waren, brauchten sie genau eingemessene Abschusspunkte, damit ihre Trägheitsnavigationssysteme eine genaue Positionsbestimmung vornehmen konnten, was wiederum bedeutete, dass diese Punkte erkannt und angegriffen werden konnten.
    Die Einführung der Satellitennavigation durch das Global Positioning System (GPS) hatte die Treffsicherheit von Waffensystemen dramatisch gesteigert. Jetzt war es selbst im
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