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Brown, Dale - Schattenpilot

Brown, Dale - Schattenpilot

Titel: Brown, Dale - Schattenpilot
Autoren: Dale Brown
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Taiwans übermächtigen Nachbarn, gerichtete Erklärung, die Republik China auf Taiwan habe die Absicht, jetzt den ihr zustehenden Plan auf der Weltbühne einzunehmen. Taiwan war keine abtrünnige Provinz Chinas mehr; seine Regierung war nicht länger eine Rebellenregierung. Als neuntgrößte Wirtschaftsmacht der Welt war die Republik China die wirtschaftlich stärkste Nation Asiens und hatte weltweit die höchsten Devisenreserven. Jetzt war es ein souveräner Staat. Das alles würde ihm niemand mehr rauben können.
    Die Stimmabgabe dauerte noch eine Stunde, aber schließlich stand das Ergebnis fest und wurde bekannt gegeben, um überall in die Welt verbracht zu werden: Unabhängigkeit.
Southbeach; Oregon
Samstag, ij. Mai 1997, 04:15 Uhr Ortszeit
(07:15 Uhr nordamerikanische Ostküstenzeit)
    Wie immer in den vergangenen Jahren wachte der pensionierte Luftwaffengeneral um vier Uhr morgens auf, ohne dafür einen Adjutanten, einen telefonischen Weckdienst oder auch nur einen Wecker gebraucht zu haben. Er war ein Mann, der stets die Tagesordnung geschrieben hatte, statt sie sich von anderen vorschreiben zu lassen. Er war es gewöhnt, dass andere sich nach seinen Vorgaben in Bewegung setzten.
    Aber jetzt erwartete ihn niemand im Lageraum eines Luftwaffenstützpunkts, es gab keine Einsätze im Morgengrauen zu fliegen und keine internationalen Krisen zu analysieren, damit eine Reaktion geplant werden konnte. Seine Uniform war jetzt kein Pilotenoverall aus grünem Nomex oder ein frisch gebügelter Dienstanzug aus blauem Wolltuch. Stattdessen trug er ein Flanellhemd, Thermal-Unterwäsche - noch aus seiner Pilotenzeit in Flugzeugen, deren Konstrukteuren es wichtiger gewesen war, die Elektronik warm zu halten als die Menschen -, Wollkniestrümpfe, hohe Gummistiefel, eine alte olivgrüne Pilotenjacke und einen uralten Buschhut in Tarnfarben aus der Zeit des Vietnamkriegs, an dem Fliegen und Blinker steckten. Er wusste nicht, dass diese Dinger an seinem Hut nichts mit Hochseefischerei zu tun hatten, aber das kümmerte ihn nicht weiter, denn alles gehörte zur »Uniform«.
    Aus alter Gewohnheit schnallte er sich die Timex-Fliegeruhr aus gehärteter Kohlefaser ans linke Handgelenk, obwohl ihm jetzt seine innere Uhr genügte; außerdem nahm er sein Mobiltelefon aus der Ladestation, schaltete es ein und steckte es in eine Gürteltasche, obwohl er keinen Anruf erwartete und niemanden anrufen wollte. Aber seit er vor über zwanzig Jahren sein erstes Kommando übernommen hatte, war es undenkbar geworden, seine Unterkunft ohne Handfunkgerät oder Mobiltelefon und Piepser zu verlassen - und solche Gewohnheiten halten sich lange. Das Mobiltelefon stellte gewissermaßen die Verbindung zu seinem alten Leben, zu seiner alten Machtbasis dar. Sein altes Leben war ihm genommen worden, aber er wollte nicht ganz darauf verzichten.
    Das Wetter im mittleren Bereich der Küste Oregons entsprach der Stimmung des Mannes: grau, wolkig und leicht depressiv. Der Mann hatte viele Jahre im Südwesten verbracht, vor allem im Süden Nevadas mit über dreihundert wolkenlosen Sonnentagen im Jahr. Er hatte die Sonne und die Hitze, die sie mitbrachte, oft genug verflucht -Apriltage mit fünfunddreißig Grad im Schatten, viele Nächte mit über dreißig Grad, verdammt wenig Triebwerksleistung über den hoch gelegenen Wüsten -, aber jetzt hätten ihm etwas Sonne und Wärme gut getan. Das Wetter sah nicht gut aus: tief hängende Wolken, Nieselregen, Wind aus Südwest mit zehn Knoten, der bis nachmittags bestimmt wieder auf dreißig bis vierzig Knoten auffrischen würde.
    Kein ideales Angelwetter, aber hol's der Teufel - er hatte nichts zu tun, außer herumzuhocken und die noch immer nicht ausgepackten Umzugskartons in seinem kleinen Mobilheim in South Beach, einer abgelegenen Ferien- und Ruhestandssiedlung ungefähr achtzig Meilen südwestlich von Portland, anzustarren. Der von der Luftwaffe beauftragte Spediteur hatte die Kartons vor sieben Monaten hier abgliefert, aber sie standen noch immer buchstäblich unberührt da. In der unteren Ecke eines mit »Andenken« beschrifteten Kartons sah er ein bleistiftgroßes Loch und fragte sich, ob es den Mäusen Spaß machte, an den Plaketten, Urkunden, Fotos und Erinnerungsstücken herumzunagen, die er darin verpackt hatte. Dann hätte wenigstens überhaupt jemand seinen Spaß daran gehabt.
    Der Mann beschloss, loszufahren und zu tun, was er vorgehabt hatte - zum Teufel mit aller Verbitterung; mit allen schlimmen
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